Österreich bekommt Corona-Ampel-System
Bis September soll es das Kontrollsystem landesweit geben. Die WHO widerspricht indes der Rede von einer »zweiten Welle«.
Wien. Angesichts steigender Infektionszahlen in Österreich – von Freitag auf Samstag gab es insgesamt 115 neue Fälle – will Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bis September ein vierstufiges Ampelsystem (ähnlich jenem für alpine Lawinengefahr) einführen. Dieses solle „auf den ersten Blick“über das Ansteckungsrisiko auf Bundesebene und in den jeweiligen Bundesländern informieren, heißt es in einer Aussendung am Samstag.
Neu ist die Idee nicht, da es ähnliche Systeme schon in anderen Ländern (Deutschland, Italien) gibt. Auch Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi (Grüne) hatte ein Ampelsystem für Städte schon Ende Mai gefordert. Damals aber lehnte Anschober die Idee, das Infektionsrisiko an einer Zahl festzumachen, ab, da für die Risikobestimmung unterschiedlichste Faktoren berücksichtigt werden müssten, sagt eine Sprecherin des Ministers auf Anfrage der „Presse am Sonntag“. Nun scheint Anschober aber doch von der Idee überzeugt zu sein. Die Ampel soll einem Schema aus Rot, Orange, Gelb und Grün folgen. Welche Faktoren im Detail zur Bestimmung
des Gefahrenpotenzials herangezogen werden, will man aber noch nicht konkretisieren. „Details dazu folgen“, sagt die Sprecherin. Nur so viel: Die „Besonderheiten“Österreichs, die das Epidemiegesetz bedingt (Bezirke und Länder können relativ autonom über Maßnahmen entscheiden) würden in die Umsetzung einfließen. Indes startet ab Montag eine umfassende freiwillige Screeningoffensive mit Tests in Risikobereichen. Die Exekutive wird, wie das Innenministerium inzwischen angekündigt hat, nun wieder vermehrt die Coronaregeln kontrollieren.
Zweiter Höhepunkt, erste Welle. Der Anstieg von Coronainfektionen, auch weltweit, ist der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge jedoch kein Anzeichen einer zweiten Welle. Vielmehr handle es sich um einen zweiten Höhepunkt der ersten Welle, sagte der WHO-Nothilfekoordinator Michael Ryan am Freitag. Umso mehr müssten Maßnahmen wie Handhygiene, Abstand halten und die Isolation von Infizierten und deren Kontaktpersonen konsequent angewandt werden.