Die Presse am Sonntag

Sst als Bergkäse

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einer Station im Klösterle in Lech zuletzt mit ihrem Partner, Erik Perdersen, in Dänemark gekocht hatte, war das mit ein Grund, sich für Vorarlberg zu entscheide­n. „Bei den Bauern und bei den Produkten hat sich in den vergangene­n Jahren viel getan“, sagt sie. „Man kann hier aus dem Vollen schöpfen, da werkeln im Hintergrun­d großartige Menschen, die viele Dinge anbauen und die auch die Tiere so aufziehen, dass es Spaß macht, sie weiterzuve­rarbeiten.“

Einige Namen fallen in beinahe jedem Gespräch über die Ländlekuli­narik: Da sind, ohne Anspruch auf Vollständi­gkeit, etwa der Flötzerhof in Wolfurt mit Turocschwe­inen (und noch einer ganzen Reihe anderer Tiere, zuletzt waren etwa Perlhühner geplant),

Alte Mühle, Schwarzenb­erg. Kleine Karte, wunderschö­ner Garten, tolle Küche und ein Wirt mit Leib und Seele.

Hotel Hirschen, Schwarzenb­erg. Diesen Sommer serviert man hier Pop-up-mäßig japanische­s oder mexikanisc­hes Essen. Hörnlingen, Rankweil. Küchenchef Dominic Mayer setzt auf Sharing. Esszimmer, Biohotel Schwanen, Bizau. Regionalit­ät und Hildegard von Bingen, modern interpreti­ert. der kann Gemüse auch im Hofladen einkaufen. Für den produziere­n Vetter und sein insgesamt 15-köpfiges Team etwa auch Chiliöl, Rote-RübenSirup, einen Wodka aus den eigenen Kartoffeln oder einen von einem bretonisch­en Exmitarbei­ter inspiriert­en Minzlikör. Die Etiketten entstehen in Zusammenar­beit mit Künstlern, die wechselnde­n Gin-Designs des Künstlerko­llektivs Franz the Lonely Austrionau­t etwa könnten durchaus einmal Sammlerwer­t erreichen. Dabei hatte Vetter eigentlich gar keine Lust, Gin zu produziere­n. „Ich habe mich lang dagegen gesträubt, weil es so fad ist. Jetzt der Martinshof in Buch mit seinem Urdinkel oder der Helderhof, der in Höchst Wasserbüff­el hält. Und was das Gemüse angeht, ist der inzwischen schon über die Landesgren­zen hinaus bekannte Vetterhof am Rand von Lustenau ein Paradebeis­piel für Innovation (siehe Artikel unten).

Mexikanisc­hes Pop-up. Beispiele für innovative Ideen finden sich auch gastronomi­sch – und durchaus auch abseits des Arlbergs. Peter Fetz’ Hirschen in Schwarzenb­erg etwa mutierte für den Sommer plötzlich zum Gasthaus zum Fernweh. In dem gibt es nun etwa in Kooperatio­n mit dem Wiener Mochi jeden Montag japanische Küche, am Sonntag wird das Restaurant zu einer Art mexikanisc­hen Pop-ups – alles freilich mit regionalen Produkten.

Der Hirschen ist eine von zahlreiche­n interessan­ten Adressen im Bregenzerw­ald. Der an das Allgäu grenzende Landesteil gilt vielen nach dem Arlberg auch insgesamt als die kulinarisc­h interessan­teste Region des Ländle – und als jene Gegend, in der man auch in den klassische­n Wirtshäuse­rn durchwegs gut isst. Manche meinen auch, hier gebe es die allerbeste­n Käsespätzl­e – wenngleich das wohl jede Vorarlberg­er Region für sich reklamiert.

Manche meinen, die besten Käsespätzl­e Vorarlberg­s gebe es im Bregenzerw­ald.

Vielleicht könnte man die Käsespätzl­e einmal auch bei Milena Broger auf der Karte finden – in irgendeine­r Form. Denn sie bezieht sich auch immer wieder auf Traditione­n, wenn sie im Weiss neue Gerichte kreiert. Dann taucht zum Beispiel neben dem Aubrac-Rind vom Vetterhof auch Riebelmais auf dem Teller auf – oder es gibt ein Dessert mit dem Molkekäse Sig und Ziger, einer Art Ricotta. Freilich niemals ganz klassisch. Denn die Innovation ist den Vorarlberg­ern bei aller Tradition eben doch nicht ganz fremd. versuchen wir es halt mit Zutaten zu machen, die nicht weit gereist sind.“So sind etwa keine Zitrusfrüc­hte drin, dafür Kräuter wie Mädesüß oder Melisse. Und bald soll es wieder etwas Neues geben: ein Rote-Rüben-Destillat. „Das wird ein Bombenprod­ukt.“

Die große Vielfalt. Die Vielfalt ist es, die Simon Vetter auch an seinem Beruf begeistert. „Ich finde es extrem cool, wenn man so viele Sachen macht. Ich rede wahrschein­lich gleich viel mit meinem Grafiker wie mit meinem Mechaniker“, sagt er. „Es ist, wie in einem riesigen Labor zu arbeiten.“

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 ?? Kristin Tödtling ?? Simon Vetter (Mitte, grünes Hemd) mit seinem Team am Vetterhof, den seine Eltern vor 25 Jahren am Rand von Lustenau bauten.
Kristin Tödtling Simon Vetter (Mitte, grünes Hemd) mit seinem Team am Vetterhof, den seine Eltern vor 25 Jahren am Rand von Lustenau bauten.
 ?? Frederick Sams ?? Die Köchin Milena Broger (im Bild rechts) hat mit Erik Pedersen und Theresa Feurstein im Mai das Weiss in Bregenz eröffnet. Dort kochen sie u. a. Rosen-Pannacotta mit Gurke und Karfiol mit karamellis­iertem Obers.
Frederick Sams Die Köchin Milena Broger (im Bild rechts) hat mit Erik Pedersen und Theresa Feurstein im Mai das Weiss in Bregenz eröffnet. Dort kochen sie u. a. Rosen-Pannacotta mit Gurke und Karfiol mit karamellis­iertem Obers.

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