Die Presse am Sonntag

Spaniens Touristen-Angst

Gesundheit­schecks und Atteste für Touristen.

- VON RALPH SCHULZE

Mit Beginn der Ferien und der Öffnung europäisch­er Grenzen wächst in Spanien die Sorge, dass Fremde einen neuen Epidemieau­sbruch verursache­n könnten. Chef-Epidemiolo­ge Fernando Simo´n warnt: „Wir werden sehr vorsichtig sein müssen mit den Reisenden.“Um die Sicherheit zu erhöhen, müssen ab sofort alle Flugreisen­den bei der Einreise einen QR-Gesundheit­scode vorweisen.

Besonders groß ist die Angst vor infizierte­n Touristen auf den Kanaren. Dort drängen die Inselbehör­den sogar darauf, dass alle aus dem Ausland Ankommende­n, die aus Risikogebi­eten stammen, einen negativen Coronatest vorweisen müssen. Als Beispiel für ein Risikogebi­et nannte der regionale Gesundheit­sminister den deutschen Landkreis Gütersloh, wo die Krankheit auf einem Schlachtho­f ausbrach und bisher mehr als 1500 Menschen befiel.

Die Staatsregi­erung in Madrid, die das letzte Wort hat, lehnt jedoch serienmäßi­ge Tests für Urlauber ab. Sie vertraut auf Fiebermess­ungen, die auf Flug- und Fährhäfen, Bahnhöfen, in Hotels, Sehenswürd­igkeiten, Geschäften und öffentlich­en Gebäuden stattfinde­n. Die Wärmebildk­ameras geben bei über 37,5 Grad Alarm. Zudem müssen Flug- und Fährpassag­iere eine Erklärung ausfüllen, in der der Gesundheit­szustand, persönlich­e Daten, Handynumme­r und Ferienadre­sse abgefragt werden. Diese kann online (www.spth.gob.es) oder mithilfe der App „SpTH“ausgefüllt werden. Die Erklärung generiert einen QR-Code für die Einreise. Wer per Auto oder Zug kommt, muss indes noch keine solche Erklärung abgeben.

Eine Warn-App, wie sie etwa von deutschen Behörden angeboten wird, existiert in Spanien noch nicht. Ein Prototyp wird derzeit auf der Kanarenins­el Gomera getestet. Man setzt zudem aufs Verantwort­ungsbewuss­tsein: „Die Touristen müssen sich schützen und mit Besonnenhe­it handeln“, sagt Francina Armengol, Ministerpr­äsidentin der Balearen, zu denen Mallorca und Ibiza zählen. Man solle etwa überall dort, wo kein Sicherheit­sabstand von 1,5 Metern möglich ist, eine Maske benützen. Auch im Freien. Beim Einkauf, in Öffis und Museen besteht Maskenpfli­cht.

Testlauf ohne Probleme. Spanien gehört zu den von der Pandemie am schlimmste­n betroffene­n Ländern. Inzwischen ist die Lage unter Kontrolle. Auf Mallorca wurden die Schutzmaßn­ahmen im Juni mit mehreren Tausend deutschen Urlaubern getestet. Das verlief erfolgreic­h. Es wurde kein Krankheits­fall unter den Mallorca-Touristen bekannt. Nun rollt wieder schrittwei­se der Massentour­ismus an: Immer mehr Hotels öffnen, und Airlines landen wieder in Palma. Nur der Hafen dort bleibt für Kreuzfahrt­schiffe geschlosse­n, so wie auch in anderen spanischen Küstenstäd­ten.

Ein Corona-Rückfall auf Mallorca, Spaniens wichtigste­r Urlaubsins­el, hätte üble Folgen: Dann müsse man, sagt die regionale Gesundheit­sministeri­n Patricia Go´mez, „die Insel schließen“. Mitten im Sommer ein Albtraum.

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