Empfang mit Volksmusik und Volkstanz
Die Touristen strömen nach Griechenland, wo die Zimmerpreise bisweilen um 70 Prozent gefallen sind.
Am Mittwoch, 1. Juli, war es soweit: Mit der Öffnung aller Regionalflughäfen läutete Griechenland endlich die Tourismussaison ein. Kurz zuvor gab es noch Verwirrung um die Sicherheitsprotokolle, die einzuhalten sind, aber eines kann jetzt schon gesagt werden: Sie kommen tatsächlich, die Touristen – auch in Zeiten der Pandemie.
Am Athener Flughafen landeten gleich am 1. Juli 55 Maschinen aus dem Ausland mit 21.000 Gästen, im ganzen Land waren es um die 230 Flüge. Ryanair hat den Flugbetrieb voll aufgenommen, der für Griechenland so wichtige Reiseveranstalter TUI will in dieser Saison um die 1,5 Millionen Touristen ins Land bringen – immerhin die Hälfte des Vorjahrs. Griechenland gilt mit bisher knapp 200 Corona-Opfern als eines der sichersten Reiseziele, und die Reiseindustrie scheint der Sonnen-Destination besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
Am Flughafen von Heraklion auf Kreta wurden die ersten Gäste mit Volksmusik empfangen, auf anderen Inseln marschierten Volkstanzgruppen auf, um die heiß ersehnten Touristen gebührend zu empfangen. Die Angst der Insulaner vor Covid-19 scheint überwunden zu sein. Einige Fremde erlebten indes gleich bei der Ankunft eine Überraschung: Frisch angekommene Schweden sahen sich mit neugierigen Journalisten konfrontiert, die sie einem Verhör zu unterziehen versuchten – Direktflüge aus Schweden sind zur Zeit noch untersagt, die Maschine hatte eine Sondergenehmigung.
Über Umwege auf die Insel. Neben Schweden sind bis 15. Juli vor allem Direktflüge aus Großbritannien, einem der wichtigsten Touristen-Herkunftsländer, ausgesetzt, man will die Infektionskurven in beiden Ländern noch weiter verfolgen. Für die Bürger dieser Staaten selbst gelten allerdings keine Reisebeschränkungen. Das nutzte etwa der Vater des britischen Premierministers Boris Johnson, Stanley Johnson, aus, um über Bulgarien sein Sommerhaus am Berg Pilion in Thessalien anzufliegen – was in den britischen, aber auch griechischen Medien für Aufregung sorgte.
Für EU- und Schengenländer, darunter Österreich, sind allgemein keine Reisebeschränkungen mehr gültig. Für viele Bürger von Drittländern ist die Einreise allerdings weiter untersagt, wozu beispielsweise die USA gehören.
Seit 1. Juli kann Griechenland auch wieder per Schiff angesteuert werden, der internationale Fährbetrieb Richtung Patras und Igoumenitsa hat begonnen. Auf dem Landweg ist Hellas indes für Urlauber nur über den Grenzübergang Promachonas/Kulata von Bulgarien aus erreichbar. Das Aufkommen ist groß, die Touristen müssen mit stundenlangen Wartezeiten rechnen. Auch aus Mitteleuropa sind Busse unterwegs; bei den beschränkten Flugangeboten ist das Auto für nicht wenige eine Alternative.
Doch womit müssen Griechenlandreisende im Detail rechnen? In Flugzeugen und Flughäfen besteht Maskenpflicht. Flughafengebäude dürfen nur Passagiere mit Ticket betreten. Auch auf den Fährschiffen herrscht im Inneren Maskenpflicht – was jedoch nicht für das Deck gilt, wie ein Lokalaugenschein zeigt. Ein Sicherheitsabstand von 1,5 Metern sollte durchgehend eingehalten werden. Das ist jedoch zumindest im Flugzeug illusorisch – die Maschinen sind gut gefüllt, und was bei der langwierigen Ausstiegsprozedur an Abstand gewonnen wird, geht im engen Bus zum Flughafengebäude wieder verloren.
Wichtig ist die Verpflichtung jedes Reisenden, das sogenannte PassagierLokalisierungsformular (PLF) auszufüllen. Für die ersten Julitage wurde das Verfahren flexibel gestaltet, ab dem 6. Juli sollten Reisende das Formular aber bereits 48 Stunden vor der Abreise elektronisch abgesandt haben; einen Tag vor Abreise wird dann per E-Mail eine Bestätigung mit QR-Code zugesandt. Dieser QR-Code ist in Griechenland vorzuzeigen. Das Online-Formular kann auf der Website travel.gov.gr ausgefüllt und abgeschickt werden.
Die griechischen Behörden führen Stichprobentests auf Covid-19 durch, allein am 1. Juli waren es an die 6000. Entgegen früheren Meldungen kann der Getestete jedoch an seinem Aufenthaltsort das Testergebnis abwarten – es steht meist schon am nächsten Tag zur Verfügung. Ist er positiv, müssen er, aber auch seine engsten Kontakte, in Quarantäne, bei leichten Fällen wohl gleich am Aufenthaltsort.
Noch keine Strandliege. „Wir haben unsere Infrastruktur angepasst und sind darauf vorbereitet, die Gesundheitsprotokolle einzuhalten. Das liegt in unserem ureigensten Interesse: Ein zweiter Shutdown würde uns um Jahre zurückwerfen“, meint Hotelier Phanis Poulimas im Gespräch mit der „Presse“. Seine „BayBees Suites and Homes“und „Mykonos Town Suites“liegen auf einem der Hotspots der griechischen Tourismus-Industrie: Mykonos. Aufgesperrt haben seine Suiten am 1. Juli, pünktlich mit den ersten Chartern; an diesem Tag kamen die ersten zehn Jets aus dem Ausland. Die Maisonetten werden sich wohl füllen, doch die Preise sind bis zu siebzig Prozent gefallen.
„Der Reisende nimmt ein Risiko auf sich, wenn er kommt – er könnte im Fall eines Shutdown hängen bleiben. Wir tragen dem Rechnung. Es kommt darauf an, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen“, so Poulimas.
Vieles ist ungewohnt auf der Insel, auch Strandliegen sind – vorerst – keine zu sehen. Verboten sind sie nicht, der Shutdown führte lediglich zur verspäteten Vergabe der Strandplätze. Schrille Party-Destinationen wie Mykonos müssen sich heuer an eine gemächlichere Gangart gewöhnen: Es gibt empfindliche Strafen für Unternehmer, die die strengen Auflagen verletzen.
Auf dem Landweg müssen die Touristen mit langen Wartezeiten rechnen.