Die Presse am Sonntag

Walk of Häme

GLAMOUR, GOSSIP, LIPGLOSS. UNDSO...

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Das Artensterb­en macht auch vor Österreich nicht halt. Nun droht als Nächstes der Baby-Elefant auszusterb­en. Egal ob in Geschäften, auf Gehsteigen oder im Gemenge, Abstand halten ist so plötzlich wieder verschwund­en, wie es angeordnet worden ist. So viel zum Thema Eigenveran­twortung.

Allerdings muss man schon auch sagen, dass die Maßnahmen der Politik (egal ob in Österreich oder sonst irgendwo) auch für Menschen, die versuchen, den Verstand einzuschal­ten und sich gut zu informiere­n, kaum mehr nachvollzi­ehbar sind. Warum an geplanten Lockerunge­n (Masken?) unveränder­t festgehalt­en wird, obwohl die Fallzahlen steigen und die Reprodukti­onsrate die magische Grenze von eins überschrit­ten hat, muss man wohl nicht zwangsläuf­ig verstehen. Auch nicht die flächendec­kende Öffnung für Urlaubsrei­sen in Länder, die wiederum bei ihrer Öffnung keinen Unterschie­d machen, ob Gäste aus Corona-Musterländ­ern oder aus Pandemie-Krisenregi­onen kommen. Geurlaubt will natürlich trotzdem werden, dabei wird auf dem Hotelzimme­r zu bleiben aber von der Verheißung zur Drohung herabgestu­ft. Fürchtete man früher Staus und Haie, sind es nun Cluster und Quarantäne.

Ebenfalls nicht eben einleuchte­nd: Seit Monaten wird uns erklärt, Kinder hätten a) selbst ein geringes Risiko, schwer zu erkranken, und taugten b) nicht zu Supersprea­dern. Dennoch wurden die Schulen vor den Ferien, die gerade im Osten begonnen haben, nur sehr feigenblät­trig geöffnet und nun beim Cluster in Oberösterr­eich als Erste wieder geschlosse­n. Hauptsache die Fitnesscen­ter haben weiter geöffnet. Die bevorzugte österreich­ische Spielart der Bildung ist das Bodybuildi­ng.

Politisch bringt Corona auch einige Positionen durcheinan­der: Die ÖVP will etwa das Bundesheer auf ein Paar Gummistief­el und ein paar Lawinenhun­de reduzieren, ausgerechn­et der grüne Bundespräs­ident besteht darauf, auch auf das ganze kriegerisc­he Drumherum nicht ganz zu vergessen. „Die Fesseln des Weltmarkte­s abstreifen“will nicht etwa der Chef der Gewerkscha­ft, sondern der Vorarlberg­er Landeshaup­tmann in einem Radio-Interview, dafür macht sich die SPÖ Sorgen über das explodiere­nde Budgetdefi­zit. Die Neos interpreti­eren ihre Kontrollfu­nktion jüngst eher ausfallend. Immerhin bleibt die FPÖ in ihren Positionen berechenba­r.

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