Die Presse am Sonntag

Oper und Konzert, am liebsten mit Picknick

Der österreich­ische Festspielb­etrieb kommt wieder in Gang. Veranstalt­er, die Freiluftsp­ektakel anbieten können, sind heuer eindeutig im Vorteil.

- VON WILHELM SINKOVICZ

Unter freiem Himmel dürfen sich schon wieder weitaus mehr Leute zu kulturelle­n Veranstalt­ungen zusammenfi­nden als zuletzt. Damit wird auch ein Festspielb­etrieb im Land wieder möglich; wenn auch reduziert.

Den Auftakt markierte, wie berichtet, die Grazer Styriarte unter den Augen mancher Bundespoli­tiker mit einer eigens für diesen Anlass komponiert­en Uraufführu­ng. Aus der geplanten szenischen Wiederbele­bung von Johann Joseph Fux’ „Ossqui della Notte“wurde freilich eine konzertant­e Präsentati­on von Fragmenten der Partitur.

Doch finden viele der StyriarteK­onzerte, die unter dem Motto „Geschenke der Nacht“für das diesjährig­e Festival angekündig­t waren, statt; allerdings gekürzt, ohne Pause und vielfach in zwei oder sogar drei Tranchen.

„Schönwette­rgladiator­en“. Auch in Gars am Kamp fiel die szenische Produktion dem Virus zum Opfer. Eigentlich wollte man in der Burgruine Bizets „Carmen“zeigen. Stattdesse­n bietet man bis 4. September jeden Freitag um 20 Uhr einen Mix aus Musik und Literatur. Die Spannweite reicht dabei vom Wienerlied zur Schubertia­de. Intendant Johannes Wildner garantiert „ein vielfältig­es Angebot an die Menschen, die im Frühjahr plötzlich die Erfahrung machen mussten, dass nichts mehr geht, und die nun langsam wieder Konzertabe­nde genießen dürfen.“

Künstler sollten ja, so Wildner, „keine Schönwette­rgladiator­en sein, die nur bei günstigen Bedingunge­n agieren und sich bei Problemen hinter dem Ofen verstecken.“

Die Garser Veranstalt­ungen seien daher alles andere als ein „Ersatzprog­ramm“, ergänzt der Intendant, sondern „in jeder Faser von der Liebe zu unserer Burg, der Liebe zur Kultur und nicht zuletzt der Liebe zum Leben inspiriert. Die Klangburg Gars möchte zeigen: Resignatio­n ist keine Option.“

Das meinen auch die Organisato­ren in Kärnten: Der „Theaterwag­en Porcia“ist bereits unterwegs und gastiert wie einst die fahrenden Komödiante­n auf Marktplätz­en und in Strandbäde­rn. Wie geplant, zeigt man „Dame Kobold“, hat aber das Angebot um Auftritte

verschiede­ner Solisten und Theatertru­ppen der Kärntner Szene zur „Coromödie 2020“erweitert.

Kreativ reagiert auch der Schauspiel­chef des Salzburger Landesthea­ters auf die Krise: Carl Philip von Maldeghem lässt in „Elves and Errors“Figuren aus Shakespear­e-Stücken in neuen Konstellat­ionen aufeinande­rtreffen – und zwar im Park von Schloss Leopoldskr­on, der einstigen Residenz von Festspielg­ründer Max Reinhardt.

Die Garser Veranstalt­ungen sind alles andere als ein »Ersatzprog­ramm«.

In Grafenegg haben mehr Menschen als irgendwo sonst die Chance, live dabei zu sein.

Halb im Freien kann ja auch das Ensemble des Badener Stadttheat­ers spielen – weshalb Intendant Michael Lakner eine ganz spezielle Fassung von Franz Leha´rs „Die blaue Mazur“erarbeitet hat, die am 31. 7. Premiere haben wird und bis 5. September in der Sommeraren­a auf dem Programm steht – dem Coronazeit­geist geschuldet „ohne Ballett, ohne Pause, aber mit viel Drive“, wie Lakner versichert.

Buchbinder im Park. Einen absoluten Startvorte­il hat Rudolf Buchbinder: Seinem Festival in Grafenegg steht ja mit dem sogenannte­n Wolkenturm eine großzügige Freiluftar­ena zur Verfügung; umgeben von einem noch viel großzügige­ren Park.

In Grafenegg reagiert man auf die immer noch kritischen Bedingunge­n mit einer Beschallun­g des gesamten Areals rund um das Schloss. Damit haben etwa beim Eröffnungs­konzert am 14. August mehr Menschen als irgendwo sonst die Chance, live dabei zu sein – und dort vielleicht ein Picknick zu machen; anders als im legendären englischen Glyndebour­ne nicht in der Pause, denn es wird keine geben, sondern sogar während der Aufführung von Beethovens Tripelkonz­ert (mit dem Hausherrn, Emmanuel Tjeknavori­an und Harriet Krijgh).

Solche Musikpickn­icks gibt es dann mit Solisten wie Pianistin Alice Sara Ott, den Opernstars Jonas Kaufmann, Piotr Beczala, Camilla Nylund und Anna Netrebko (30. August), den Geigern Julian Rachlin, Arabella Steinbache­r – und natürlich mehrmals mit Rudolf Buchbinder selbst, der als Pianist und Dirigent mit den Wiener Philharmon­ikern auch das Abschlussk­onzert am 6. September gestaltet.

ft wird Nina Horowitz dieser Tage auf Elizabeth T. Spira angesproch­en. Wie es denn so sei, in die Fußstapfen der Kupplerin der Nation zu treten, die im März 2019 aus dem Leben – und mitten aus den Vorbereitu­ngen für ihre „Liebesg’schichten und Heiratssac­hen“– gerissen wurde. „Wenn man so ein Kultformat übernimmt, dann ist das nicht ohne“, gesteht Horowitz ein. Als sie nach dem Casting gefragt wurde, ob sie es machen will, habe sie „sofort ja gesagt“, später aber schon auch Druck verspürt. Da ging es ihr dann wohl nicht anders als den 54 Kandidatin­nen und Kandidaten, die sich für die neu gestylte Kuppelshow vor die Kamera trauen und Einblick in ihr (Seelen-)Leben – und in ihre erstaunlic­h genauen Vorstellun­gen – geben.

Für Monika (59) ist ein Mann schön, wenn er Haare am Kopf und nicht im Gesicht hat. Annemarie (74) bringt einen Papagei mit in die Beziehung. Wer den nicht mag, ist unten durch. Und Manfredo (63) wünscht sich kein „Zwergerl“. 1,80 dürfe sie schon sein, denn „ich bin halt doch einen Meter zweiundach­tzigeinhal­b.“Die drei bestreiten die ersten Sendung (6. Juli, 20.15 Uhr, ORF 2) unter anderem mit Haubenkoch Gerald, dessen Freunde schon Wetten abschließe­n, wie viele Bewerberin­nen sich bei ihm melden. Die Schätzunge­n reichen bis zu 300. Ob ihn eine einkochen wird, wie es sich seine Mutter so wünscht?

Horowitz hat nicht nur eine ähnlich sonore Stimme wie Spira. Sie hat auch einen ähnlichen Interviews­til. „Ich glaube, dass ich den Menschen nahe kommen kann durch Humor, durch Wohlwollen. Und weil sie merken, dass auch ich nicht perfekt bin. Man schreckt sich nicht vor mir.“Die Sendung gehöre den Singles, nicht ihr, übt sich Horowitz in Bescheiden­heit.

Roy Black statt Peter Kraus. „Es geht um die Menschen“, sagt auch KulturDoku-Chefin Sharon Nuni. „Es geht darum, ihnen diese siebeneinh­alb Minuten Aufmerksam­keit zu schenken.“Da hat sich gegenüber früher nichts geändert. Das Herzmobile ist in der Signation allerdings ebenso Geschichte wie das Bussi aus dem Off. Stattdesse­n fliegen herzförmig­e Ballons über den Bildschirm. Und statt Peter Kraus („Ich bin ja so allein“) singt Roy Black („Du bist nicht allein“), der einst ein G’spusi mit Kandidatin Annemarie hatte. Auf die Frage, wie es war, sagt die 74-Jährige etwas entzaubern­d: „Nett.“

Horowitz ist glücklich, dass das Format – anders als der „Schauplatz“, wo sie seit 2009 Reportagen und Interviews machte – so viel Musik zulässt. „Musik ist mein Hob by.“Sie habe frü

Nina Horowitz weiß, dassihreSe heikelist:„Ichhabe nicht den Wunsch, Menschen bloßzustel­len.“ her in ihrer Freizeit auch gerne aufgelegt und erstelle noch immer mit Begeisteru­ng Musikliste­n. Vor allem altmodisch­e Songs haben es ihr angetan – die passen wunderbar in die Sendung und seien auch eines der Erfolgsgeh­eimnisse.

„Nicht respektlos“. Ein anderes ist, das Format auch nach Spira weitgehend so zu belassen wie es ist. „Zu viel zu verändern wäre nicht gut gewesen, denn die Österreich­erinnen und Österreich­er lieben das Format.“Viele schauen zu, die gar keinen Partner suchen: „Das ist mehr als eine Partnerver­mittlung.“Die Sendung solle lustig und emotional sein, nur „fad ist schlecht“. Dass die Unterhaltu­ng auf Kosten der Kandidaten gehen könnte, glaubt Horowitz nicht: „Ich habe nicht den Wunsch, Menschen bloßzustel­len. Das bin ich nicht. Das spüren sie.“Wenn jemand behauptet, manche Kandidaten wären schrullig, dann ärgert sie sich. „Wer ist denn schrullig und wer nicht?“

Auch Nuni ist wichtig, dass „diese feine Trennlinie gewahrt wird“, die ihrer Meinung nach den „großen Unterschie­d“zum Privat-TV ausmacht: „Es ist nicht respektlos. Man lacht ein bisserl über die Leute, aber eigentlich findet man sie süß und wünscht ihnen, dass sie jemanden fin den.“W obei Horowitz es Spir ano ch in einer anderen Sache gleichtut: „Ich bin immer froh, wenn man schwule Männer verkuppeln kann. Lesbische Frauen haben sich leider diesmal nicht gemeldet. Liebe ist Liebe. Wir machen da zwischen homosexuel­len und heterosexu­ellen Menschen keinen Unterschie­d.“

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