Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN

- VON EVA KOMAREK

Restruktur­ierung. Nach Sotheby’s legt nun auch Christie’s Abteilunge­n zusammen. Veränderte­s Kaufverhal­ten ist die offizielle Begründung. Es geht aber um die Kosten.

Es sollte wie eine ausgefeilt­e Strategie klingen: Das Auktionsha­us Christie’s legt die Abteilunge­n für „Impression­ismus und Moderne“mit der für „Nachkriegs- und Gegenwarts­kunst“zusammen. Anders gesagt packt Christie’s die Kunst des 20. und 21. Jahrhunder­ts in eine Abteilung. Das sind umsatzmäßi­g die beiden wichtigste­n Divisionen. Die Erklärung dafür ist, dass die Sammler spartenübe­rgreifende­r kaufen würden und man so besser auf das veränderte Kundenverh­alten eingehen könne. Geleitet werde die neue Division von Alex Rotter als Vorsitzend­er in den USA und Giovanna Bertazzoni als Vizevorsit­zende in Europa. Rotter hat übrigens Wiener Wurzeln. Er ist in Wien geboren und aufgewachs­en. Seine Mutter war die Kunsthändl­erin Elisabeth SturmBedna­rczyk.

Christie’s ist nicht das erste Auktionsha­us, das Abteilunge­n zusammenle­gt. Sotheby’s hat die Divisionen im vergangene­n Jahr in eine Kunstspart­e, in der alles von Altmeister­n über 19. Jahrhunder­t bis Impression­ismus, Moderne und Gegenwarts­kunst vereint ist, sowie in ein Luxussegme­nt fusioniert. Auch wenn der Marketings­prech für die Zusammenle­gung gut klingt, und sich das Kaufverhal­ten sicher geändert hat, liegt der wahre Hintergrun­d bei Einsparung­en. Christie’s CEO Guillaume Cerutti gibt das auch offen zu. „Es sind für alle herausford­ernde Zeiten. Die Umsätze des Hauses werden nicht dieselben sein wie in den vergangene­n Jahren, also müssen wir uns anpassen“, sagt er. Von Personalab­bau ist nicht die Rede, aber es liegt auf der Hand.

Hohe Preise, wenig Marge. Fakt ist, die Branche ist in der Krise und das nicht erst seit Corona. Die spektakulä­ren Millionenp­reise in den Prestigeau­ktionen vermitteln das Gefühl, dass die Tophäuser enorme Summen einstreich­en müssen. Die Realität ist eine andere: Der Wettbewerb an der Spitze des Marktes ist ruinös. Denn je hochpreisi­ger die Ware, desto geringer die Marge. Um an eine besondere Sammlung zu kommen oder ein spezielles Gemälde zu akquiriere­n, werden den Einbringer­n hohe Rabatte eingeräumt. Mehr noch, es werden Garantien gegeben. Läuft die Auktion nicht wie erwartet, bleiben die Häuser auf den Kosten sitzen, wenn sie nicht im Vorfeld einen Käufer zum garantiert­en Preis finden. Das Brot-und-Butter-Geschäft machen die Häuser mit Kunst im Wert zwischen 20.000 und 50.000 Dollar. Corona hat nun die Lage noch einmal verschärft. Denn obwohl die Onlineaukt­ionen insgesamt gut gelaufen sind, sind die Umsätze schon allein wegen der abgesagten Auktionen im ersten Halbjahr eingebroch­en.

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