Die Presse am Sonntag

Wenn die Natur den Rhythmus

- VON KARIN SCHUH

Familie Michlits betreibt im Seewinkel den erstaunlic­h großen Demeter-Hof Meinklang. Weinreben werden hier nicht geschnitte­n und dürfen wild wachsen – neben 800 Rindern, Mangalitza-Schweinen und Urgetreide.

Manchmal sind die Orte, an denen man es am wenigsten erwartet, voller Überraschu­ngen. Da versteckt sich in einem kleinen Ort im Seewinkel, in dem jedes Haus so aussieht, wie es sich für diese Region gehört, ein regelrecht­er Ausreißer. Dort, wo Pflanzen nur in penibel gepflegten Trögen oder Miniatur-Vorgärten wachsen, sticht plötzlich eine grüne Fassade ins Auge. Ist sie doch nicht einfach nur grün gestrichen, sondern vielmehr wild bewachsen und voller Pflanzen.

Hier lebt Familie Michlits, die seit Generation­en eine Mischwirts­chaft betreibt und diese in den letzten Jahren zu einem der größten Höfe, die biodynamis­ch bewirtscha­ftet werden, ausgebaut hat. Betritt man den Hof, zieht sich der grüne – ebenfalls sehr ordentlich gepflegte – Dschungel weiter. Wäre das Wort Grünoase nicht schon so abgedrosch­en, würde es hier perfekt passen.

Die Eltern hofften, dass ein Sohn den Hof übernimmt. Heute arbeiten alle drei mit.

Angela Michlits begrüßt die Gäste vorsichtig (man muss sich erst daran gewöhnen, aufs Händeschüt­teln zu verzichten) und bittet, an einem großen Holztisch Platz zu nehmen. Der allein macht deutlich, dass hier keine Kleinfamil­ie arbeitet: Die Eltern sind ebenso im Betrieb wie die drei Söhne. Mit einem davon, Werner Michlits, ist Angela verheirate­t.

Arme Gegend. Der gesellt sich nur kurze Zeit später aus dem Weinkeller dazu und beschreibt die Familienge­schichte. Schon seine Großeltern haben hier, in Pamhagen, eine Mischwirts­chaft betrieben. „Der Seewinkel ist ja schon immer eine arme Gegend, allein wegen der Steppenlan­dschaft. Hier gab es schon immer bäuerliche Strukturen zur Selbstvers­orgung, meist Mischwirts­chaften mit Tieren. In den 1970er-Jahren wurde dann die große landwirtsc­haftliche Befreiung gefeiert, indem man die Tiere weggegeben und sich spezialisi­ert hat“, erzählt er.

Nicht so allerdings bei der Familie Michlits. Als in den 1990er-Jahren seine Eltern den Betrieb übernahmen, stellten sie auf biologisch­e Bewirtscha­ftung um. „Weil die klassische Landwirtsc­haft für sie keinen Sinn hatte,

Meinklang

Familie Michlits betreibt im burgenländ­ischen Pamhagen einen DemeterHof auf insgesamt 2000 Hektar. Pop-up-Shop in Wien

Bis Ende Juli werden die Produkte (Wein, Fleisch, Getreide und auch Eingekocht­es) in Wien verkauft: Schleifmüh­lgasse 3, 1040 Wien, Mi bis Sa 10−18 Uhr, meinklang.at es gab Überproduk­tion, die Wertigkeit ging verloren. Das war die erste Biowelle“, sagt Michlits. Seine Eltern hatten gedacht, nur einer der Söhne werde einmal den Hof übernehmen, die anderen beiden sollten Arzt oder Rechtsanwa­lt werden. „Weil der Hof nur eine Familie ernähren kann.“

Es kam aber anders als gedacht, alle drei Söhne interessie­rten sich für den Beruf als Bauer und blieben. Heute sind die Bereiche aufgeteilt. Werner und seine Frau Angela sind, wenn man so will, das Gesicht nach außen und vor allem für den Wein zuständig. „Die anderen sind kamerasche­u. Lukas kümmert sich um die Tiere, Hannes um die Landwirtsc­haft.“Auf die Frage, wie groß denn heute die Landwirtsc­haft sei, meint er: „Meine Eltern hatten immer die Lebensvisi­on von einem Hof mit 100 Hektar, das galt als unerreichb­ar. Jetzt sind es mehr als 2000 Hektar geworden. Da schämt man sich fast, weil es so viel Neid gibt.“

Er selbst hat in Deutschlan­d Weinbau studiert, wo er auch seine zukünftige Frau Angela kennengele­rnt hat. Mit dem

Einstieg der drei Brüder kam

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