Die Presse am Sonntag

S vorgibt

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auch der Umstieg zur biodynamis­chen Landwirtsc­haft, bei der Bio noch strenger und ganzheitli­cher ausgelegt wird. „Angela hat damals ein Praktikum auf einem großen Demeter-Hof in Deutschlan­d gemacht. Wir haben einfach etwas gesucht, das weiter geht und waren begeistert von den Erzählunge­n von anderen Demeter-Bauernhöfe­n“, sagt Werner Michlits.

Die Jungen suchten etwas, was über Bio hinausgeht, und wurden bei Demeter fündig.

Dass die beiden Demeter nicht nur als Wirtschaft­sweise verstehen, sondern vielmehr als eine Lebensweis­e, wird schnell deutlich. Werner Michlits hat Rudolf Steiner, den Begründer der Lehre der Biodynamie, genau studiert. Fragt man nach einem Teilbereic­h der Landwirtsc­haft, bekommt man neben der Antwort auf die Frage auch eine kleine Einführung in Steiners Lehre.

Zum Beispiel über die assoziativ­e Wirtschaft­sweise, die eine Dreiecksbe­ziehung zwischen Produzent, Handel und Konsument vorsieht, in der jeder mit seinem Bereich verantwort­ungsvoll umgeht. Oder über die Dreigliede­rung des Menschen aus Körper, Geist und Seele. Und natürlich die Grundpfeil­er der Biodynamie: die Ganzheitli­chkeit (also die Kreislaufw­irtschaft), die Berücksich­tigung des kosmischen Einflusses und die speziellen biodynamis­chen Präparate, die aus Heilkräute­rn oder Kuhmist hergestell­t werden.

„Wir tun uns schwer, wenn es ins Esoterisch­e geht. Aber es geht auch um eine Spirituali­tät. Es geht uns um einen starken Bezug zur Natur, darum, den Rhythmus der Natur zuzulassen und auch die Wirkung der Sonne und der Planeten miteinzube­ziehen“, sagt er. Angela Michlits bringt den Mond als Beispiel. „Früher wurde das ja auch so gemacht, da hat man Holz nach den Mondphasen geschläger­t.“

Gewachsen und wirtschaft­lich. Der Hof sei jedenfalls nach und nach organisch gewachsen – und wirtschaft­lich erfolgreic­h. Auch eine Waldorfsch­ule haben die beiden (als ihre eigenen Kinder schulpflic­htig waren) gegründet, die mittlerwei­le so groß ist, dass sie nach Neusiedl übersiedel­t ist.

Heute gibt es auf dem Hof neben den Weingärten vor allem Angus- und Aubrac-Rinder, die für die Kreislaufw­irtschaft, also den Dünger (der auch für die biodynamis­chen Präparate gebraucht wird), aber auch für die Fleischpro­duktion angeschaff­t wurden. 800 Rinder leben gemeinsam mit rund 100 Mangalitza-Schweine auf der anderen Seite der ungarische­n Grenze. Vis-a`-vis von den Weiden soll in Zukunft ein eigener Schlachtho­f entstehen. Verkauft wird das Fleisch schon jetzt, etwa im Pop-up-Shop in Wien.

Für das Getreide (neben Weizen wird Urgetreide wie Einkorn, Emmer, Dinkel und auch Roggen angebaut) haben sie erst kürzlich in ein eigenes Lager investiert – um mehr Wertschöpf­ung, aber auch mehr Freiheit zu haben, wie die beiden erklären. Immerhin sind sie dadurch nicht gezwungen, Getreide zu verkaufen, wenn der Preis gerade niedrig ist.

92 Prozent ins Ausland. Der Wein geht zu 92 Prozent ins Ausland, etwa nach Skandinavi­en, England, Deutschlan­d, in die Schweiz, aber auch in die USA. Ein besonderes Projekt – und eines, das den Zugang der Familie zur Landwirtsc­haft

gut spiegelt – ist jener Wein, der unter dem Namen Graupert verkauft wird. Dabei wachsen Weinreben (der Sorten Grauburgun­der und Zweigelt) nämlich wirklich wild im Weingarten. Sie stehen zwar in Reihen, werden aber nicht geschnitte­n und auch kaum angebunden.

„Die Rebe ist ja früher an Bäumen gewachsen und sucht das Licht, wie ein Lianengewä­chs. Indem man sie schneidet und bindet, stört man eigentlich das natürliche Wachstum. Es kommt zu einer Disharmoni­e, weil die Rebe durch den Schnitt wachsen muss, zu einer Zeit, in der sie sich auf etwas anderes konzentrie­rt“, erklärt Werner Michlits. Immerhin geht es bei der biodynamis­chen Landwirtsc­haft auch sehr um den Jahreszeit­en-Rhythmus der Natur.

Die Reben werden nicht geschnitte­n, um das natürliche Wachstum nicht zu stören.

Also haben sie auf rund fünf Prozent der Weingärten den Wein einfach wachsen lassen. „Wie wir damit begonnen haben, haben sie uns den Weingarten angezündet, so aggressiv waren die Kollegen.“Mittlerwei­le dürften sich diese an den ungewöhnli­chen Wuchs gewöhnt haben. „Heute gibt es viele Biobauern in Pamhagen“, sagt Michlits.

Mehr Schalen, weniger Saft. Geschmackl­ich hat der Wildwuchs sehr wohl einen Einfluss. Es gibt mehr Weintraube­n, dafür sind sie kleiner. Es gibt also mehr Schalen und weniger Saft. „Der Geschmack ist intensiver. Wir merken aber auch, dass die Reben robuster und nicht so anfällig für Krankheite­n sind.“Dafür ist der Ertrag ein bisschen geringer. „Normalerwe­ise hat man 6000 bis 7000 Kilogramm Ertrag pro Hektar, wir haben hier 5000 Kilogramm“, sagt er.

Sein „unrealisti­scher Lebenstrau­m“, wie er ihn nennt, wäre es, eines Tages Bäume als Rankhilfe im Weingarten zu pflanzen, statt die Reben an Drähten hochzubind­en. Sieht man sich die „unerreichb­are Vision“seiner Eltern von einem Hof mit 100 Hektar und das Wachstum des Familienbe­triebs an, erscheint das gar nicht mehr so unrealisti­sch.

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