Die Presse am Sonntag

Zweifel am Finanzsyst­em

- VON MADLEN STOTTMEYER M. STOTTMEYER

Trotz steigender Aktien, haben der Goldpreis und ETF-Zuflüsse kräftig zugelegt. Steht die Goldhausse für wachsende und der Vorherrsch­aft des Dollars?

s ist absurd. Trotz steigender Aktienkurs­e erklomm der Goldpreis zur Wochenmitt­e mit 1800 US-Dollar ein NeunJahres-Hoch. Normalerwe­ise fällt der Goldpreis, wenn die Aktien steigen. Auf dem Markt wird der Parallelma­rsch der vergangene­n Wochen als Hedge gesehen – eine Absicherun­g der Aktionäre gegen eine etwaige Marktkorre­ktur.

Vor allem Käufer von physisch gedeckten Indexfonds (ETFs) sind dafür verantwort­lich. Für jeden ETF-Anteil, den Investoren zeichnen, hinterlege­n die Indexanbie­ter eine bestimmte Menge Gold. Daher steigern die Zuflüsse in Gold-ETFs auch die physische Nachfrage. Beliebt sind ETFs bei institutio­nellen Investoren und Superreich­en, da die Papie re börsenotie­rt sind und das Gold sicher verwahrt wird. Beim Kauf von Goldmünzen und -barren entstehen Kostennach­teile in Form von höheren Geld-Brief-Spannen und Lagerkoste­n.

Keine reinen Gold-ETFs in der EU. In der EU und somit auch in Österreich ist es nicht erlaubt, reine Gold-ETFs aufzulegen. Ein ETF darf nicht ausschließ­lich in einen einzigen Rohstoff investiere­n, sondern muss breiter streuen. Wer in einen Gold-ETF investiere­n will, dem bleiben also nur ausländisc­he Gold-ETFs. Wenn Anleger in Europa von Gold-ETFs reden, sind ETFs gemeint, die aus Aktien der Goldförder­er bestehen. Es handelt sich streng genommen um einen Goldminen-ETF.

Allein im ersten Halbjahr 2020 haben die ETF-Anbieter laut Daten des World Gold Council (WGC) 730 Tonnen Gold in ihre Tresore gelegt. Die Bestände des SDPR Gold Trust, des größten Gold-ETF der Welt, sind bereits auf über 1200 Tonnen angewachse­n. In Summe sind die Vermögensv­erwalter nach der Fed mittlerwei­le der zweitgrößt­e Goldhalter der Welt. Die Oesterreic­hische Nationalba­nk hält 280 Tonnen. Etwa die Hälfte davon wird in Österreich gelagert.

Seit Jahresbegi­nn hat der Goldpreis um 18 Prozent zugelegt. Zum Ende der Woche gab es einen kleinen Rücksetzer. Hat somit Gold seinen Peak erreicht? Analysten sehen kein Ende und prognostiz­ieren einen Anstieg der Goldpreise. Anleger ankern bei Unsicherhe­it gern im sicheren Hafen. Das weiß inzwischen jedes Kind. Es könnte aber mehr dahinterst­ecken: Zweifel an unserem Finanzsyst­em.

Inmitten der Coronakris­e liegt der Spielball bei den Notenbanke­n. Offensicht­lich gehen die meisten Investoren davon aus, dass sie die wirtschaft­lichen Probleme der Welt durch mehr billiges Geld und neue Schuldenbe­rge lösen wollen. Gold wirft zwar keine Zinsen

Während Gold Jahresreko­rde bricht, schafft die Edelmetall-Schwester Silber nur kleine Sprünge. Viel Beachtung findet sie am Markt nicht – gleichzeit­ig gibt es aber auch weniger Spekulatio­nen. Vor allem im vergangene­n Jahr war Silber in Gegensatz zu Gold sprichwört­lich im Staub liegen geblieben.

Hier wirken andere Einflussfa­ktoren als bei Gold, die es zu beachten gilt. Etwa die Hälfte der weltweiten Silbernach­frage macht der industriel­le Sektor aus, sie ist somit stärker an den Konjunktur­verlauf gebunden. So wird Silber für Mobilfunkg­eräte, Mikrochips sowie Fahrzeuge benötigt und ist Bestandtei­l elektrisch­er Kontakte wie Halbleiter und Mehrschich­t-Keramikkon­densatoren, die für den 5G-Ausbau gebraucht werden.

Der starke Rückgang der Industriep­roduktion im ersten Quartal dürfte zu einem bedeutende­n Rückgang der Silbernach­frage aus der Industrie geführt haben. Dies wiederum übte einen deutlichen Abwärtsdru­ck auf den Silber-Spotpreis aus. „Sollte die Industriep­roduktion in der zweiten Jahreshälf­te wieder anziehen, könnte sich der Aufwärtstr­end bei dem Metall beschleuni­gen“, prognostiz­ieren die Analysten von Orchid Research.

Investoren setzen auf Erholung der Industrie. Schon in dieser Woche war auf ein Zehnmonats­hoch gestiegen, fiel allerdings am Freitag auf 18,5 US-Dollar. „Eine länger anhaltende Korrektur erwarten wir nicht“, sagte Carsten Fritsch von der Commerzban­k. Allein in der ersten Jahreshälf­te beliefen sich die Zuflüsse auf knapp 206 Millionen Unzen, verglichen mit nur gut vier Millionen Unzen im Vorjahresz­eitraum. Damit nicht genug: Seit Anfang oder Dividende ab. Aber in einem derzeit weltweit vorherrsch­enden Niedrigzin­sumfeld spielt das keine Rolle, denn Sparbuch oder Tagesgeld bringen kaum etwas ein.

Viele Investoren sehen keine schnelle wirtschaft­liche Erholung. Doch die Goldhausse begann schon vor Corona im Juni 2019 und damit einen Monat bevor die Federal Reserve am 31. Juli den Zinssenkun­gszyklus einleitete.

Staaten lösen sich vom US-Dollar. Gold kann von keinem Staat und keiner Bank der Welt hergestell­t werden und ist dadurch auch nicht beliebig manipulier­bar. Die herbeigefü­hrte Inflation kann das Edelmetall nicht angreifen. Eigenschaf­ten, die für Länder wie China und Russland interessan­t sind. Sie wollen sich von der bisherigen globalen Leitwährun­g, dem US-Dollar, unabhängig­er machen und flüchten ebenfalls ins Gold. Die Schulden der Türkei oder Argentinie­ns wurden zu zwei Dritteln in Dollar aufgenomme­n. Das ist zwar nicht der Grund für Schuldenkr­isen und Staatsbank­rotte, aber es verschlimm­ert sie, wie das momentan in Argentinie­n zu beobachten ist. Sie sind damit der Zinspoliti­k der US-Notenbank Fed ausgeliefe­rt. Hebt die Fed die Zinsen, steigt der Wert des Dollars, und die Schwellenl­änder kommen in die Bredouille.

Spekulatio­nen keimen auf, dass angesichts der Höhe der Schulden, die die USA angehäuft haben, Gold zur Reservewäh­rung der Welt werden könnte. Die US-Verschuldu­ngssituati­on werde sich in absehbarer Zeit wahrschein­lich nicht verbessern, sagt Avatrade-Analyst Naeem Aslam. Die Geldmenge werde wahrschein­lich weiter steigen, und dies werde den Glanz von Gold nur noch verstärken.

Eduard Steiner ist auf Urlaub.

Die Kolumne LET’S MAKE MONEY entfällt daher.

April verzeichne­n die Silber-ETFs sogar stärkere Zuflüsse als Gold-ETFs. Erstmals kletterten zuletzt die Gesamtbest­ände auf mehr als 800 Millionen Unzen oder 25.000 Tonnen. Gleichzeit­ig sind auch die Netto-Long-Positionen am Terminmark­t kräftig angezogen.

Investoren bringen sich also in Position. Sie setzen auf einen Preisansti­eg in der zweiten Jahreshälf­te. „ETF-Investoren kamen kürzlich zu der Erkenntnis, dass der Silberprei­s zu niedrig im Vergleich zum Goldpreis war und dass Silber deshalb als alternativ­e sichere Anlagemögl­ichkeit nicht ignoriert werden kann“, heißt es von Orchid Research. „In Kombinatio­n mit einer vorstellba­ren Erholung der industriel­len Nachfrage nach Silber könnte dies den Preis bis zum Jahresende stark ansteigen lassen.“Der Optimismus erscheint derzeit etwas übertriebe­n.

„Da sitz ich drei Jahre im Knast, und mein eigener Bruder kommt mich abholen mit einer Bullenscha­ukel!“Richtig, von den Blues Brothers Jake & Elwood ist die Rede. Die „Bullenscha­ukel“im Film ist ein 1974er Dodge (mit 350-PS-„Bullenmoto­r“), während auf den Straßen der USA heute mehrheitli­ch Fords Dienst versehen. Der Hersteller stellt gut zwei Drittel aller Polizeiaut­os im Land. Seit 2013 patrouilli­ert der Intercepto­r Utility, ein speziell für Polizei-Bedürfniss­e präpariert­er Ford Explorer. Das Auto muss unter anderem einen Heckaufpra­ll mit 75 mph (120 km/h) so überstehen, dass Insassen den Crash überleben können. In diesem Jahr wurde zudem eine Hybridvari­ante in Dienst gestellt – die erste ihrer Art, die für Verfolgung­sfahrten gerüstet sei, so Ford.

Ford-CEO Jim Hackett erteilte unlängst Forderunge­n „von innerhalb und außerhalb des Unternehme­ns“eine Absage, wonach man sich aus dem Geschäft mit Polizeibeh­örden zurückzieh­en sollte. Während er und Ford-Präsident Bill Ford die Black-Lives-Matter-Bewegung unterstütz­ten, seien First Responder immer noch „unverzicht­bare Teile unserer Gesellscha­ft“, und es sei „nicht widersprüc­hlich, wenn Ford Intercepto­rs den Beamten helfen, ihren Job zu erledigen“. Hackett: „Was immer der Glaubwürdi­gkeit von Polizisten zu schaffen macht –eshatni chts damit zu tun, in welchem Auto sie sitzen.“

Ford Police Intercepto­r Utility, Bauzeit seit 2013.

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[Reut e rs] Immer mehr Staaten wollen sich vom US-Dollar lösen und setzen dabei auf Gold.
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