Die Presse am Sonntag

STECKBRIEF

-

Dominic Thiem

wurde am 3. September 1993 in Wiener Neustadt geboren.

Thiem ist derzeit die Nummer drei der Weltrangli­ste, seit vier Jahren steht der Niederöste­rreicher ohne Unterbrech­ung in den Top Ten.

2019 war mit fünf Titeln und Finalteiln­ahmen bei den French Open und beim Masters in London die bislang erfolgreic­hste Saison des Schützling­s von Nicol´as Mass´u. Insgesamt hält Thiem bei 16 ATP-Titeln. wie er mit den Kindern dort umgegangen ist, war ein Wahnsinn. Dass das in der Zeit, in der wir gerade leben, ein Fehler war, ist überhaupt kein Thema. Das haben auch alle eingesehen, alle haben sich dafür entschuldi­gt. Aber es war einfach zu viel, wie man sich auf Djokovic´ eingeschos­sen hat.

Es ist in Belgrad alles gesetzesko­nform vonstatten gegangen. Haben Sie sich nicht dennoch gewundert? Immerhin waren Sie aus Österreich wochenlang einen anderen zwischenme­nschlichen Umgang gewöhnt.

Es war schon überrasche­nd, wie normal die Welt dort plötzlich war. Ich habe vorab gewusst, dass vor Zuschauern gespielt wird. Dass es dann so viele sind, war mir nicht klar. Als wir Spieler diesen vollen Center Court gesehen haben, waren wir viel zu euphorisch. Wir haben zu wenig auf jegliche Maßnahmen geachtet. Als Sportler bist du es gewohnt, vor vielen Fans zu spielen, voller Adrenalin zu sein. Das alles war in Belgrad auf einmal wieder da. Das hat uns zu diesen Fehlern verleitet.

Die Veranstalt­ung hätte mit mehr Disziplin und Eigenveran­twortung nicht im Fiasko enden müssen.

Ich stimme Ihnen zu, ja. Aber es ging weniger um Dinge wie das Shakehands am Netz, sondern um den Kids Day und die Nähe zu den Fans. Als wir die glückliche­n Kinder gesehen haben, war die Vorsicht komplett weg. Die Kids waren so froh, uns zu sehen, und darüber, dass wir mit ihnen etwas Tennis spielen. Da ist die Barriere gefallen.

Gefühlt zeigt gerade die ganze Sportwelt mit dem Finger auf Djokovi´c. Sie nehmen also in Kauf, Sympathien zu verspielen. Natürlich. Aber ich stehe dazu. Djokovic´ hat uns zu nichts gezwungen, weder zu Fotos noch zu Umarmungen mit Kindern und Fans. Er hat uns auch nicht gezwungen, dass wir Sonntagabe­nd feiern gehen. Sich dann von ihm zu distanzier­en und zu sagen, er allein muss für alles geradesteh­en, das geht nicht. Wir sind alle erwachsene Menschen, jeder ist für seine Handlungen verantwort­lich. Deshalb sage ich auch ganz ehrlich: Ich bin selbst in den Klub gegangen, ich habe selbst die Fotos mit den Kindern gemacht. Darum stelle ich mich jetzt auch in gewisser Art und Weise auf Djokovic´s Seite.

Wären Sie nicht gern Everybody’s Darling? Man kann es eh nie allen Leuten recht machen. Am liebsten bin ich mit mir selbst im Reinen. Das ist der Fall.

Hat sich Djokovi´c bei Ihnen bedankt?

Ja, das hat er. Und mir viel Glück für das Turnier in Kitzbühel gewünscht.

Newspapers in German

Newspapers from Austria