Die Presse am Sonntag

Walk of Häme

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Mit diesem Wochenende haben also die Schulen in ganz Österreich geschlosse­n. Sind es sonst vor allem die Schülerinn­en und Schüler, viele Pädagogen und so manche Eltern, die sich darüber so richtig freuen, hat dieses Jahr eine andere Gruppe die großen Ferien wohl noch ungeduldig­er herbeigese­hnt: die politisch Verantwort­lichen.

Zumindest einmal für gut zwei Monate gibt es keine mühsamen Debatten über das Auf- und Zusperren, geteilte Klassen, geschlosse­ne Turnsäle, keine entnervten Eltern, allein gelassene Lehrerinne­n und Lehrer und unausgelas­tete Kinder. Immerhin. Allerdings wissen vom Bildungsmi­nister abwärts alle genau: Es ist wie für schlechte Schüler nur eine kurze Verschnauf­pause, im September geht es unerbittli­ch weiter.

Während die Schulen also zu sind, müssen an den Universitä­ten manche Prüfungen im Sommer nachgeholt werden. Unter anderem auch der Aufnahmete­st für das Medizinstu­dium im Herbst. Und obwohl diese Monsterprü­fungen mit insgesamt 17.500 Bewerbern wegen Corona schon an mehr als den üblichen Standorten ausgetrage­n werden, bleiben es in der Messe Wien an die 5800 Bewerber (ungefähr ein Studienpla­tz kommt auf zehn Prüflinge), die da zur gleichen Zeit um das Kontingent für Human- und Zahnmedizi­n antreten müssen. Ein komplizier­tes Sicherheit­skonzept soll verhindern, dass aus dieser Bewerbung für ein Studium ein weiteres Ischgl wird. Könnte sein, dass so mancher Konzertver­anstalter genauer hinschaut, wenn da ausnahmswe­ise fast 6000 Menschen an einen Ort zusammenko­mmen dürfen.

Gut möglich übrigens, dass die Bewerber für eine medizinisc­he Ausbildung in den kommenden Jahren noch deutlich mehr werden. Denn nachdem zuletzt Berufe wie Klimaforsc­her geboomt haben, könnte nun Virologe (neben Maskenschn­eider) der Beruf der Stunde werden.

Ziemlich wired entwickelt sich zunehmend der Krimi um den gefallenen Börsenlieb­ling Wirecard weiter. Als hätte es nicht schon genügt, dass 1,9 Milliarden Euro erfunden wurden, um Geschäftse­rfolg vorzutäusc­hen, geht es jetzt plötzlich um Geheimdien­stkontakte, Verbindung­en zu BVT- und Ibiza-Skandal und die vielleicht aufsehener­regendste Flucht eines Österreich­ers seit Udo Proksch. Den hat man letztlich auch erwischt.

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