Die Presse am Sonntag

Ist Österreich ein guter Ort zur Unternehme­nsgründung?

Die großen Start-up-Überfliege­r kommen nicht aus Österreich, aber das Potenzial ist vorhanden. Lohnt es hierzuland­e seine Firma zu gründen, oder sollte man lieber ins Ausland gehen?

- VON MADLEN STOTTMEYER

Silicon Valley ist die Nummer eins. Die kalifornis­che Gegend bietet laut dem Start-up-Ökosystem-Bericht hervorrage­nde Finanzieru­ng und Forschung sowie sehr gut ausgebilde­tes Personal. Kurzum: Start-up-Mekka. Der Bericht rangiert jedes Jahr die 100 besten Startup-Orte weltweit. Österreich ist nicht darunter. Die Top-Plätze teilen die USA und China unter sich auf. Doch Europa holt auf. Und so schaffte es Wien immerhin ins Mittelfeld der 100 aufstreben­den Ökosysteme und unterliegt dabei Städten wie Xiamen, Bogota´, Nanjing, Columbus oder Moskau.

Es ist paradox. Österreich gibt 3,2 Prozent seines BIPs für Forschung aus. Laut der OECD geben nur fünf Länder mehr her – allen voran Israel. Dennoch schlägt sich das kaum in der Wirtschaft nieder. Im Index für „Digital Entreprene­urship Systems“der Europäisch­en Kommission rangiert Österreich nur auf Platz elf. Länder wie Dänemark, Schweden, die Niederland­e, Finnland, Großbritan­nien, Deutschlan­d, Luxemburg und Irland bieten bessere digitale und systematis­che Rahmenbedi­ngungen für das Unternehme­rtum.

Ein Grund liege im schlechten Zugang zu Finanzieru­ng. „Es gibt zu wenig Wachstumsk­apital“, sagt Berthold Baurek-Karlic, Geschäftsf­ührer der Investoren­gruppe Venionaire Capital, zur „Presse“. So dürfen institutio­nelle Investoren wie Pensionska­ssen und Versicheru­ngen nicht in Risikokapi­tal investiere­n. „Dadurch fehlt es dem Markt an Milliarden, die nicht durch andere Investoren mobilisier­t werden können“, erklärt Baurek-Karlic. Der Nachfrageü­berhang wird von Investoren aus dem Ausland ausgeglich­en, was den Standort regelmäßig unter Abwanderun­gsdruck bringt. Speedinves­tPartner Markus Lang verweist auf N26. Die Österreich­er gründeten ihre Challenger­bank in Berlin. „Alles bis zu einer Million geht gut“, sagt Lang zur „Presse“. Danach stehe man vor der Entscheidu­ng, ins Ausland zu gehen.

Start-ups haben hohe Überlebens­rate. Hingegen laufe die Frühphasen-Förderung von staatliche­r Seite super, erklärt Lang. „Das ist ein großer Treiber.“Der Staat bietet eine Reihe an Förderprog­rammen mit Hilfe des AWS und der

Wirtschaft­skammer. Auch ohne Geldregen haben heimische Start-ups eine beeindruck­ende Überlebens­rate: Rund 80 Prozent der Junguntern­ehmen, die zwischen 2008 und 2010 gegründet wurden, sind heute noch aktiv. Nur zwölf Prozent gingen in Konkurs oder Insolvenz. Sechs Prozent wurden verkauft oder fusioniert, und zwei Prozent existieren rechtlich noch, sind aber nicht mehr aktiv.

Denn erfolgreic­he Ökosysteme basieren nicht unbedingt auf nationalen Gegebenhei­ten, wie der Start-up-Ökosystem-Bericht

zeigt, sondern kreisen um Städte oder Regionen mit einem bestimmten Themenfoku­s. So ist das Silicon Valley führend in der IT- und Hightech-Industrie. London fokussiert sich auf Fintechs und München auf Mobilität. In Wien wird am häufigsten im Bereich IT und Softwareen­twicklung gegründet. In der Steiermark sei mit dem Forschungs­zentrum der European Space Agency (ESA) ein Automobil-Cluster entstanden, sagt Baurek-Karlic. Auch der Fintech-Bereich ist sehr

– nach Gründungsf­orm, Zutimmung in Prozent

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