Culture Clash
FRONTNACHRICHTEN AUS DEM KULTURKAMPF
Nonnenkriegerinnen. Eine neue Netflix-Serie zeigt schon wieder die katholische Kirche als Kampforganisation gegen Dämonen. Ich finde das gut – und auch verdient.
Die als „sexy“angekündigte Netflix-Serie „Warrior Nun“hat sich innerhalb kurzer Zeit eine große Fangemeinde erworben. Es geht dabei um eine junge Frau, die mit Schwestern vom (fiktiven) uralten „Orden des Kreuzschwerts“Dämonen bekämpft. Ich musste es berufsbedingt sehen, und es hat mich eher fadisiert, aber das ist hier keine Filmkritik. Mich fasziniert vielmehr der Umstand, dass, wenn es um den Kampf gegen Dämonen, Vampire oder Untote geht, die Populärkultur regelmäßig die katholische Kirche als entschlossensten Streiter darstellt.
Im Fall der kriegerischen Nonne liegt das vielleicht einfach daran, dass der Autor der Comicvorlage, Ben Dunn, eine Highschool des katholischen Marianistenordens besucht hat. Aber es gibt unzählige Beispiele, beginnend beim „Exorzist“von 1973 mit zwei Franziskanerpatres, oder „Van Helsing“, in dem eine geheime Tür eines Beichtstuhls im Petersdom den Weg zum Trainingscamp der Vampirjäger freigibt. Oder James Woods in John Carpenters „Vampire“als ein vom Vatikan ausgebildeter und beauftragter Kämpfer.
Warum ist es ausgerechnet die katholische Kirche, der diese Rolle zufällt? Ist sie mit ihren gotischen Kirchen und Krypten vielleicht einfach nur „gothic“genug, um im Horrorgenre mitzumischen? Ich denke, das greift zu kurz. Was, wenn hier cinematographisch vielmehr ein erstaunlicher Beweis für den Appeal der katholischen Sakramententheologie vorliegt? Dass dort, wo sich das personifizierte Böse, das wirklich ganz unheimlich Schreckliche manifestiert, das personifizierte Gute, die wirklich reale und verlässliche Gegenwart Gottes, genauer: Jesu Christi, dagegenhalten muss, wenn es Erlösung geben soll.
Freilich sind die Helden dieser Filme oft gebrochene, unheilige Charaktere. Aber die Macht dahinter, die sie am Ende siegen lässt, ist eben nicht von Menschen gemacht, sondern beruft sich auf eine 2000 Jahre alte ununterbrochene Weitergabe vom Ursprung her. Sie siegt, auch wenn die Helden fallen. Wie im wirklichen Leben des Marianistenpaters Jakob Gapp – wusste Marianistenschüler Ben Dunn von ihm? –, der die Nazis als den Inbegriff des Bösen so nachhaltig bekämpfte, dass sie ihn sogar aus Spanien entführen ließen, um ihn anklagen und hinrichten zu können.
Es gibt Gott sei Dank viele Widerstandskämpfer gegen das Böse auch außerhalb der katholischen Kirche. Aber mir als Katholik zeigt selbst das Narrativ des modernen Dämonenfilms, warum ich mich in meiner Kirche sicherer fühle als in jeder anderen. Typisch Katholik, denken Sie jetzt vielleicht. Und ich gebe Ihnen Recht.
Der Autor war stv. Chefredakteur der „Presse“und ist nun Kommunikationschef der Erzdiözese Wien.