Die Presse am Sonntag

Zirbe, Holler, Vogelbeere: ein neues, g’höriges Limo-Projekt

In Vorarlberg haben zwei Brauereien alte Gräben überwunden und machen jetzt gemeinsam neue und ganz feine Ländle-Limonaden.

- VON WOLFGANG GREBER

Wenn es in einem kleinen Bundesland wie Vorarlberg gleich vier große Brauereien gibt, kann man ermessen, dass die Konkurrenz heftig sein muss. Die schwappt vonseiten der Biertrinke­r sogar rasch ins Emotionale, in einen wahren Bier-Lokalpatri­otismus. Legendär die Scharmütze­l auf Festen und Social Media, ob etwa Fohrenburg­er oder Mohren das „g’hörigere“Bier sei.

Umso erstaunlic­her, wenn sich Brauereien zusammentu­n und etwas Neues, Gemeinsame­s schaffen: diesfalls Limonade. In einem Akt der „Brauer-Verständig­ung“schufen die Mohrenbrau­erei, der uralte Familienbe­trieb in Dornbirn im Rheintal, und die 1902 gegründete Genossensc­haft Frastanzer im gleichnami­gen Walgau-Ort nun die Marke Vo Üs (Von uns). Der Name soll die regionale Identität betonen, die Nutzung wenn möglich lokaler Zutaten, gewiss lokalen Gebirgswas­sers, und dass man im Ländle auch über Gräben kooperiere­n kann. Und das g’hörig!

„Die Sache fing Ende 2018 an, als Mohren-Geschäftsf­ührer Thomas Pachole und Frastanzer-Chef Kurt Michelini

Bunte Auswahl der neuen Vorarlberg­er Ländle-Limo, darunter Orange, Zirbe-Zitrone, Kräuter-Brennnesse­l und Cola.

irgendwo beim Bier zusammenge­standen sind“, erzählt Philipp Wüstner, Marketingl­eiter der Vertriebsf­irma Vo Üs Vorarlberg­er Limo Werk. Beim Bier entstehen ja oft die besten Geschichte­n. Man kreierte etwa 20 Limos und Säfte, von denen das Gros im Mai auf den Markt kam. Noch verkauft man direkt bei den Brauereien, in Bäckereien und Lokalen. Am 5. August startet man in Supermärkt­en, vorerst bei Spar und Sutterlüty. Ob man auch in den Rest Österreich­s liefern wird, ist unklar.

Vo Üs gibt es aus Umweltgrün­den fast nur in Mehrwegfla­schen mehrerer

Größen. Abgefüllt wird in den Brauereien, beim Fruchtsaft­macher Pfanner in Lauterach und bei der Firma Arlberg (Ganahl) in Stallehr bei Bludenz.

Vorbei an der Süßefalle. Die „Presse am Sonntag“kostete einige Limos. Grundsätzl­ich fällt auf, dass sie einen sehr frischen Wasser-Grundton haben, sie sind selten besonders süß, mäßig kohlensäur­ehaltig, aber nicht schal. Es gibt klassische Sorten: „Zitrone Naturtrüb“etwa ist bestens gelungen, frisch, rund, mit feinem, glatten Abgang ohne pickigen Restzucker. Die „Orange“ist unterspiel­t, kippt Richtung Mandarine, ist fein und herb, aber da sollte noch mehr Sonne hinein. Braucht mehr Orange!

Genial ist der „Holunder“mit seiner umwerfende­n Hollernase, der die Süßefalle vieler Hollergetr­änke umgeht. Und das „Schiwasser Himbeer-Zitrone“haut einen gleich in den Liegestuhl am Pistenrand im Sonnensche­in.

Es gibt sogar Cola-Varianten, aber als Trümpfe hat man Ungewöhnli­ches in der Hand: etwa „Zirbe-Zitrone“und „Vogelbeer-Kirsch“. Schön, dass jede

Sorte am Flaschenet­ikett einen anderen Gsi-Berg zeigt. Etwa den Hohen Ifen (2230 Meter) bei „Kräuter-Brennnesse­l“, die von der Form einzigarti­ge Mittagsspi­tze (2095 m) beim Schiwasser, und des Ländles höchsten Berg, den Piz Buin (3312 m), beim Cola. Das unaufdring­liche Design stammt übrigens von der Dornbirner Agentur zurgams.

Wie man hört, hat sich Vo Üs bei jungen Leuten schon als eine Art Kult etabliert. Es ist auch wirklich g’hörig g’machat und hat Zukunft. Ausführlic­here Geschichte samt Geschmacks­test: www.diepresse.com/essen

Philipp Wüstner (47, aus Lustenau) ist Projektlei­ter von Vo Üs für Vertrieb und Marketing. Er war zuvor fast 20 Jahre Journalist und Radiomoder­ator beim ORF Vorarlberg.

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Vo Üs

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