»Man hat immer sein Haus dabei«
Neben dem Campen erfreut sich auch der Campingwagen neuer Beliebtheit. Über einen Sommer im Bus und den Reiz, den das Leben auf kleinem Raum ausmacht.
Für vier Räder statt für vier Sterne haben sie sich entschieden – und tun es immer wieder. Matthias Erlacher ist im Sommer gern mit seinem Campingbus unterwegs, den er eigens dafür ausund umgebaut hat. Er geht oft surfen, was sich als ziemlich „platzintensives Hobby“herausstellt, wie es der Sportlehrer beschreibt: Windsurfboards, Segel, Gabelbäume – nicht so einfach, alles in einen konventionellen Van zu bekommen, vor allem nicht neben Kletterund Fahrradequipment. „Und so hab ich mir gedacht, ich bau’ mir meinen eigenen Bus“, erzählt Erlacher. Per Learning by Doing, durch Videos im Internet und unzähligen Einsätzen von Bohr- und Fräsmaschine.
Nach einem Jahr und rund 10.000 Euro war er dann mit dem Ergebnis zufrieden: Viel Stauraum, ein hochfahrbares Bett, Solarzelle auf dem Dach, Dusche mit Durchlauferhitzer und eine kleine Küche. Und auch seine Freundin Helene Fensl zeigt sich erfreut: „Man hat einfach sein kleines Häuschen mit dabei und kann dorthin fahren, wo es einem am besten gefällt. Wenn es wo nicht so schön ist, fahr’ ich einfach zum nächsten Strand oder in die nächste Stadt.“
Weg, wenn es brenzlig wird. Diese Art von Mobilität und Flexibilität zeige besonders in diesem Sommer ihre Vorzüge. „Man ist mit dem Auto schnell in
Spanien, in Frankreich oder in Portugal, aber schnell auch wieder zu Hause, wenn wo Grenzen geschlossen würden.“Zudem hält man sich im Freien auf, kommt nicht unbedingt mit anderen Menschen in Kontakt – sofern man diesen nicht sucht –, und vermeidet so potenzielle Ansteckungsrisiken. „Nur den Mitreisenden, den muss man halt gut aushalten können, denn mit ihm wohnt man für diese Zeit auf einem Zwei-Quadratmeter-Fleck zusammen“, sagt Fensl schmunzelnd.
Die beiden sind nicht die Einzigen, die auf den Geschmack gekommen sind. Ob auf Buchungsplattformen, auf denen Privatpersonen ihre Busse vermieten, oder bei Herstellern direkt:
Wohnmobile und das „Vanlife“darum herum, wie es vor allem unter jungen Leuten genannt und auf den sozialen Medien gefeiert wird, sind derzeit sehr beliebt. Das liegt auch am Abenteuer, das damit verbunden wird. Ein grobes Ziel habe es zwar immer, erzählt das Paar, aber nie die genaue Route vorgeplant. „Das macht das Ganze so spannend. Wir wissen nie, wo wir genau hinfahren und wie lang wie dort bleiben. Das finden wir alles erst auf der Reise heraus.“„Nothing is planned, the destination unknown. Once in a lifetime you just disappear, driving slowly in the nowhere . . .“, singt etwa die Grazer Band Eora in ihrem neuen Song. Er heißt – erraten – „Vanlife“.