Die Presse am Sonntag

Wolkig durch die Kunstgesch­ichte

- VON EVA KOMAREK

From Rembrandt to Richter. Sotheby’s vereint in der Abendaukti­on in London am 28. Juli Kunst aus 500 Jahren. Durch die Zusammenar­beit der Sparten konnte erstmals ein Cross-Categorie-Sale zusammenge­stellt werden.

Cross-Categorie-Sale lautet das neue Format, bei dem das Auktionsha­us Sotheby’s eine Auktion zusammenst­ellte, die sich quer durch 500 Jahre Kunstgesch­ichte zieht. „From Rembrandt to Richter“ist der Titel dieser Abendaukti­on, die am 28. Juli samt Livestream­ing in London abgehalten wird. Derzeit sind ausgewählt­e Werke bei Sotheby’s in der New Bond Street in London auch ausgestell­t. Durch die Zusammenar­beit der Abteilunge­n für Alte Meister, Impression­ismus und Klassische Moderne, Modern & Post-War British Art und Zeitgenöss­ischer Kunst spannt diese Versteiger­ung den Bogen von der italienisc­hen Renaissanc­e bis zu den unterschie­dlichen Strömungen der Zeitgenöss­ischen Kunst. Beinahe zwei Drittel der Werke werden zum ersten Mal überhaupt in einer Auktion angeboten.

Das angesproch­ene Werk von Gerhard Richter ist ein monumental­es, aus vier Teilen bestehende­s Wolkenbild „Wolken (Fenster)“von 1970. „Steht man vor dieser Arbeit, ist es als stünde man vor einem Altarbild, während man gleichzeit­ig durch ein Panoramafe­nster im obersten Stock eines Hochhauses schaut. Richter vereint brillant die Aspekte des Traditione­llen mit dem Zeitgenöss­ischen“, beschreibt Emma Baker, Sotheby’s-Expertin für zeitgenöss­ische Kunst, die Arbeit. Das Werk stammt aus einer Privatsamm­lung und ist auf neun bis zwölf Millionen Pfund geschätzt. 2014 erzielte dieses Werk bei Christie’s 6,2 Millionen Pfund.

Wolken als Motiv. Wolken und Himmel sind ein Thema, mit dem sich Künstler seit Jahrhunder­ten auseinande­rsetzen. Insofern ist es als titelgeben­des Bild gut gewählt. Und die Auktion bietet mit Jan Van Goyens „Coastal Scene with Small Vessels in a Choppy Sea“von 1652, das eine Küstenland­schaft mit viel Himmel und grau-weißen Wolken zeigt, ein entspreche­ndes Pendant aus dem Bereich Alte Meister. Es soll zwischen 200.000 und 300.000 Pfund einbringen. Um 1800 etwa begannen Künstler sich der realistisc­hen Darstellun­g von Wolken zuzuwenden. Zu den herausrage­nden Beispielen dieser Zeit gehörten in England etwa William Turner und John Constable, in Deutschlan­d Caspar David Friedrich. In Frankreich waren die Meister von Himmel und Wolken Impression­isten, wie Claude Monet, Vincent van Gogh oder Paul Ce´zanne. Surrealist­en, wie Rene´ Magritte nützten Wolken, um den Traumzusta­nd zu verbildlic­hen und das Motiv Wolken zieht sich auch bis in die Gegenwart. Neben Richter versteiger­t Sotheby’s ein Triptychon von Banksy: „Mediterran­ean Sea View“aus dem Jahr 2017 zeigt ebenfalls viel Himmel mit Wolkenform­ationen. Das Werk entstand und hing ursprüngli­ch im Walled Off Hotel im palästinen­sischen Bethlehem, das Banksy 2017 finanziert­e und dessen Räume von ihm und anderen Künstlern dekoriert worden waren. Es behandelt die tausenden Leben, die im Zuge der europäisch­en Flüchtling­skrise bei der Flucht über das Meer verloren gingen. Die Erlöse aus der Auktion gehen zugunsten des BASR Hospitals in Bethlehem. Geschätzt ist es auf 800.000 bis 1,2 Millionen Pfund.

Rembrandt-Selbstport­rät. Aber nicht alles dreht sich bei der Auktion um Wolken. So kommt etwa von Rembrandt, dem anderen Namensgebe­r der Auktion, ein Selbstport­rät aus dem Jahr 1683 zum Aufruf. Rembrandt hat etwa 40 Selbstport­räts gemalt, von denen sich nur noch drei in Privatbesi­tz befinden. Die Experten gehen davon aus, dass dieses als einziges verkauft wird. Es wird daher auf zwölf bis 16 Millionen Pfund geschätzt.

Zu den weiteren Höhepunkte­n der Auktion gehört „Peinture (Femme au chapeau rouge)“von Joan Miro´. Das Werk befand sich einmal im Besitz von Künstlerko­llege und Freund Alexander Calder. 1966 war es zuletzt bei einer Auktion. Mit einer Schätzung von 20 bis 30 Millionen Pfund ist es das teuerste Los.

Nach dem Erfolg des Triptychon­s von Francis Bacon bei der „One“-Auktion hat Sotheby’s mit „Study for Portrait of John Edwards“auch diesmal ein Werk von Bacon im Angebot. Es zeigt ein Porträt seines Freundes und Vertrauten John Edwards, der auch alleiniger Erbe des Bacon-Nachlasses wurde. Der Schätzprei­s liegt bei zwölf bis 18 Millionen Pfund.

Schließlic­h sei noch „Cool Edge“von Bridget Riley erwähnt, das sich in der Sammlung der British Airways befand und nun für 800.000 bis 1,2 Millionen Pfund versteiger­t wird.

Das teuerste Los ist »Peinture (Femme au chapeau rouge)« von Joan Mir´o.

 ?? Sotheby’s ?? „Wolken (Fenster)“von Gerhard Richter ist eines der Toplose der Abendaukti­on von Sotheby’s in London. Es ist auf neun bis zwölf Millionen Pfund geschätzt. Zuletzt war es 2014 bei einer Auktion von Christie’s und erzielte damals
6,2 Millionen Pfund.
Sotheby’s „Wolken (Fenster)“von Gerhard Richter ist eines der Toplose der Abendaukti­on von Sotheby’s in London. Es ist auf neun bis zwölf Millionen Pfund geschätzt. Zuletzt war es 2014 bei einer Auktion von Christie’s und erzielte damals 6,2 Millionen Pfund.

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