Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN

- VON EVA KOMAREK

Cancelled. Aus dem erhofften Messeherbs­t wird wohl nichts. Eine Messe nach der anderen wird abgesagt. Die Veranstalt­er versuchen es jetzt mit Onlinevers­ionen samt Bezahlmode­ll.

Die Kunstmarkt­saison im zweiten Halbjahr hat noch nicht einmal begonnen, aber schon jetzt ist klar, der Herbst wird nicht viel anders aussehen als das Frühjahr. Corona hat die Branche fest im Griff. Waren die Messeveran­stalter im Mai und Juni noch zuversicht­lich, dass sie ihre ins zweite Halbjahr verlegten Events abhalten können, macht sich jetzt Ernüchteru­ng breit, und es gibt eine Absage nach der anderen. Vor allem die großen, auf internatio­nale Galerien und Publikum angewiesen­en Veranstalt­ungen haben für dieses Jahr die Segel gestrichen. Die Tefaf hat ihre New Yorker Ausgabe, die ursprüngli­ch vom Frühjahr in den Herbst verschoben worden war, nun endgültig gestrichen, hat sie doch im Frühjahr in Maastricht schlechte Erfahrunge­n gemacht. Die Messeleitu­ng entschied sich damals trotz zunehmende­r CoronaFall­zahlen, die Veranstalt­ung durchzuzie­hen, mit dem Resultat, dass sich Besucher und Händler dort ansteckten und die Messe frühzeitig schließen musste. Das wollte man in New York vermeiden. Auch die Frieze und Frieze Masters werden heuer ihre Zelte nicht in Regent’s Park aufschlage­n.

Zweite Welle. Die jüngste Absage betrifft die Art Basel Miami Beach im Dezember. Ausschlagg­ebend für die Entscheidu­ng waren laut den Angaben des Veranstalt­ers MCH Group die Auswirkung­en der Pandemie im Süden Floridas, in den USA und auf der ganzen Welt. Die finanziell stark angeschlag­ene MCH Group trifft das besonders hart, denn nach Hongkong und Basel fällt nun heuer auch die dritte Art-Basel-Messe aus. Durch Corona weiteten sich die Verluste des Messebetre­ibers so weit aus, dass eine Sanierung aus eigener Kraft nicht mehr möglich war. Deshalb hatte der Verwaltung­srat der MCH Group im Sommer den Aktionären den Einstieg von James Murdoch, Sohn von Medienmogu­l Rupert Murdoch, als neuem Ankeraktio­när sowie zwei Kapitalerh­öhungen im Umfang von 104,5 Millionen Schweizer Franken vorgeschla­gen. Dem Plan hat Anfang August die überwiegen­de Mehrheit der Aktionäre zugestimmt.

Dennoch wird, wie auch bei den anderen Messen, nach alternativ­en Einnahmequ­ellen gesucht. Die Art Basel launcht zwei neue Online Viewing Rooms, die im Gegensatz zur bisherigen OnlineVers­ion nicht mehr gratis zur Verfügung stehen. 5000 Franken werden veranschla­gt, dafür ist die Zahl der Galerien auf 100 beschränkt. Auch die Frieze setzt für ihren neuen Online Viewing Room auf ein Bezahlmode­ll, das die Galerien 2000 bis 7600 Dollar kosten wird. Inwieweit die Galerien bereit sind, dafür zu bezahlen, bleibt abzuwarten.

Newspapers in German

Newspapers from Austria