Monokultur und Klima: Das neue Waldsterben
Laut WWF ist der heimische Wald Monokulturen haben ausgedient. in der Krise. Die
Österreich ist zu rund der Hälfte von Wald bedeckt, und während global Waldflächen schwinden, ist hierzulande das Gegenteil der Fall. Trotzdem: Der Wald ist auch in Österreich in der Krise. Zwar ist der heimische Wald oft in alpinen, schwer zugänglichen Lagen, aber trotzdem wird er überdurchschnittlich intensiv bewirtschaftet, wie es im 2020 erstmals erstellten WWF-Wald-Report heißt.
Das mache ihn anfällig für die Folgen der Klimakrise. Denn durch intensive Nutzung über Jahrhunderte ist wenig naturnaher Wald übrig. Acht Prozent der Wälder sind laut WWF „sehr naturnah“, drei Prozent werden als natürlich und vom Menschen unbeeinflusst eingestuft, 0,8 Prozent Waldfläche sind streng geschützt.
Das ist wenig. Denn während in naturnahen Wäldern über Jahrhunderte eine Abfolge von Entwicklungsphasen und eine Vielfalt von Arten und Lebensräumen entsteht, stehen in Österreich vielfach junge, homogenen Beständen. „Mehr als ein Drittel der Waldflächen sind stark verändert und in keinem guten ökologischen Zustand“, sagt WWF-Waldexpertin Karin Enzenhofer. Die Folgen sind bekannt: Diese Wälder sind anfällig für Schädlinge wie den Borkenkäfer und wenig robust, etwa bei Trockenheit, teilweise sterben ganze Wälder ab.
Die Wälder der Zukunft, das Ende der Fichten-Monokulturen, das ist seit Jahren vermehrt Thema. Zumindest medial – in den Wäldern ändere sich wenig. „Zum Teil gibt es tolle Projekte, aber nicht in der Breite. Wir sehen im Wald- oder Mühlviertel Fichten-Monokulturen zusammenbrechen, das wird noch mehr Regionen betreffen. Da brauchen wir Mischbestände. Aber stattdessen geht es, das sehen wir auch in unserer Beratung, oft um die Frage, wie man die Fichte ersetzen kann. Es gibt Ideen, mit Arten aus Albanien oder den USA wieder Monokulturen aufzuforsten. Hier sehen wir die große Gefahr, dieselben Fehler wie mit der Fichte noch einmal zu machen, auch noch mit exotischen Arten, die nicht in unsere Ökosysteme passen“, sagt Enzenhofer. Hier sieht sie das Fördersystem sehr kritisch: „Es gibt den Versuch, das System weiterzuführen wie bisher. Aber wir brauchen einen Mix an Arten, das wäre langfristig auch wirtschaftlich besser. Wir wissen nicht genau, wie sich das Klima verändern wird, eine Mischung vieler Arten ist das A und O, damit Wälder bestehen können.“In Wäldern der Zukunft wird es etwa im Osten Österreichs viel Eiche geben. Fichten werden nicht verschwinden, aber in Tallagen weniger werden, dafür wird man auch in höheren Lagen viel Eiche, Ahorn oder Kirsche sehen.
Es ist leise geworden. Und, in diesen Wäldern wäre es wieder lauter, lebendiger. Denn es ist ruhig geworden, auch im Wald ist das Artensterben in Gang. „30 Prozent der Waldarten sind auf altes Holz angewiesen, viele Vogelarten, Spechte, Käfer, Pilze“, sagt Enzenhofer. Diese Arten sind wichtig, sie bauen Holz ab, Waldboden auf, aber sie leiden in den jungen Monokulturen. Schließlich erreichen hierzulande nur acht Prozent der Bäume ihre natürliche Altersgrenze. In natürlichen Wäldern wären 60 Prozent der Bäume „Baum-Pensionisten“.
Muss die Bewirtschaftung weniger werden? „Es heißt nicht, dass man keine Bäume mehr fällen darf. In naturnahen Wäldern ist der Ertrag etwas geringer, aber es geht um Langfristigkeit. Wenn wie im Waldviertel das System zusammenbricht, hätte der Besitzer von einem beständigen Mischwald wirtschaftlich mehr“, sagt Enzenhofer. Und spricht eine Studie an, laut der naturnahe Bewirtschaftung kurzfristig weniger Holzertrag bringt, aber andere Leistungen, Erosionsschutz, CO2-Speicher, Sauerstoffproduktion, ungleich größer sind.
Der WWF fordert angesichts des kritischen Zustands eine „Waldwende“, die beim Fördersystem ansetzen müsse. Enzenhofer sieht Chancen, dass allgemein das Bewusstsein für den Schutz des Waldes wächst: Auch beim WWF beobachtet man hohes Interesse am Thema, die viele Zeit, die in der Pandemie im Wald verbracht wird, trage dazu sicher weiter bei.