»Dass ›Starmania‹ zurückkehrt, war längst überfällig«
Arabella Kiesbauer moderiert wieder »Starmania«. Ein Gespräch über Alltagsrassismus und neue Sehgewohnheiten.
Seit wann wissen Sie, dass „Starmania“19 Jahre nach der Premiere zurückkehrt – und was war Ihr erster Gedanke dazu?
Arabella Kiesbauer: Genau kann ich das nicht sagen, aber es war wohl irgendwann im Herbst. Und ich fand die Idee eigentlich schon längst überfällig. „Starmania“ist eine echte Marke. Vor allem im deutschen Fernsehen sind in den vergangenen Jahren viele Castingformate erfolgreich gelaufen. Das war eigentlich eine verlorene Chance.
Welche Bedeutung hat „Starmania“für Sie? „Starmania“war für mich 2002 gefühlt die Rückkehr nach Österreich, nachdem ich viele Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet hatte. Es war damals eine sehr intensive Zeit, nicht zuletzt, weil uns der Erfolg überrollt hat. Ich bin in der Sendung in so eine Beschützerrolle hineingerutscht, um die Kritik der Jury abzufedern. Ich war dann ein bisserl die Mama Starmania. Ob das diesmal wieder vonnöten sein wird, weiß ich nicht. Wenn es der Fall ist, ich hab ein großes Herz und bin eine Löwenmama, nicht nur privat, auch auf der Bühne.
Apropos Löwenmama: Dürften Ihre Kinder bei der Show mitmachen, wenn sie wollten? Wenn Sie wollen würden und das Talent
Arabella Kiesbauer (*1969) ist Tochter einer deutschen Theaterschauspielerin und eines ghanaischen Maschinenbauers.
Fernsehen
Sie begann ihre TVKarriere 1987 in der ORF-Jugendsendung „X-Large“und hatte ab 1991 mit „Arabella“eine eigene Talkshow auf ProSieben. Von 2002 bis 2009 moderierte sie „Starmania“, seit 2014 „Bauer sucht Frau“(ATV), zuletzt
„Masked Singer Austria“(Puls 4).
Privat
Kiesbauer ist mit dem Unternehmer Florens Eblinger verheiratet und zweifache Mutter. Als Integrationsbotschafterin unterstützte sie im Wahlkampf 2017 Sebastian Kurz.
hätten, dürften sie. Momentan sehe ich das Talent noch nicht, muss ich sagen (lacht).
Mit welchem Lied hätten Sie sich denn bei „Starmania“beworben?
Wenn ich so singen könnte, wie ich wollte: mit etwas Großem, einer Ballade von Whitney Houston zum Beispiel. Und wenn es dann so ablaufen würde, wie ich wollte, würden die Leute umfallen vor Begeisterung. Aber das ist sehr hypothetisch. Ich kann leider nicht besonders gut singen.
In einer Notiz aus der „Presse“vom 11. 9. 2002 mit dem Titel „Comeback mit Bauchweh“steht, dass Sie Bedenken hatten bei der Rückkehr auf den Austro-Bildschirm – auch wegen Alltagsrassismus. Wie sieht das heute aus? Ist Ihre Hautfarbe noch Thema? Hinter den Kulissen ist es sehr wohl ein Thema, und bei Menschen mit gewissen Einstellungen kein positiv besetztes. Ich bekomme nach wie vor rassistische Briefe oder Beschimpfungen. Das wird sich auch nicht ändern, da muss man realistisch sein.
Das klingt schon sehr abgeklärt.
Es ist eine gewisse Resignation, die aber nie lang währt. Weil ich auch jemand bin, der sich für Integration starkmacht und versucht, Vorurteile abzubauen. Ich habe nicht klein beigegeben. Aber meine Erfahrung, wie die von anderen, zeigt: Es gibt nach wie vor Alltagsrassismus, und zwar mehr, als man es sich denken würde. Wir, die wir das erleben, wissen das.
Sie sind Integrationsbotschafterin für die Bundesregierung, haben 2017 auch für Sebastian Kurz geworben. War das im ORF Thema?
Dass ich an Schulen gehe und mit jungen Leuten spreche?
Dass Sie Regierungs-Botschafterin sind. Nein, nein, gar nicht.
Was wird bei „Starmania“anders?
Das Tempo. Die Sehgewohnheiten haben sich geändert. In den alten Sendungen gibt es eine gewisse Langatmigkeit, für die ist heute kein Platz mehr.
So wie die langen Momente der Entscheidung, wer weiter ist?
Oh, die berühmten Entscheidungsröhren und mein Hinauszögern! Das bleibt wohl. Eine gewisse Spannung muss man schon vermitteln. Und das mit den Röhren dauert seine Zeit, weil der Regisseur Bilder einfangen möchte. Das hat auch einen technischen Hintergrund.
Ich kann nicht versprechen, dass ich da viel schneller werde. Aber generell wird das Tempo anders. Anders ist auch die Dreier-Jury, die hochkarätig besetzt ist.
Publikum wird es diesmal nicht geben?
Das Publikum war ein wichtiger Bestandteil der Sendung, weil sich ziemlich schnell Fangruppen gebildet haben, die die Kandidatinnen durch die Show getragen haben. Das fällt weg. Wir sind im leeren Studio, vor leeren Rängen, damit müssen wir umgehen.
2002 steckte das Internet noch in den Kinderschuhen. Es gab noch keine sozialen Medien, kein TikTok. Was ändert das?
Die meisten Kandidaten sind mit Social Media aufgewachsen. Ich nehme an, dass sie die ganz selbstverständlich in ihre Auftritte einbauen werden. Aber die Kandidaten müssen auch damit rechnen, dass da draußen viel mehr Menschen ihre Auftritte kommentieren und bewerten.
2002 haben sich 1266 Menschen beworben. Wie viele waren es im Coronajahr?
Ich glaube, es waren 1700. Heute ist es eher einfacher, sich zu bewerben, weil die meisten ein Handy haben und vertraut damit sind, sich zu filmen.