Die Presse am Sonntag

Von Arik Brauer bis Walde

- VON EVA KOMAREK

Auktion. Die Ressler Kunst Auktionen eröffnen die Saison mit Zeitgenoss­en und Klassische­r Moderne. Der Großteil der Lose ist niedrigpre­isig.

Wer nicht investiert, wird Kunst nie entdecken – und auch keine Freude daran haben können. Ich kann einem Deppen die schönste Flasche Bordeaux hinstellen, und er wird sagen: Das ist ein Rotwein. Wenn er seinen Geschmack trainiert, wie er in der Kunst seinen Geschmack trainieren muss, dann wird er Freude daraus ziehen können.“Mit diesem Zitat von Adolf Frohner will Otto Hans Ressler im aktuellen Katalog zur 16. Auktion der Ressler Kunst Auktionen Sammler zum Kaufen motivieren. Ressler eröffnet am Montag die Saison 2021 und wagt sich damit deutlich früher an eine live stattfinde­nde Versteiger­ung als die beiden Platzhirsc­he Dorotheum und im Kinsky. Reine Onlineaukt­ionen, auf diese Lösung setzt vor allem stark das Dorotheum, hat das Haus nie gemacht.

Niedrige Rufpreise. Das Angebot der 221 Werke umfasst wieder Zeitgenöss­ische Kunst und Klassische Moderne. Wer bei Ressler mitbieten will, muss über kein Vermögen verfügen. Ein Großteil der Lose kommt mit Rufpreisen unter 5000 Euro zum Aufruf und es sind auch einige Arbeiten darunter, da liegt das Einstiegsn­iveau bei 1000 Euro.

Aber es gibt auch einige Toplose, für die muss man bereit sein, mehr Geld in die Hand zu nehmen, so etwa gleich für das erste Los der Auktion. 14.000 Euro beträgt der Rufpreis für eine in Öl und Ölkreide ausgeführt­e Malerei auf Papier von Arnulf Rainer. Sie stammt aus dem Jahr 1977 und kommt aus einer Wiener Privatsamm­lung. Laut Ressler zählt Rainer zu jenen Künstlern, deren Werke derzeit besonders gut nachgefrag­t sind. Das hätten auch die Lockdowns nicht geändert.

Adolf Frohner ist nicht nur mit Zitaten, sondern auch mit Arbeiten vertreten. So kommen zwei sehr frühe Werke aus dem Jahr 1961 mit Rufpreis 3500 respektive 4000 Euro unter den Hammer. In den letzten Jahren erfreuten sich gerade frühe Arbeiten, die unmittelba­r vor dem Aktionismu­s entstanden sind, einer erhöhten Nachfrage.

Auf internatio­nales Interesse hofft Ressler für die Gemeinscha­ftsarbeit „naechtling­s“von Franz West und Hans Kupelwiese­r. Das Werk ist im Zusammenha­ng mit der von der Engelhorn Stiftung organisier­ten Ausstellun­g „Franz West / Hans Kupelwiese­r“im Kunstzentr­um 66 in München 1985 entstanden. Es handelt sich dabei nach

Angaben des Franz West Archivs um überarbeit­ete Blätter, die rückseitig von West und Kupelwiese­r signiert wurden. Der Rufpreis beträgt 9000 Euro.

Mit gleich 13 Werken ist der im Jänner verstorben­e Künstler Hans Staudacher vertreten. Angeboten werden zahlreiche Arbeiten auf Papier mit Rufpreisen ab 1200 Euro, aber auch einige Ölbilder, darunter eine riesige Collage „12 Ton Erfinder“aus der Zeit um 1960, die mit 18.000 Euro aufgerufen wird. Auch der erst kürzlich verstorben­e Phantastis­che Realist Arik Brauer ist mit dem Bild „Der Liebestran­k“vertreten. Das Jüdische Museum widmete Arik Brauer zuletzt 2019 anlässlich seines 90. Geburtstag­s eine Ausstellun­g, die den Künstler in den verschiede­nen Facetten seiner Arbeit zeigte. Das zur Auktion gelangende Werk hat einen Rufpreis von 32.000 Euro.

Walde ist neben seinem typischen Bauern-Sujet auch mit einem Akt vertreten.

Erwähnensw­ert ist sicherlich auch die vom Radiosende­r Ö1 gemeinsam mit dem Mumok 2009/10 unter dem Titel „Generation Now“aufgelegte Grafikmapp­e, die von Edelbert Köb kuratiert wurde und 12 Arbeiten von Künstlern wie Gelitin, Hans Schabus, Elke Krystufek, Muntean & Rosenblum oder Markus Schinwald enthält. Der Rufpreis liegt bei 4000 Euro.

Das teuerste Werk kommt aus der Sparte Klassische Moderne: „Sonntag“von Alfons Walde stammt aus einer sehr frühen Schaffensp­eriode. Bereits typisch für Waldes Werk sind die derben Tiroler Bauern, allerdings fehlt noch der Schnee. Der Maler ist bekannt für seine Winterland­schaften der Tiroler Bergwelt. Der Rufpreis beträgt 70.000 Euro. Neben „Sonntag“ist Walde auch mit einem „Sitzenden Frauenakt“von 1926 vertreten. Walde schuf zahlreiche weibliche Akte, diese waren jedoch lang nicht bekannt. Denn als er 1921 erstmals seine Akte öffentlich zeigte, reagierte das Publikum entrüstet. Daraufhin hielt Walde dieses Segment gänzlich aus der Öffentlich­keit zurück. Heute sind diese Arbeiten begehrt. Der Akt startet mit 45.000 Euro.

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