Die Stadt als Kräuterwiese
Dass man im Wienerwald Bärlauch sammeln kann, ist bekannt. Ebenso, dass auch die Donauinsel den einen oder anderen Schatz an Wildkräutern beheimatet. Aber dass man selbst in der Wiener Innenstadt wilden Schnittlauch sichtet und auch im Stadtpark oder auf dem Maria-Theresien-Platz zwischen dem Kunsthistorischen und dem Naturhistorischen Museum zumindest theoretisch für ein gesundes Mittag- oder Abendessen sammeln gehen kann, wissen wohl die wenigsten.
Alexandra Maria Rath, die vor gut 15 Jahren von Marketingexpertin auf Ernährungsberaterin und Wildkräuterpädagogin umgesattelt hat, hingegen schon. Sie hat in ihrem jüngsten Buch „Wildes Wien“die Wildkräuter und -pflanzen, die in der Stadt wachsen, verewigt – inklusive zahlreicher Rezepte wie Bärlauch-Maki, SpitzwegerichGraupen-Risotto mit Steinpilzen oder Giersch-Taboule´. Dazu gibt es Geschichten zu den Standorten, an denen die Pflanzen wachsen – und die eine Verbindung zu der jeweiligen Pflanze haben, wie etwa dem Veilchen in der Hermesvilla, in der sich Kaiserin Elisabeth bekanntlich gern aufhielt, die ein Fan von Veilcheneis war (mit dem sie regelmäßig von der k. u. k. Hofzuckerbäckerei Demel versorgt wurde).
„Wien besteht zu über 50 Prozent aus Grünfläche, da findet man natürlich sehr viele Wildkräuter“, sagt Rath bei einem gemeinsamen Spaziergang im Volksgarten. Hier findet man weit mehr als nur die Schafgarbe, die es ins Buch schaffte – und als aus Griechenland stammende „Augenbraue der Venus“gut zum griechisch anmutenden Theseustempel passt.
Ernährungsexpertin Alexandra Maria Rath widmet sich den Wildkräutern in der Stadt – und hat interessante Geschichten der Plätze und Pflanzen in einem Buch versammelt.
Im Volksgarten wächst wilder Schnittlauch in der Wiese, neben duftenden Veilchen.
Die Schafgarbe versteckt sich an diesem kühlen Apriltag noch an wenig einsichtigen Orten. „Da wächst sie, genau unter dem Mistkübel“, sagt Rath. Wer die Wiesen im Volksgarten aber genau betrachtet, erblickt überraschend ein klassisches österreichisches Küchenkraut: den Schnittlauch, wenn auch in seiner wilden Form. „Es gibt ja 500 verschiedene Schnittlauchsorten, das hier ist der wilde, er ist ein bisschen milder“, sagt
Rath, zupft ein Büschel aus und reicht es weiter. Er ist