Des Rätsels eigentliche Lösung: Mikroskopisch kleine Helfer
Allein der Humus ist die fantastische Substanz, aus der Pflanzen und damit auch Tier und Mensch Kraft ziehen.
ist alles noch komplizierter, doch so weit der Stand der Wissenschaft.
Ein paar kleinere Irrtümer zum Schluss: Nein, der Bewuchs von Flechten auf der Rinde zeigt nicht an, dass ein Baum krank ist, sondern dass die Luftqualität an seinem Standort gut ist. Und weil wir gerade bei den Bäumen sind: Nein, im Frühjahr sollte man keine Leimringe gegen Ameisen um den Stamm anzubringen, so vorzüglich die klebrige Angelegenheit im Herbst gegen unerwünschte Raupen wirkt. Im Frühling dagegen hindert sie Nützlinge wie Ohrwürmer und dergleichen, sich an den Läusen oben in der Baumkrone satt zu fressen.
Und nochmals nein: Ein Pflanzloch muss nicht doppelt so groß sein wie der Wurzelballen, der sollte einfach hineinpassen. Sie müssen auch Ihre Blumentöpfe im Frühling nicht mühsam auswaschen oder gar sterilisieren. Sie können auch getrost Tomaten und Gurken gemeinsam in das Glashaus setzen. Die kommen tadellos miteinander aus, wohingegen die als Wundermittel gegen die Kräuselkrankheit an Pfirsichen viel gepriesene, rundherum gepflanzte Knoblauchriege äußerst hübsch, aber leider auch völlig sinnlos ist.
Verlass ist jedoch auf die gute alte Bauernregel, die davor warnt, den Sommer allzu früh auszurufen. Die Eisheiligen kommen immer, also wartet, Leute, es läuft euch nichts davon draußen im grünen Paradies.
Erst vor erstaunlich kurzer Zeit begannen Mikrobiologen gezielt in der Erde zu wühlen und die mikroskopischen Wunder zu heben, die sich darin befinden. Sie beschränkten sich dabei auf die obersten dreißig, höchstens vierzig Zentimeter der Erdoberfläche, die, wie wir heute wissen, ein weitgehend unbekanntes, unerforschtes Universum darstellen. In einer einzigen Handvoll Humus befinden sich bis zu 20 Milliarden Lebewesen, von denen der Mensch, heute zwar schon mehr, doch immer noch recht wenig Ahnung hat.
Gäbe es diese Mikrofauna nicht, so wäre es auch mit uns, der vermeintlichen Krone der Schöpfung, nicht weit gekommen. Denn ohne dieses unglaublich komplizierte und faszinierende Zusammenspiel von Pilzen, Algen, Bakterien, Würmern, Insekten, Spinnentieren in winziger Dimension und auf kleinstem Raum könnte tatsächlich keine Pflanze wachsen.
Alles ist mit allem verbunden, und es ist wichtig, das zu wissen, um den gesunden Boden im eigenen Garten richtig zu behandeln und zu würdigen. Denn diese Lebewesen bilden miteinander auf unterschiedlichste Weise verbundene Gesellschaften. Sie bauen organische Materie ab und schließen die meist ohnehin, auch ohne Düngung vorhandenen Mineralstoffe auf – das ist ausschlaggebend, denn damit machen sie den Boden für Pflanzen überhaupt erst urbar. Der Boden ist „tot“, wenn nicht dieses unsichtbare Leben an ihm nagt. Mikroorganismen und Kleinstlebewesen besiedeln Poren jeder Größenordnung. Sie sind sogar in extremen Trockenphasen immer noch in winzigsten wassergefüllten Räumen zu finden. So tummeln sich in unterirdischen Mikroaquarien sogenannte Bodenschwimmer auch dann, wenn das Substrat trocken scheint.
Auch größere Erdbewohner wirken segensreich. Die Gänge der unterschiedlichen Regenwürmer beispielsweise lockern den Boden bis in mehrere Meter Tiefe auf, belüften ihn, und ihre Gänge dienen den Wurzeln der Pflanzen als Richtungsgeber. Wozu graben, wenn schon vorgegraben wurde. Außerdem ist dort der Regenwurmkot zu ernten. Für uns Gärtner ist er gratis, und er gilt als einer der kostbarsten,
Die Mikrofauna in den Böden sorgt für blühende Gärten. besten Dünger überhaupt. Das Verdauungsprodukt der guten Würmer ist reich an Mikroorganismen, Enzymen, Kali, Phosphor, Stickstoff und anderen Nährstoffen, deshalb freue sich, wer viele Regenwürmer im Garten hat.
Der Boden ist also eine höchst lebendige Angelegenheit, und seine Erforschung befindet sich trotz alledem erst im Pionierstadium. Fest steht jedenfalls, dass wir dringend umdenken sollten, was die Bearbeitung und Durchwühlung der Krume, vor allem aber ihre mineralisch-chemische Düngung betrifft. Nicht nur, weil die Düngemittelindustrie für bis zu 60 Prozent der vom Menschen produzierten Stickstoffoxide verantwortlich ist, sondern weil so viele sinnvollere Methoden zur Verfügung stehen. Kompost und Mulch sind dabei die Boden- und Pflanzenstärker Nummer eins, weil sie einerseits Nährstoffe enthalten, andererseits das Mikroleben des Bodens füttern und damit, auf dass sich der Kreis schließe, auch den Pflanzen genau die Nahrung stiften, auf die es ankommt.
Machen Sie einen Test: Definieren Sie ein Beet, das die gesamte Saison über mit einer feinen Mulchschicht gefüttert wird. Am Ende des Jahres wird sogar mit freiem Auge sichtbar, wie sich der Boden erholt hat. Der Mulch lockt die Würmer an, er hält die Krume feucht, lässt das Bodenleben jubilieren und in der Folge höchstwahrscheinlich auch Sie.