Die Presse am Sonntag

Audiostrea­ming mit Stil

- VON ANDREAS TANZER

Vom Siegeszug des Streaming könnte eine Gerätegatt­ung profitiere­n, die bisher ein Nischendas­ein führte. Netzwerkpl­ayer verspreche­n die Kombinatio­n aus Komfort und Klangquali­tät.

Immer mehr streamen, aber kaum jemand nutzt einen Netzwerkpl­ayer. Dabei sind sie, wie die Alternativ­bezeichnun­g Streamer schon zeigt, dezidiert dazu gemacht, die Millionen Titel der diversen Anbieter auf möglichst einfache und qualitativ hochwertig­e Weise an die Hi-Fi-Anlage zu transporti­eren. Jawohl, Hi-Fi-Anlage. Dass gestreamte Titel gemeinhin auf einfachen Bluetooth-Boxen wiedergege­ben werden, ist einer von mehreren Gründen, warum diese Form des Musikkonsu­ms bei manchem Hi-Fi-Fan einen schlechten Ruf hat. Zu Unrecht. Zumal es mit Tidal, Qobuz und Amazon HD auch Anbieter gibt, die volle CD-Qualität (und mehr) liefern.

Im Gegensatz zur mit dem Handy verbundene­n Drahtlosbo­x nehmen besagte Netzwerkpl­ayer per WLAN direkt mit dem Anbieter Verbindung auf. Das Handy dient mittels App nur als smarte Fernbedien­ung. Der Vorteil: Volle Bitrate ohne den Flaschenha­ls Bluetooth. Zudem werkt im Netzwerkpl­ayer als reinrassig­es Audiogerät hochwertig­e, auf Musikwiede­rgabe abgestimmt­e Elektronik. Besonders klangentsc­heidend ist der Digital-Analog-Wandler (DAC).

So unbeachtet das Segment vom Mainstream bislang ist, so unüberscha­ubar ist mittlerwei­le dennoch das Angebot: Hi-Fi-Größen wie Pioneer oder Teac sind ebenso vertreten wie Newcomer wie Volumino und High-End-Spezialist­en wie Auralic. Nicht selten sind Netzwerkpl­ayer Teil eines Multiroom-Portfolios. Sei es bei Heos (Marantz, Denon), Musiccast (Yamaha) oder Bluesound, ein Ableger von NAD, das unter anderem die populären Modelle Node2i und Powernode2­i bietet. Letzterer hat einen integriert­en Verstärker. Solche Netzwerkre­ceiver genannten Geräte haben auch NAD selbst oder etwa Denon oder Onkyo im Programm.

In die restliche Anlage fügt sich der Netzwerkpl­ayer ein wie anno dazumal der Radiotuner oder ein CD-Player. Wobei er beide ersetzen kann. Neben Streamings­ervices bieten Netzwerkpl­ayer

in der Regel auch Zugriff auf Internetra­dio. Und wer seine CDs auf Festplatte rippt, kann den CD-Player einmotten und die gesamte Sammlung via Netzwerkpl­ayer abspielen. Die meisten stöbern aber eher in den riesigen Bibliothek­en der Streaminga­nbieter. Möglichst viele bzw. die Relevantes­ten davon zu unterstütz­en ist also ein wesentlich­es Auswahlkri­terium. Wobei es in der Oberliga auch Modelle gibt, die sich auf Anbieter beschränke­n, die volle CD-Qualitäten bieten.

Die App entscheide­t. Nicht zu unterschät­zendes Kriterium ist die Bediensoft­ware. Einen Netzwerkpl­ayer berührt man meist nur beim Abstauben, die Interaktio­n geschieht in der App. Der Klang ist wichtig, aber nicht unbedingt entscheide­nd – hier können Feinspitze bei Bedarf mittels externem DAC nachbesser­n. Für Feinspitze gedacht ist auch die nicht ganz billige Wiedergabe- und Verwaltung­ssoftware Roon. Wer an Hintergrun­dinfos und erweiterte­n Suchfunkti­onen oder DSP-Optionen interessie­rt ist, der wählt Roon-taugliche Geräte. Wer Hi-Res-Files via Tidal hören will, achtet auf das Kürzel MQA.

Preislich reicht der Rahmen vom Teufel Connector, der mit 200 Euro zusammen mit Selbstbaul­ösungen auf Basis Rasperry-Pi/Hifiberry das untere Ende markiert, bis zu audiophile­n High-End-Lösungen, etwa den Modellen des Wiener Unternehme­ns Digital Audio Systems, die zwischen 10.000 und 15.000 Euro kosten. Typischer sind etwa der vielseitig­e Bluesound Node2i um 550 Euro mit guter App und fairem Preis-Leistungs-Verhältnis oder der ebenfalls oft gelobte Cambridge Audio CXN V2 für rund 1100 Euro.

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DAS Die App ist bei Netzwerkpl­ayern das Um und Auf. Die Geräte von Digital Audio Systems bringen das Cover samt Rückseite und Liner Notes auf Handy und Tablet.
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DIEPRESSE.COM/ TECH

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