Die Seele in der Wiese
Mavi Phoenix: „Grass And The Sun“. „Wir lagen auf der Wiese und baumelten mit der Seele“, schrieb Tucholsky in einer Sommergeschichte, die Fremdenverkehrswerbung hat das längst übernommen. Auch im Pop hat das Motiv Tradition, bei den frühen Pink Floyd etwa steht Gras durchaus nicht immer für Marihuana. Nun sucht Mavi Phoenix in der Wiese und in der Sonne die Ruhe: „All that I felt was incomplete“, grübelt er, zu versonnener Gitarre, Handtrommeln und zauberhaften Klavierklängen, die an HippieRomantik erinnern. Doch das Vokalarrangement geht über VintageÄsthetik hinaus: Phoenix spielt mit Autotune, das naturgemäß eine künstlich klingende, ins Instrumentale gleitende Stimme erzeugt, er konfrontiert seine verfremdete Stimme mit der unverfremdeten, legt dann Echo und Hall darüber. Dabei entsteht paradoxerweise so etwas wie eine neue Natürlichkeit, die gut zur beschworenen Idylle passt. Kurz, ruhig, spannend und schön.