Blattlinie
NACHRICHTEN AUS DER REDAKTIONSKONFERENZ
Kleine (Spaß-)Vogelkunde.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber für mich war Vogelbeobachtung eines jener Hobbys, die besser in Baldrian-Krimis passen, in denen der Hobbyornithologe an der südenglischen Küste Verdächtiges durch den Feldstecher beobachtet, als ins echte Leben. Die vielen Spaziergänge der Pandemie-Monate samt „Ist das ein Habicht, ein Bussard oder Falke?“-Diskussionen haben das verändert. Sie kennen das? Dann schlendern Sie doch heute durch unsere Cover-Geschichte – mit Karin Schuh und dem Ornithologen Wolfgang Kantner, der erklärt, warum Wien als Spechthauptstadt Europas gilt.
Von gefiederten zu den Spaßvögeln führt sie dann Jutta Sommerbauer. Sie hat mit zwei russischen Prankstern gesprochen, die westliche Politiker hineinlegen. Eine politische Agenda stellen sie in Abrede, dem Kreml passen ihre Streiche aber gut ins Konzept. Weniger lustig, aber geografisch verwandt ist der Ausflug mit Paul Flückiger: Er hat sich in Warschau umgehört, wie groß nach der Verhaftung Roman Protassewitschs die Angst der belarussischen Exilopposition ist, von Alexander Lukaschenkos KGB verschleppt und verhaftet zu werden.
Im Sinne unseres Covers würde ich zwar gern beschaulich enden und z. B. noch über den Mauersegler plaudern, den ich zuletzt erstmals aus der Nähe gesehen habe (er hing festgekrallt an der Hand einer Frau, die ihn vor einer Krähe gerettet hatte), aber lieber weise ich Sie auf das Interview von Köksal Baltaci mit dem Virologen Christoph Steininger hin, der sagt: „Ein Leben wie vor der Pandemie wird es nicht mehr geben. Denn auch unsere Psychologie hat sich geändert. Wir werden nicht mehr akzeptieren, dass jemand das Grippevirus in ein Krankenhaus trägt. Oder dass Zehntausende Menschen, die weder geimpft noch genesen noch getestet sind, nebeneinander auf einem Rockkonzert feiern. In solchen Situationen werden wir uns nicht mehr wohlfühlen.“Was das in der Praxis heißen könnte, wird uns wohl noch beschäftigen.