Das Grauen, das Grauen
Um den Giersch loszuwerden, brauchen Sie vor allem eines: sehr gute Nerven und sehr viel Geduld. Er ist fast nicht aus dem Beet zu kriegen, nur eine einzige Methode hat sich bewährt.
Es gibt unter all den unerwünschten Pflanzen in den gepflegteren der Gartenbeete genau drei, die es zu weit treiben und deshalb von mir bekämpft werden. Es sind das der Giersch, die Quecke und die Echte Nelkenwurz. Ich pflege sie störrischerweise immer noch Unkräuter zu nennen und nicht Beikräuter, zumindest im Falle des Gierschs erübrigt sich das „Bei“zum „Kraut“binnen kürzester Zeit, weil der wüchsige Geselle alles Zierlichere überwuchert und dort, wo er sich ausbreitet, dominiert. Der Kerl ist einfach zu rücksichtslos für meinen Geschmack. Die Rücksichtslosigkeit sollte überhaupt zur Sünde erklärt werden, allerorten, doch das ist wieder ein anderes Thema.
Zurück zum hartnäckigsten aller Unkräuter, dem Giersch. Ja, ich weiß, man kann ihn auch essen. Das wird jedenfalls behauptet, doch im Gegensatz zu knackig frischen, herrlich bitteren Löwenzahnblättchen im Jugendstadium schmeckt er fad – und nochmals ja, das trifft meiner Meinung nach auch auf die von Wildkräuterfans gepriesenen jungen, noch kaum entfalteten Blättchen zu. Es standen stets welche von ihnen zur Auswahl, und immer wieder wurden kulinarische Versuche unternommen, scheiterten aber. Auch seine Inhaltsstoffe, all die Vitamine und Mineralien, die er mit widerlich langen, alles durchdringenden Wurzeln aus dem Boden holt, können ihn mir nicht schmackhaft machen.
Um ihn loszuwerden brauchen Sie vor allem eines: sehr gute Nerven und sehr viel Geduld. Der Giersch ist fast nicht aus dem Beet zu kriegen, nicht einmal mit den ohnehin zu vermeidenden Chemikalien. Tatsächlich hat sich über die Jahre eine einzige Methode als wirklich nachhaltig erfolgreich erwiesen, doch die ist nicht jedermanns Sache: Dicke, undurchdringliche Mulchschichten, mindestens für ein Jahr, besser gleich für zwei Jahre aufgebracht, machen ihm den Garaus. Das funktioniert natürlich nur dort, wo alle anderen Pflanzen zuvor ausgegraben oder der grünen Pest geopfert werden.
Die Mulchschicht muss so beschaffen sein, dass kein einziges Blättchen, kein noch so winziger Gierschtrieb das Licht der Sonne erblicken kann, auch seitlich darf er keinesfalls ausbüchsen. Häcksel, Grasschnitt, geschredderte Gartenabfälle – alles muss entweder wirklich richtig fett und dick aufgetragen werden, oder man behilft sich zusätzlich mit Folien, wie es sie zu ebendiesem Zweck im Fachhandel zu kaufen gibt. Letztere wurden meinerseits noch nicht versucht, das System klingt aber vernünftig: Unter der zwar wasseraber lichtundurchlässigen schwarzen Folie hat auch aufgrund der Hitzeentwicklung kein Un-, Bei- oder anderes Kraut Überlebenschancen.
Dort, wo noch vor zwei Jahren ein mehrere Quadratmeter großes Gierschfeld wogte, eines von dreien, die überwacht und gebändigt werden müssen, wurde vorübergehend eine flächige Rotte aufgebracht. Das erwies sich einerseits als recht praktisch, weil ohne langes Zaudern und weite Wege zu den Kompostcontainern dort vieles einfach hingekippt werden konnte, was gerade an Grünmasse anfiel. Andererseits bot die Angelegenheit natürlich keinen lieblichen Anblick. Der Giersch ist aber verschwunden, der Boden wurde mittels dieses Flächenkomposts deutlich verbessert – und auch deshalb hat sich die Aktion absolut ausgezahlt.
Vergessen Sie alle anderen Maßnahmen. Sie sind mühsam, arbeitsintensiv und fast gewiss zwecklos. Die Pflanze wurzelt so tief und so kräftig, es ist unmöglich, aller Rhizome habhaft zu werden. Ein einziges Stückchen scheinbar lebloser Wurzel reicht, und der Giersch kehrt wieder, unverwüstlich und mit einem filzigen Fädelwerk
1880 Geburt. 1905 Kapellmeister
25. August in Graz.
am Theater an der Wien.
1913 Erste Filmmusik
für „Der Millionenonkel“.
1920 Internationaler Erfolg 1941 OscarNominierung
mitder Operette „Der Tanz ins Glück“.
als „Bester Song“für „Waltzing in the Clouds“.
1952 Musikalischer Leiter 1975 Tod.
und Komponist der „Wiener Eisrevue“.
27. Juni in Berlin.