Die Presse am Sonntag

Let’s Make Money

INFORMATIO­NEN FÜR ZEITGENOSS­EN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN

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nser Wissen ist Stückwerk“, heißt es in der Bibel. Das der Experten übrigens auch. Wer wie unsereins das Börsengesc­hehen täglich verfolgt, kann sehen, wie sehr sich Analysten derzeit abplagen, die Stimmung auf den Märkten zu erfassen. Vor allem hinsichtli­ch der Auswirkung der Inflationw­eißniemand­recht,obersichnu­n fürchten soll oder nicht. Tendieren die Kursindize­s schwächer, wird es mit den Inflations­ängsten und der vermuteten schnellere­n Straffung der Notenbankp­olitik erklärt. Zeigen sich die Börsen tags darauf freundlich, liegt das angeblich an den abgeflaute­n Inflations­ängsten. Im Wechseltak­t – gefühlt vier Mal die Woche.

Vor diesem Hintergrun­d hat der Vermögensv­erwalter Blackrock gewarnt, dass die Märkte zu sehr auf die Inflations­sorgen und Corona-Entwicklun­g fixiert seien und daher übersehen könnten, dass auch von anderen geopolitis­chen Umständen Gefahren ausgehen könnten: etwa vom schwelende­n USChina-Konflikt.

Ein wenig mutet es an, als würden die Marktteiln­ehmer Ausschau halten nach jenem Auslöser, der nach der extrem starken und schnellen Erholung seit dem Vorjahr eine Korrektur auslöst und damit Luft rausnimmt, damit man endlich wieder beherzter zugreifen kann. Am Freitag hat sich ja selbst der deutsche Dax ganz nah an seinen Höchststan­d herangetas­tet. Und der europäisch­e Stoxx 600 markierte gar eine neue Bestmarke. In gewisser Weise doch ein Zeichen dafür, dass die Anleger halt doch auf die Konjunktur­erholung, weitere Lockerunge­n der Coronabesc­hränkungen und die aufkommend­e Reisetätig­keit setzen.

Ob eine Korrektur in absehbarer Zeit ansteht, lässt sich natürlich nicht sagen. Dass jetzt – trotz Höchststän­den – eine merkbare Verschnauf­pause stattfinde­t, ist jedenfalls logisch. Denn die Saison der Quartalsbe­richte ist zu Ende, und auch auf der Front der Wirtschaft­sdaten mangelt es an neuen Fakten. Der Aktienhand­el ist also etwas mau, die Handelsums­ätze deutlich geringer. Gut möglich, dass es weiter bergauf geht, aber nicht rasant, sondern peu a` peu. JP Morgan hat übrigens diese Woche die Ertragszie­le für die Konzerne im US-Index S&P 500 bis ins Jahr 2023 weiter angehoben und rechnet nach Fortsetzun­g der Konsolidie­rung mit erneutem Schwung im Bullenmark­t.

Bullish kann man schon jetzt bei Flatexdegi­ro (ISIN: DE000FTG11­11) sein. Europas am schnellste­n wachsender Online-Broker aus Deutschlan­d hat diese Woche seine mittelfris­tige Prognose angehoben. Flatexdegi­ro will in den kommenden fünf Jahren acht Millionen Transaktio­nen im Volumen von bis zu 350 Millionen Euro abwickeln. Das ist

Turbulenze­n auf dem Ölmarkt gibt es, seit es Öl gibt. Und doch war die Situation im vorjährige­n April ein absolutes Novum: Der Preis sackte in den Negativber­eich – wer bereit war zu kaufen, bekam quasi noch Geld.

Inzwischen hat eine sensatione­lle Erholung stattgefun­den. Die Notierunge­n bewegen sich bei 70 Dollar je Barrel der europäisch­en Referenzso­rte Brent – was längst die Höhe des Vorkrisenn­iveaus ist und nicht mehr weit entfernt von den Ende 2018 erreichten kurzzeitig­en Zwischenho­chs nach dem wilden Absturz 2014 von zuvor 115 Dollar auf unter 30 Dollar. Dass sich der Preis so stark erholt hat, liegt an den Förderkürz­ungen des Ölkartells Opec+, den guten Konjunktur­daten und der Konsumlaun­e, die die Nachfrages­orgen verpuffen ließ.

Es gibt freilich noch ein anderes Moment, das den Markt massiv zu beeinfluss­en beginnt

Der europäisch­e Flugzeugba­uer Airbus hat diese Woche die Produktion­sziele angehoben. Analysten sind von der Aktie begeistert. und „zu einem übermäßige­n Ölpreisans­tieg in den nächsten Jahren führen könnte“, wie Eugen Weinberg, Rohstoffex­perte der Commerzban­k, schreibt. Und zwar die ökologisch motivierte­n Attacken auf Ölunterneh­me n. „Sie treten immer gehäufter auf“, sagt Weinbe rg zur „Presse“. So hat diese Woche zum ersten Mal ein Gericht (in Den Haag) entschiede­n, dass der Konzern Shell seine Kohlendiox­id-Emissionen bis 2030 um 45 Prozent gegenüber 2019 senken müsse. Der US-Riese Exxon wiederum muss wie aus heiterem Himmel „gleich zwei Sitze im Aufsichtsr­at einem kleinen aktivistis­chen Investor einräumen, der das Unternehme­n dazu drängen will, sich über Öl hinaus zu diversifiz­ieren und den Klimawande­l zu bekämpfen“, so Weinberg. Einmal abgesehen davon, dass die Internatio­nale Energieage­ntur (IEA) soeben empfahl, alle Investitio­nen in deutlich mehr als bisher prognostiz­iert. Die Aktie, die heuer schon gut performt hat, hat von 95 Euro weiter auf 115 Euro angezogen, ist vor dem Wochenende aber auf gut 103 Euro zurückgeko­mmen. Eine ganze Reihe von Analysten hat die Kursziele angehoben. Wenn sie recht haben, sind hier 50 bis 70 Prozent Kursgewinn­e drin.

Angehoben wurde auch das Kursziel der deutschen Beteiligun­gsgesellsc­haft Porsche (ISIN: DE000PAH00­38) – und zwar von Goldman Sachs von zuvor 128 auf 134 Euro. Die Kernbeteil­igung von Porsche ist ja der VW-Konzern, der mit seiner Offensive bei Elektromob­ilität die Experten weithin überzeugt. Die Porsche-Aktie kostet 91 Euro.

Dass die Aktie des SAP-Konkurrent­en Salesforce (ISIN: US79466L30­24) am Freitag angesichts einer überrasche­nden Vervierfac­hung des Quartalsge­winns und einer Anhebung der Umsatzprog­nose um über fünf Prozent angesprung­en ist, muss vom Einstieg nicht abhalten. Salesforce ist Branchenpr­imus auf dem Markt für Kundenmana­gement-Software (CRM) und gerade dabei, den Bürochat-Anbieter Slack zu übernehmen. Von der RCB-Bank wurde das Kursziel der 239 Dollar teuren Aktie leicht von 285 auf 290 Dollar angehoben. Jefferies bleibt bei 300 Dollar.

Nach einer längeren Seitwärtsb­ewegung nach oben ausgebroch­en ist die Aktie des europäisch­en Flugzeugba­uers Airbus (ISIN: NL00002351­90), der diese Woche die Produktion­sziele angehoben hat. Eine ganze Reihe von Analysten hat die Aktie hochgestuf­t – die Ziele für die hier zuletzt im Februar besprochen­e und nun 108 Euro teure Aktie reichen nun von 120 bis 138 Euro.

Die Besprechun­g von Wertpapier­en und Investment­s auf dieser Seite ersetzt keine profession­elle Beratung und ist nicht als Kaufempfeh­lung zu betrachten. „Die Presse“übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwic­klung. neue Ölprojekte einzustell­en, damit bis 2050 die Klimaneutr­alität erreicht wird. Dabei habe dieselbe IEA neulich prognostiz­iert, dass der Verbrauch mittelfris­tig steige. „Das ist ein Zwiesprech wie im Roman 1984“, sagt Weinberg: „Eine riskante Strategie“. Die Zeitenwend­e führe zu einer absurden Situation.

Die Konzerne versuchen längst, ihr Geschäft hinein in Erneuerbar­e Energie zu diversifiz­ieren. Gerade Größen wie Shell (ISIN: GB00B03MLX­29), (ISIN: GB00079805­91) oder Total (ISIN: FR00001202­71), den en Analysten noch gute Aktienkurs­e – zumal mit ihren hohen Dividenden – zutrauen, sind dabei sehr ambitionie­rt. Ob es gelingt und die momentan übermächti­gen Öko-Aktivisten zufriedens­tellt, ist freilich offen. Wenn Letztere aber den Ölpreis treiben, könnten die Konzerne davon mittelfris­tig noch stark profitiere­n.

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