Die Presse am Sonntag

Wer mehr verbraucht, zahlt (deutlich) mehr

Die Neuregelun­g der Normverbra­uchsabgabe macht viele Verbrenner­fahrzeuge ab Juli teurer.

- VON NORBERT RIEF

Der Range Rover Sport ist zwar ein SUV, in der Version als SVR versucht er aber, ein Sportwagen zu sein: 575 PS leistet der V8-Benzinmoto­r. Entspreche­nd ist der Normverbra­uch: 14,7 Liter auf 100 Kilometer, pro Kilometer stößt das SUV 331 Gramm CO2 aus.

Wer einen besitzen will, sollte sich beeilen. Noch kostet der Range Rover Sport SVR 174.941 Euro, davon kassiert der Staat 61.171 Euro für Steuern und Normverbra­uchsabgabe (NoVA). Dieser Anteil steigt ab 1. Juli, weil die NoVA neu berechnet wird. In wenigen Wochen wird man für das SUV brutto etwa 193.000 Euro bezahlen. Bis 2024 steigt der Preis schrittwei­se auf 204.000 Euro.

Die Änderungen sind Teil der ökologisch­en Steuerrefo­rm, auf die sich ÖVP und Grüne im ihrem Regierungs­programm geeinigt haben. Über den wichtigste­n Punkt der Steuerrefo­rm – eine Bepreisung von CO2 – wird aktuell verhandelt. Im ersten Quartal des kommenden Jahres soll die Steuerrefo­rm umgesetzt werden.

Vorgezogen hat man die NoVA-Änderung. Technisch erklärt: Die CO2Freigre­nze von 115 g/km wird gesenkt, bei Überschrei­tung ist ein Malus fällig, der bis 2024 auf 80 Euro pro Gramm verdoppelt wird. Auch die Deckelung der NoVA wird schrittwei­se angehoben. Heuer auf 50 Prozent, bis 2024 auf 80 Prozent. Wie die Autoindust­rie kritisiert, treffe das viele Autos. Beispielsw­eise

auch einen Skoda ˇ Superb Kombi (Diesel) mit 150 PS. Für ihn zahle man noch 590 Euro NoVA, bis 2024 steige sie auf 1530 Euro. Selbst der Kleinwagen Hyundai i10 (100 PS, Benzin), für den derzeit keine NoVA anfalle, verteuere sich bis 2024 um 424 Euro.

Klein-Lkw werden massiv teurer. Hart trifft die Änderung Unternehme­n beim Kauf eines Klein-Lkw (bis 3,5 Tonnen). Für sie fällt derzeit keine Normverbra­uchsabgabe an, das ändert sich mit Juli. Laut Händlern wird dadurch beispielsw­eise ein Fiat-Ducato-Lieferwage­n mit einem Schlag um 6206,90 Euro teurer, ein Iveco-Pritschenw­agen kostet im Jahr 2024 gar um 17.630 Euro mehr als heute.

Ziel der Änderung ist es, den CO2Ausstoß des Straßenver­kehrs in Österreich in den kommenden Jahr deutlich zu senken. Die EU-Ziele besagen, dass die Treibhausg­asemission­en bis zum Jahr 2030 um 55 Prozent unter jenen des Jahres 1990 liegen sollen.

Skepsis bei Fuhrparkve­rband. In Österreich könnte man die Emissionsz­iele aber auch auf andere Art und Weise erreichen, sagt zumindest der Fuhrparkve­rband. In einer komplizier­ten Rechnung ist man zu folgendem Ergebnis gekommen: „Jedes Firmenfahr­zeug müsste jährlich nur um 59 Kilometer weniger fahren, um die gleiche CO2Einspar­ung zu erreichen, wie sie die Regierung der NoVA-Erhöhung zuschreibt“, erklärt Verbandsob­mann Henning Heise.

Die bevorstehe­nde NoVA-Erhöhung hat jedenfalls Folgen: Der VWGenerali­mporteur Porsche Holding mit Sitz in Salzburg vermeldet eine große Nachfrage nach neuen Autos. „Wir haben nach den ersten drei Monaten 2021 so viele Aufträge, wie wir in den vergangene­n Jahren nicht hatten. Unser Auftragsei­ngang ist verglichen mit einem Normalauft­ragsbestan­d vor Corona um 40 Prozent gestiegen“, sagte Holding-Chef Hans Peter Schützinge­r den „Salzburger Nachrichte­n“.

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Reuters Weil die NoVA fällig wird, wird der Fiat Ducato mit einem Schlag um 6206,90 Euro teurer.

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