Kosten des Westens
gibt, bestreiten Kusnezow und Stoljarow nicht. Aber diese „politischen Bestellungen“würden anders aussehen, als man sich das im Westen gemeinhin vorstelle.
So wünschten sich russische Funktionäre etwa vor der Duma-Wahl im Herbst, dass ihre Namen in Clips genannt würden oder ein Konkurrent durch den Dreck gezogen werde. Keine große Geopolitik also. „Unsere Beamten denken nicht in diesen Kategorien. Das ist für sie uninteressant.“
Das Duo hat eigenen Angaben zufolge auch in Russland mit „Zensur“zu kämpfen. Tatsächlich wurden einige Pranks in Kreml-nahen Medien nicht oder nur ausschnittweise gezeigt, wenn sie nicht in das politische Programm passten.
Kreml-freundliche Komik. Andererseits ist offenkundig, dass viele von Vovan und Lexus’ Pranks wie ein augenzwinkernder Verstärker der Kreml-Propaganda wirken. Das Duo provoziert seine Gesprächspartner zu Aussagen, die die Weltsicht der Staatsführung indirekt bestätigen: Dass das Ausland
Russland schwächen wolle und voller russophober Politiker sei. So sprach sich der demokratische US-Senator Ben Cardin freimütig für weitere Sanktionen gegen Unternehmen aus, die am Bau der Pipeline Nord Stream 2 beteiligt sind. Auf die Frage seines fingierten französischen Gegenübers, ob man nicht auch deutsche Beamte bestrafen könne, sagt er: „Das werde ich überprüfen.“Die Falle schnappt zu. „Die Leute sagen selbst, was sie sagen wollen. Wir geben ihnen einfach eine Gelegenheit.“Die Prankster als Stichwortgeber? Das wirkt ein wenig wohlfeil.
Die spezifische ideologische Kerbe bestreiten die Prankster nicht. „Natürlich geht es in diese Richtung“, sagt Kusnezow. Das interessiere eben das russische Publikum. Das Gesetz von Angebot und Nachfrage also. Und wie begründen sie ihre Auswahl? „Es ist interessanter, westliche Politiker zu kontaktieren als östliche.“Vermutlich wäre es zudem riskant, wenn sich Vovan und Lexus mit hochrangigen einheimischen Funktionären anlegten. Der russische Staat versteht bei Provokationen normalerweise keinen Spaß. Das Duo
n den Achtzigerjahren verdiente Julianne Moore ihren Lebensunterhalt mit Rollen in Seifenopern wie „Jung und leidenschaftlich – Wie das Leben so spi e lt“, doch diese Zeiten sind lang vorbei. Moores Filmografie umfasst Blockbuster wie „Die Tribute von Panem“ebenso wie anspruchsvolles Arthouse-Kino von Todd Haynes oder Robert Altman.
Auch heuer ist Moore, die mit dem Regisseur Bart Freundlich verheiratet ist, gewohnt präsent: Aktuell ist sie in einer Nebenrolle im Netflix-Film „The Woman in the Window“zu sehen, ab 4. Juni ist die von Stephen King geschriebene Serie „Lisey’s Story“bei AppleTV+ zu sehen, für die die 60-Jährige als Hauptdarstellerin und Produzentin gleichermaßen verantwortlich ist.
Sind Sie ein Fan von Stephen King?
Julianne Moore: Auf jeden Fall. Es gibt ja kaum jemanden, der das nicht ist, oder? Ich bewundere an seinen Büchern, wie sehr sie in der Realität und auch in unserer Popkultur verankert sind. Die Welten, die er beschreibt, fühlen sich sehr echt und wahrhaftig an, was ihm dann wiederum erlaubt, sie um das Element des Übernatürlichen zu erweitern. Diese Aspekte seiner Geschichten werden meist zu Metaphern für unsere menschlichen Gefühle, für die er ein derart feines Gespür hat, dass mich sein weltweiter Erfolg wirklich kein bisschen überrascht.
Ausgerechnet den auf Deutsch „Love“betitelten Roman, der nun Ihrer neuen Serie „Lisey’s Story“zugrunde liegt, kannten Sie aber nicht, richtig?
Stimmt, den hatte ich nie gelesen beziehungsweise erst im Nachhinein. Aber ich verschlang sofort die Drehbücher, die Stephen ja alle selbst geschrieben hat. Direkt danach habe ich mich mit ihm zusammengesetzt, weil ich unbedingt mit ihm darüber sprechen wollte, was mir daran so besonders erschien. Denn für mich ist diese Geschichte vor allem die Untersuchung einer Langzeitbeziehung. Wenn in Film oder Fernsehen über die Liebe zwischen zwei Menschen erzählt wird, dann geht es ja meistens um die Anfänge, um das, was sie einander finden lässt, diese erste Anziehung. Selten wird uns gezeigt, was es heißt, zusammenzubleiben, sich ein gemeinsames Leben aufzubauen und Krisen durchzustehen. Dass in Stephens Geschichte die unterschiedlichen Welten von Lisey und ihrem Mann sich auf sehr 1960 kommt Julianne Moore in der Militärbasis Fort Bragg in denUSAzu r Welt.
1995
In „Safe“von Todd Haynes spielt sie – nach kleineren
Rollen – erstmals eine Hauptrolle in einem Film.
1997
Weltweit bekannt wird Moore dank „BoogieNights“,für ihre Rolle wird sie für einen Golden Globe und einen Oscar nominiert.
2015
Nach mehreren Nominierungen wird sie für „Still Alice“mit dem Oscar als beste Hauptdarstellerin prämiert. besondere Weise manifestieren, macht natürlich noch den ganz besonderen Reiz aus.
War Stephen King eigentlich eng in die Entstehung der Serie involviert?
Oh ja, er hat nicht bloß die Drehbücher abgeliefert und sich dann zurückgelehnt. Er war sehr präsent am Set und stand immer für Fragen zur Verfügung. Manchmal hat er sogar spontan Dialoge umgeschrieben, wenn Clive Owen und ich Anmerkungen hatten und seine Szene sich noch nicht zu 100 % richtig anfühlte. Es war wirklich eine tolle Zusammenarbeit, und er hat uns enorm unterstützt. Abends schrieb er oft SMS, wie begeistert er sei, wenn er sich die Aufnahmen des Tages ansah.
Es geht in der Geschichte von „Lisey’s Story“auch um fanatische Bewunderer, die zu Stalkern werden. Haben Sie selbst damit je Erfahrungen machen müssen?
Nein, zum Glück nicht. Als Schauspielerin identifizieren sich die Menschen aber vielleicht auch nicht ganz so sehr mit mir, wie es die Leserinnen und Leser mit Stephen King tun. Seine Reichweite und auch seine emotionale Wirkung sind schon etwas sehr Spezielles. Meine eigenen Erfahrungen mit Fans sind eigentlich immer sehr angenehm. Wenn mir jemand erzählt, wie meine Arbeit ihn oder sie berührt hat, dann erfüllt mich das mit großer Zufriedenhei t un d Dankbarkeit.
Im kommenden Jahr ist es 45 Jahre her, dass Sie mit Ihrer Familie nach Deutschland zogen. Ihr Vater war beim Militär und in Frankfurt stationiert. Haben Sie noch viele Erinnerungen an diese Zeit?
Absolut! Ich war dam als 16 Jahre alt, das war eine prägende Zeit. Wir lebten ungefähr zwei Jahre in Frankfurt, wo ich die amerikanische Highschool besuchte. In dem Alter in Deutschland zu leben war als Amerikanerin natürlich fantastisch, denn man durfte viel mehr als zu Hause. Ausgehen, Alkohol trinken, all diese Sachen. Ich fühlte mich sehr frei und liebte es, in Frankfurt zu leben. Es waren ja unglaublich viele Amerikaner dort stationiert, und ich ging mit meinen Freundinnen abends immer in Sachs enhausen in die Clubs, in denen auch die G.I.s herumhingen.