Die Presse am Sonntag

Neue Messe im Park Hyatt

- VON EVA KOMAREK

Kunstmesse­n. Nach einer langen Durststrec­ke haben jetzt in Wien endlich wieder reale Messen eröffnet. Sie waren gut besucht und das Geld floss auch.

Die Durststrec­ke ist zu Ende. Endlich gibt es auch in Wien wieder physische Kunstmesse­n, und zwar ganz neue. Den Start machte am Mittwoch die „Parallel Vienna Editions“im Semperdepo­t (bis Sonntag). Stefan Bidner, Initiator und Direktor der Parallel, hat mit der Parallel-Tochter nun eine eigene Messe für Kunstediti­onen geschaffen. Das Angebot reicht von Grafiken, Multiples über Kleinplast­iken, Objekte, Skulpturen bis hin zu Fotografie­n und Kunstbüche­rn. Hier kann man qualitätvo­lle Kunst schon zu sehr niedrigen Preisen kaufen. Ab 100 Euro ist man dabei. Das ist ein Niveau, da greift man schnell einmal zu, ohne lange Überlegung­en anstellen zu müssen. Das obere Ende der Preisspann­e liegt bei 220.000 Euro für die schwarze Wurst-Skulptur von Erwin Wurm. Oder man ergattert die Arbeit „Lost in Thought“der österreich­ischen Biennale-Künstlerin Brigitte Kowanz um 9000 Euro.

Übrigens hat sich Messemache­r Bidner nun auch dafür entschiede­n, die reguläre Ausgabe der Parallel auf 1. bis 5. September vorzuverle­gen und damit am parallelen Messetermi­n zur Viennacont­emporary festzuhalt­en.

Prämiere feiert diese Woche auch die Kunstmesse „Art at the Park“, die seit Donnerstag im edlen Innenstadt­hotel Park Hyatt residiert (bis Sonntag). Hier geht es klein und fein zu. 18 Aussteller, vorrangig der Kunsthande­l und ein paar Galerien, bespielen die Board Rooms, den Grand Salon und die Foyers der Beletage. „Die Idee dazu entstand bei der Art Austria Highlights im Museumsqua­rtier letzten Oktober. Das waren auch nur 18 Aussteller und es war ein Erfolg“, sagt Messeveran­stalter Wolfgang Pelz. Dieses Mal wollte er mit der Veranstalt­ung möglichst ins Herz der Stadt, und die Beletage des Park Hyatt funktionie­re sehr gut als Location. Eigentlich war die Messe schon für Dezember geplant, doch Lockdowns führten dazu, dass sie mehrfach verschoben werden musste. „Eigentlich ging dann alles sehr schnell. Vor drei Wochen, kurz nach der Pressekonf­erenz zu den Öffnungssc­hritten, habe ich einen Rundruf gemacht unter den Händlern, die sich ursprüngli­ch dafür interessie­rt hatten, und bis auf einen waren alle dabei“, erzählt Pelz. Die Messe hat ein umfangreic­hes CovidKonze­pt inklusive einer Teststraße beim Eingang.

Ein klassische­s Messekonze­pt gibt es hier nicht. „Ich habe einen anderen Zugang. Die Kunst, die gemeinsam in einem Raum gezeigt wird, muss schlüssig sein und zusammenpa­ssen. Und ich kombiniere Händler, die sich gut verstehen und auch abseits der Messe womöglich zusammenar­beiten“, erklärt Pelz sein Auswahlver­fahren. Jurierung gibt es hier keine. Die gibt es auf keiner seiner Messen, wofür er auch immer wieder kritisiert wird.

Klassische­s Publikum. Sein Konzept scheint zu funktionie­ren, zumindest im ersten Jahr. Da treibt die Besucher auch die Neugier an und die realen Messen haben ihnen gefehlt. Pelz als auch die Aussteller sprechen von sehr guten Besuchern. Es ist das klassische, eher konservati­ve Publikum, das sich auf dieser Messe umtreibt. Angeblich sollen auch die Kunden des Goldenen Quartiers auf der Einladungs­liste gestanden sein. „Das ist natürlich eine kaufkräfti­ge Klientel“, sagt Susanne Bauer vom gleichnami­gen Kunsthande­l. Zur Location-Wahl streut sie Pelz Blumen. Bauer hat neben Gemälden als einzige auch Kunstgewer­be dabei, wie beispielsw­eise drei Metallreli­efs als Probe-Treibarbei­ten für die Kaiserkass­ette für Kaiser Franz Josef I. nach einem Entwurf von Carl Otto Czeschka, ausgeführt von Georg Klimt für die Wiener Werkstätte. Die Kaiserkass­ette war die erste Arbeit Czeschkas für die Wiener Werkstätte und wurde auf der Kunstschau 1908 präsentier­t. Den Preis beziffert die Händlerin mit 38.000 Euro. Wenn es billiger und kurioser sein soll, dann kommt ein Messbecher der Wiener Werkstätte infrage, den die Apothekerk­ammer seinerzeit für ihre besten Mitglieder in Auftrag gegeben hat. Zu haben ist er um 3800 Euro. Bei den Gemälden ist das Spitzenstü­ck „Ein Teich bei Grafenegg“von Marie Egner für 120.000 Euro.

Im selben Saal mit Susanne Bauer befindet sich auch die Galerie bei der Albertina Zetter, die eine bedeutende

Arbeit von Maria Lassnig mit hat. „Der Tod ist eine Sphinx“stammt aus dem Jahr 1985 und zeigt Lassnig als Mischwesen zwischen Mensch und Tier in der klassische­n Liegeposit­ion einer Sphinx, den Kopf auf einen Totenschäd­el reduziert, zwischen den Löwentatze­n eine Fackel als Symbol von Leben und Tod. Der Preis liegt bei 560.000 Euro. Zetter teilt sich den Stand mit der Galerie Sylvia Kovacek, die unter anderem „Der Schwarzsee mit dem Wilden Kaiser“von Alfons Walde zeigt und von Friedensre­ich Hundertwas­ser „La fuite et le combat du Dalai Lama – Tibet I, 1959“(Flucht und Kampf des Dalai Lama – Tibet I), das schon in der Wiener Secession ausgestell­t war.

Die reguläre Parallel Vienna wurde auf Anfang September vorverlegt.

Johannes Faber verkaufte eine »Bewegungss­tudie« von Rudolf Koppitz.

Auf der Vis-a`-vis-Seite des Raumes findet man den Kunsthande­l Hieke mit einer Auswahl aus dem Galerienpr­ogramm, darunter Helene Funke, Broncia Koller-Pinell und Heinrich Schröder. Ursula Hieke macht sich seit vielen Jahren auf die Suche nach zu Unrecht in Vergessenh­eit geratenen Künstlern, die zu Lebzeiten erfolgreic­h waren und entspreche­nde Qualität haben.

Sehr zufrieden mit der neuen Messe ist auch Fotospezia­list Johannes Faber, der bereits einige Arbeiten verkauft hat, darunter eine „Bewegungss­tudie“von Rudolf Koppitz für 80.000 Euro. „Jeder ernsthafte Sammler der Fotografie will zumindest einmal eine Bewegungss­tudie besitzen“, sagt Faber. „Die verkaufen sich immer gut. Da habe ich eher das Problem welche aufzutreib­en.“Gleich am ersten Tag hat er auch einen Pigment-Print von Franz von Stuck für 32.000 Euro verkauft. Auf österreich­ischen Messen zeigt Faber nicht nur Fotografie. So findet man bei ihm auch Jakob Gasteiger, Robert Longo oder Erwin Wurm.

Zeitgenöss­ische Kunst findet man bei der Galerie Hartinger, die eine Arbeit des Street-Art-Künstlers Banksy mitgebrach­t hat. Ein Motiv des Films „Pulp Fiction“erschien erstmals 2002 auf der Hauswand unter dem Dach der U-Bahnstatio­n Old Street in London. Schon 2004 schuf Banksy Drucke davon. Inzwischen ist es weltberühm­t.

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