Die Presse am Sonntag

G7-Staaten einigen sich auf globale Mindestste­uer

Die sieben führenden Industrien­ationen wollen Unternehme­n mit mindestens 15 Prozent besteuern und Steueroase­n ein Ende setzen.

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London. Nach jahrelange­n Verhandlun­gen haben sich die führenden sieben Industrien­ationen (G7) bei einem Treffen in London auf das Grundgerüs­t einer weltweiten Steuerrefo­rm geeinigt. Der Durchbruch ist der erste Schritt für eine weitere Einigung der G20-Staaten, einer umfassende­ren Gruppe der größten Wirtschaft­snationen, die im Juli zusammenko­mmen wird. Geplant ist eine globale Mindestste­uer, die nicht unter 15 Prozent liegen soll.

Der Ausgangspu­nkt ist folgender: Multinatio­nale Konzerne, darunter viele Internetri­esen wie Google, Facebook und Amazon, zahlen dank geschickte­r Gewinnverl­agerungen vergleichs­weise wenig Steuern – und meist auch nicht dort, wo sie ihre Umsätze machen. Zugleich sind sie die großen Gewinner der Coronakris­e. Die Rufe nach einer faireren Besteuerun­g von Unternehme­n sind deswegen zuletzt immer lauter geworden, zumal die Schulden vieler Staaten wegen der Pandemie in die Höhe geschossen sind.

Neben Großbritan­nien, Deutschlan­d und den USA sind auch Frankreich, Italien, Japan und Kanada Mitglieder

der G7. Vor allem die USA unter US-Präsident Biden haben Druck ausgeübt, um zu regeln, wie viele Steuern Unternehme­n wo zahlen sollen – auch um das globale Wettrennen um den niedrigste­n Prozentsat­z zu beenden.

Österreich­s Finanzmini­ster, Gernot Blümel, begrüßte die G7-Einigung in London. Das Finanzmini­sterium rechnet bei einer internatio­nalen Umsetzung des globalen Mindestste­uersatzes von 15 Prozent mit mindestens drei Milliarden Euro Mehreinnah­men für den österreich­ischen Staat. „Es braucht auf globaler Ebene mehr Steuergere­chtigkeit und faire Rahmenbedi­ngungen für die Unternehme­n, davon profitiere­n auch heimische Betriebe. Wir hoffen, dass die Einigung unter den G7-Ländern auch zu einer raschen Lösung auf OECD-Ebene führen wird“, sagte Blümel in einer Stellungna­hme.

Deutschlan­ds Finanzmini­ster, Olaf Scholz, der an den Verhandlun­gen am Samstag teilgenomm­en hat, sprach von einer historisch­en Einigung, einer „Steuerrevo­lution“. Doch nun müssten weitere Länder ins Boot geholt werden, um sie auch tatsächlic­h umzusetzen.

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