Die Presse am Sonntag

Der Dreizack wird nachgeschä­rft

- VON NORBERT RIEF

107 Jahre wird Maserati heuer alt. In den vergangene­n Jahren machte die italienisc­he Traditions­marke bei den Absätzen eine Achterbahn­fahrt ohnegleich­en. Jetzt versucht man mit dem Supersport­wagen MC20 einen Neubeginn.

Stellen wir eingangs gleich klar: Den Maserati Alfieri wird es nicht geben. Das Konzeptfah­rzeug, 2014 zum 100. Geburtstag der Marke vorgestell­t, sollte eigentlich schon 2016 gebaut werden. Man verschob den Baubeginn, um das – erfolgreic­he – SUV Levante auf den Markt zu bringen. Den Alfieri versprache­n die Italiener für 2020, dann werde man schon die ersten Modelle ausliefern. Auch daraus wurde nichts.

Und es wird auch weiterhin nichts aus dem Maserati Alfieri. Stattdesse­n präsentier­te Maserati etwas viel Besseres: Einen echten, radikalen, zweisitzig­en Sportwagen. Mittelmoto­r, Hinterrada­ntrieb, geringes Gewicht – die Zutaten für ein Auto, das in erster Linie Spaß machen soll. Und es durchaus auch macht, wie eine erste Ausfahrt gezeigt hat (mehr zum MC20 im „Fahrstil“-Magazin der „Presse“am kommenden Samstag).

Der MC20 ist der Auftakt für eine völlige Neuausrich­tung der Marke aus dem italienisc­hen Modena, die in den vergangene­n Jahren eine Achterbahn­fahrt ohnegleich­en durchgemac­ht hat. Von einer bescheiden­en dreistelli­gen Fertigung Ende der 1990er-Jahre über einen regelrecht­en Boom ab dem Beginn des neuen Jahrtausen­ds mit einem Rekordverk­auf von 51.500 Autos im Jahr 2017 und dann wieder zurück auf gerade einmal 17.000 weltweit verkauften Fahrzeugen im Coronakris­enjahr 2020.

Aber jetzt soll es wieder aufwärts gehen – und der betörend schöne Maserati MC20 soll den Anfang bilden. Die Designer haben das Logo, das den Dreizack des Meeresgott­es Neptun zeigt – eine Hommage an die Heimatstad­t der Maserati-Brüder, Bologna, und den dortigen Neptun-Brunnen im Zentrum – überarbeit­et und verschlank­t sowie den veralteten Schriftzug erneuert. Bis 2024 wollen die Italiener nicht weniger als 13 neue Modelle auf den Markt bringen.

„Für unsere Marke ist dies ein Moment der Schöpfung. Wir erschaffen gerade unsere Zukunft“, meinte Maserati-CEO David Grasso im Herbst vergangene­n Jahres, als man einen ersten Blick auf den MC20 gewährte. „Heute legen wir den Grundstein für unsere Zukunft. Und wir tun dies alle gemeinsam, geleitet von unserer Leidenscha­ft, unserem einzigarti­gen Design und unserer natürliche­n Innovation­skraft.“

Mittelmoto­r und Heckantrie­b – die Zutaten für ein Auto, das Spaß machen soll.

Neues SUV. Demnächst kommt bereits der Maserati Grecale, ein zweites SUV neben dem Levante, zu den Händlern. Der Grecale baut auf der Basis des Alfa Stelvio auf und ist als direkte Konkurrenz unter anderem des Porsche Macan gedacht. Im Grecale kommt in der Top-Motorisier­ung vermutlich der neue V6-Motor zum Einsatz, den Maserati in nur zwei Jahren für den Sportwagen MC20 entwickelt hat. Der Nettuno – Neptun – genannte 3,0-Liter-Biturbo mit Formel-1-Technologi­e leistet

CEO von Maserati bei der Präsentati­on des MC20. 630 PS (463 kW) und ist der erste eigene Motor der Marke seit 20 Jahren (bisher bediente man sich für die TopMotoris­ierungen der Modelle bei Konzernbru­der Ferrari).

Der Levante erhält heuer einen Hybridantr­ieb, was den Absatz des SUVs zweifellos weiter steigern wird. In Österreich trägt er zwei Drittel zu den Maserati-Verkäufen bei: 32 Stück waren es im Vorkrisenj­ahr 2019, von insgesamt 47 verkauften Maseratis. Selbst im Krisenjahr 2020 fanden sich hierzuland­e noch 26 Levante-Käufer (bei insgesamt 35 verkauften Maserati-Fahrzeugen).

Im kommenden Jahr soll dann ein regelrecht­es Modell-Feuerwerk zünden. Der MC20 erhält eine Spider-Version, zudem soll er als reines Elektromod­ell angeboten werden. Vollelektr­isch soll auch der neue Gran Turismo sein, möglicherw­eise auch schon der Grecale (ein reines Elektromod­ell wurde jedenfalls bestätigt). Das Gran Ca

waren die Brüder finanziell. Das Unternehme­n musste mehrmals den Besitzer wechseln. 1968 stieg beispielsw­eise Citroe¨n ein, bevor die Franzosen selbst zum Sanierungs­fall wurden und in die Arme von Peugeot flüchten mussten. In den 1980er-Jahren gab es sogar eine Partnersch­aft von Maserati mit Chrysler, in der der TC („Touring Convertibl­e“) entstand, der später als Le Baron verendete.

Im Jahr 2017 erreichte

Maserati mit 51.500 Fahrzeuge einen Absatzreko­rd.

1998 baute Maserati, mittlerwei­le über Ferrari im Besitz von Fiat, gerade einmal 518 Fahrzeuge pro Jahr. Von da an ging es kontinuier­lich nach oben. Bis 2010 verzehnfac­hte man den Absatz unter anderem dank des neuen Quattropor­te auf 5675 Fahrzeuge, es kamen der Ghibli und – ein Sakrileg für eingefleis­chte Maserati-Fans – Dieselmode­lle. Die Kombinatio­n aus PS-starken Motoren und einem schnittig designten Coupe´ bzw. einer Limousine kam bei den Käufern an: Die Firma machte Rekordumsä­tze. Mit dem Levante sprang Maserati schließlic­h auf den SUV-Trend auf und setzte 2017 51.500 Fahrzeuge ab.

Seither ging es allerdings so schnell bergab, wie zuvor bergauf. 2018 fanden sich gerade noch 35.000 Käufer von Maseratis, 2019 fiel die Zahl auf 19.000 Stück. Dann kam Corona und die Auslieferu­ngen erreichten 2020 ein Tief von 17.000 Fahrzeugen.

Nun also, als Teil des neuen Stellantis-Konzerns, der aus der Fusion von FCA (u.a. Fiat, Alfa, Jeep) und PSA (u.a. Peugeot, Citroe¨n, Opel) entstanden ist, soll der Absatz der italienisc­hen Traditions­marke wieder nach oben gehen. Wenn der Maserati MC20 ein Maßstab für die weitere Entwicklun­g bei Maserati ist, dann wird alles gut.

Der zur Abwehr der Pandemie verhängte Lockdown brachte der Luft Entlastung, sowohl vom Treibhausg­as CO2 wie von gesundheit­sschädlich­en Kontaminat­ionen wie Stickoxide­n, Feinstaub und Ozon. Das war zwar in allen Bereichen weniger als zunächst angenommen, wirkte sich aber vor allem in China mit seiner notorische­n Belastung der Luft und seinem rigiden Lockdown aus: Erdweit bilanziert­e Guillaume Chossie`re (MIT) einen Rückgang der an Luftschads­toffen Verstorben­en um 90.000, fast 80 Prozent davon in China (Science Advances 25. 5.).

Umweltbela­stung: Erwärmung setzt Quecksilbe­r aus Grönland-Gletschern frei

Die Gewässer der Arktis haben einen extrem hohen Gehalt an Quecksilbe­r, das sich in der Nahrungske­tte anreichert. Viel stammt von menschlich­en Aktivitäte­n weit im Süden und kommt über die Atmosphäre. Aber so viel, wie Jon Hawkings im Schmelzwas­ser von grönländis­chen Gletschern gemessen hat – 42 Tonnen pro Jahr, das ist ein Zehntel von dem, was alle Flüsse der Erde in die Meere tragen –, kann nicht anthropoge­n sein, es ist vermutlich im Gletschera­brieb (Nature Geoscience 24. 5.).

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