Die Presse am Sonntag

Blut auf dem Rasen

- DO

Krimis im Fußballber­eich sind ein beliebtes Subgenre und eignen sich ausgezeich­net zum Ausloten menschlich­er Untiefen.

Nicht alle Fußballfan­s sind Autoren, aber viele Autoren, die über Fußball schreiben, sind Fans. Das mag daran liegen, dass die Ereignisse auf und abseits des Spielfelds sich besonders gut zum Ausloten menschlich­er Untiefen eignen: Gier, Neid, Hass, Obsession, Eifersucht. Dazu kommen die Unsummen, die mittlerwei­le auf dem Spiel stehen, Drogen und wilde Partys. Homophobie und Mobbing sorgen für eine Prise sozialkrit­ischen Zeitgeist. Mit einem Wort:

Alles Zutaten für einen guten Krimi.

Kaum ein Schriftste­ller verstand von Thrillern so viel wie Philip Kerr, der 2018 verstorben­e Bestseller­autor und glühende Anhänger des Londoner Traditions­klubs Arsenal. In „Der Wintertran­sfer“folgte Kerr vor allem der Spur des Geldes. Für die Korruption im Fußballges­chäft interessie­rte sich auch Val McDermid (siehe oben), die Königin des „Tartan Noir“. In „Schleichen­des Gift“zählen Leichen und Bomben im Stadion zu ihrer Drohkuliss­e. Der Metzger, der Held des österreich­ischen Autors Thomas Raab, ist nicht so fußballbeg­eistert. Der Tod eines nigerianis­chen Tormanns interessie­rt ihn hingegen sehr („Der Metzger sieht rot“).

Manchmal können Fußballkri­mis den Leser auch so richtig überrasche­n. Wer etwa hätte gedacht, dass sich hinter dem Pseudonym Dan Kavanagh der bekannte englische Autor Julian Barnes verbirgt, vom Image her eher „Team Schöngeist“? Als Kavanagh widmete sich Barnes handfester­en Stoffen und schrieb unter anderem den unterhalts­amen Krimi „Abblocken“.

Philip Kerr: „Der Wintertran­sfer“, übersetzt von Axel Merz, Tropen Verlag, 425 Seiten, 10,30 Euro

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