Die Presse am Sonntag

»Ich will mit Ageism brechen «

- MARIAM SCHAGHAGHI

Ungerechti­gkeiten ließen die Amerikaner­in Erin Brockovich zur Höchstform auflaufen. Die Rechtsanwa­ltsgehilfi­n erkämpfte vor Gericht die Zahlung der größten Schadeners­atzsumme in der Geschichte der USA. Statt mit einem Anwaltstit­el setzte sie aufopfernd­e Recherchen, Hartnäckig­keit und jede Menge Unkonventi­onalität ein.

Nun setzt ihr eine TV-Serie ein Denkmal. Die Hauptrolle in „Rebel“(ab 28. Mai auf Disney+ zu sehen), spielt Katey Sagal. Als Al Bundys Ehefrau Peggy wurde sie schon in „Eine schrecklic­h nette Familie“zur Ikone. Mit 67 Jahren hat sie mehr Rebellenbl­ut in sich, als sie selbst ahnt. „Die Presse am Sonntag“hat mit Sagal über die Rolle als Annie „Rebel“Bello und ihren Kampf gegen „Ageism“gesprochen.

Katey, was haben Sie persönlich mit einer Rebellin gemeinsam?

Katey Sagal: Oh, gar nicht so viel! (lacht) Ich bin viel diplomatis­cher als Rebel. Vielleicht auch etwas flexibler . . . zumindest führe ich ein ruhigeres Leben. Die immense Energie, die ich in diese Rolle stecken musste, war für mich eine Herausford­erung. Ich bin von Natur aus eine ganz sanfte Person, eher der mütterlich­e Typ. Da musste ich erst mal so ein Power-Reservoir in mir finden.

Die Serie basiert auf dem Leben von Erin Brockovich. Konnten Sie sie in Vorbereitu­ng auf die Rolle persönlich kennen lernen?

Wir hatten nicht die Rechte am Leben von Erin Brockovich, daher darf ich nicht sagen, ich würde Erin spielen. Es ist vielmehr so, dass wir uns von Erin inspiriere­n haben lassen und ihre Geschichte in die heutige Zeit transporti­ert haben. Und ja, ich habe Erin ein paar Mal getroffen. Beim ersten Mal haben wir uns zum Mittagesse­n getroffen und wir hatten sofort eine Verbindung zueinander. Am Ende wurde es ein ziemlich langes Mittagesse­n voller wunderbare­r Geschichte­n! (lacht) Ich bewundere Erins Energie und Ausstrahlu­ng, sie ist so eine starke, dynamische, gerechte Person.

Gab es denn ein Problem mit den Rechten? Als ich Erin mehr über ihre Vergangenh­eit befragte, haben wir uns schnell darauf geeinigt, dass das eigentlich gar nicht nötig ist, weil es hier gar nicht um Erins Leben geht. Ich habe mir selbst eine Vergangenh­eit für Rebel einfallen lassen, um ihr mehr Tiefe geben zu 1954 kommt Katey Sagal, eigentlich Catherine Louise Sagal, zur Welt. Sie stammt aus einer Familie von Filmschaff­enden.

1987 startet die Serie „Eine schrecklic­h nette Familie“, mit der sie, nach kleineren Rollen und einer Musikkarri­ere, den großen Durchbruch schafft.

2011 bekommt Sagal für ihre Darstellun­g in der Serie „Sons of Anarchy“einen Golden Globe.

2014 wird sie mit einem Stern auf dem Walk of Fame geehrt. können. Nichtsdest­otrotz: Erin ist eine großartige Frau, die ich wahnsinnig schätze. Und sie freut sich immens, dass dieses Projekt realisiert wurde. Sie kämpft wirklich auf der richtigen Seite!

Glauben Sie, dass so eine Serie auch schon vor zehn Jahren funktionie­rt hätte?

Vor zehn Jahren hätte es „Rebel“nicht gegeben. Ich kann es mir nicht vorstellen, dass man damals eine Serie mit einer älteren Frau in der Hauptrolle produziert hätte. Diese ungeschrie­bene Regel wollte ich auf jeden Fall brechen. Wir leben in einer Welt, die immer mehr Wert auf Vielfalt und Diversität legt, dazu gehört auch das Brechen mit dem „Ageism“, also der Diskrimini­erung von Älteren. Frauen über 50 oder 60 spielen jetzt Hauptrolle­n, die früher nur Männern angeboten worden wären. Das ist aber vorrangig ein amerikanis­ches Problem.

Warum herrscht der „Ageism“in den USA noch stärker vor?

In unserer Gesellscha­ft legen wir viel Wert auf Jugend. So sieht die Welt aber nicht aus. Es gibt viele Frauen in meinem Alter, die vital, stark, klug und sexy sind. Ich freue mich, wenn ich die repräsenti­eren kann. In anderen Teilen der Welt werden ältere Menschen auch mit mehr Respekt behandelt.

Nervt es Sie manchmal, dass Sie für viele immer Peggy Bundy bleiben werden?

Nein! Mich sprechen inzwischen genau so viele Menschen auf Gemma in „Sons of Anarchy“an oder auf meine Sprechroll­e als Leela in der Animations­serie „Futurama“– früher haben sich alle auf Peggy konzentrie­rt. Aber das ist für mich ein großes Kompliment, wenn Menschen meine Arbeit schätzen. Was mir wichtig ist, ist, dass ich nicht stehen bleibe, sondern immer wieder neue Rollen finde, denen ich Leben einhauchen kann. Ich bin dankbar, dass meine Karriere mir so viele wunderbare Stationen ermöglicht hat und hoffe, dass das noch einige Zeit weitergeht. Vielleicht würde es mich nerven, wenn ich mein Leben lang nur die Figur der Peggy Bundy auf die Reihe bekommen hätte. Oder wenn man mir deswegen keine anderen Rollen angeboten hätte.

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„Rebel“auf Disney+ zu
Reuters in der Serie als furchtlose Rechtsbera­terin Wochenende ist Sagal Seit dem vergangene­n sehen. „Rebel“auf Disney+ zu

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