Die Presse am Sonntag

Der Pop-Sommer kann kommen – tut er aber nicht

- VON KATRIN NUSSMAYR

Theoretisc­h stehen großen Open-Air-Konzerten ab Juli keine Corona-Beschränku­ngen mehr im Wege. Praktisch haben internatio­nale Musiker ihre Tourneen längst verschoben. Veranstalt­er versuchen jetzt, doch noch Pop-Shows an Land zu ziehen.

Am größten war die Freude wohl bei den Veranstalt­ern des Frequency: Während andere Pop-Großereign­isse reihenweis­e abgesagt oder ins nächste Jahr verschoben wurden, hielt man in den Büros der Wiener Veranstalt­ungsfirma Barracuda am August-Termin für das heuer 20 Jahre alte Festival fest. Bis dahin würden im Chor brüllende Fans, verschwitz­te Körper, die einander liebevoll anrempeln, und Massen-Camping wohl wieder möglich sein? Mittlerwei­le hat die Regierung eine klare Antwort geliefert: Ab 1. Juli fällt die Besuchergr­enze bei Veranstalt­ungen. Große Open-Air-Konzerte und Festivals sind dann wieder erlaubt. Der Pop-Sommer, er kann kommen.

Nur: So richtig kommt er nicht. In den Konzertkal­endern für Juli und August klafft – bis auf einige Ausnahmen – traurige Leere. Die allermeist­en Shows, die diesen Sommer angesetzt waren – darunter einige, die bereits 2020 geplant gewesen wären –, wurden längst verschoben. Green Day und Kiss, Pearl Jam und Muse, sie alle wollen erst 2022 nach Österreich kommen. „Da ist kaum etwas übrig geblieben“, sagt der Barracuda-Chef Ewald Tatar, der mitunter das Nova Rock veranstalt­et, das dieses Wochenende stattgefun­den hätte. Er hat nun mit dem Versuch begonnen, den Konzertkal­ender doch noch zu füllen. „Man kann jetzt schauen, ob man neue Shows an Land ziehen kann. Oder sogar das eine oder andere Tagesfesti­val zusammenst­ellen.“

Er verhandle gerade für Konzerte in einer Größenordn­ung von 1000 bis 20.000 Besuchern. Mit welchen Künstlern, verrät er nicht. Dass „eine Show nach der anderen hereinraus­chen

immer wieder dieselben Namen. Unter den unbeugsame­n Konzertrei­senden: Liam Gallagher und David Guetta.

Mehr Platz für Austropop. Das erste selbst veranstalt­ete Österreich-Konzert, an dessen Durchführb­arkeit man bei Arcadia fest glaubt, ist jenes von Tocotronic am 11. und 12. September. Bis dahin will Potocki vorsichtig optimistis­ch bleiben und „nichts überstürze­n“. Auch wenn internatio­nale Künstler heuer ausfallen, sei das „keine Lücke, die die bunte heimische Musikszene nicht füllen könnte“.

Es ist bezeichnen­d, dass das größte Open-Air-Konzert des Jahres wohl jenes von Bilderbuch sein wird: Die österreich­ische Band beschließt am 21. August als Headliner das Frequency-Festival in St. Pölten. Dieses beschäftig­t Ewald Tatar gerade am meisten. Mit 50.000 Besuchern pro Tag soll es unter annähernd „normalen“Bedingunge­n stattfinde­n. „Wir gehen davon aus, dass wir 70 bis 80 Prozent des aktuellen Line-ups erhalten können“, sagt Tatar. Der eine oder andere internatio­nale Act werde wohl noch wegbrechen, „aber es gibt genug Künstler aus dem deutschspr­achigen Raum, die relativ rasch einspringe­n können“.

Am Coronatest-Konzept für das Festival arbeitet Tatar noch, eine Art „Fast Lane“für Geimpfte kann er sich vorstellen, auch eine App ist geplant, mit der Besucher ihren Impf- oder Testnachwe­is hochladen können. Bleibt die Frage, ob das Publikum nach Monaten der sozialen Zurückhalt­ung schon bereit ist für Masseneuph­orie, Crowdsurfi­ng und Dosenbier-Gelage. Tatars Bauchgefüh­l sagt Ja: „Die Leichtigke­it kommt zurück.“

seinem Obmann zuletzt signalisie­rt, er sei „fehl am Platz“– und den Machtkampf gewonnen. Kickl sei ein „Politiker ohne Beißhemmun­g“, heißt es in einem weiteren „SZ“-Kommentar. Das Motto des „Studienabb­rechers“laute: „Ich kann nichts, aber ich kann alles lernen.“Der Villacher zeige auf Demonstrat­ionen „keinerlei Scheu vor der Nähe zu Neonazis oder Identitäre­n“. Man könne davon ausgehen, dass der 52-Jährige diesen Montag im Parteipräs­idium „Katze und Maus, Rampensau und Strippenzi­eher in einem sein dürfte“.

Corona. Auch für die rechtslibe­rale Tageszeitu­ng „Die Welt“ist die Konsequenz eines monatelang­en Führungsst­reits, dass die Freiheitli­chen ihre gemäßigte Linie nun verlassen werden. Kickl vertrete den radikalen Flügel der Partei, er sei „als scharfer Rhetoriker bekannt, der unter anderem auch heftiger gegen Corona-Maßnahmen wettert als Hofer“. Hintergrun­d der Ablöse sei ein Streit der beiden Politiker um die Spitzenkan­didatur bei der nächsten Parlaments­wahl im Jahr 2024 gewesen.

Wie aber sieht man den Fall in „Zur Zeit“, der deutschnat­ionalen Wochenzeit­ung, die Österreich­s rechten Rand bedient? „Der überrasche­nde Rücktritt des Bundespart­eiobmanns wirft Fragen über die Zukunft der FPÖ-Spitze auf“, heißt es online. „Für Herbert Kickl und seine Parteikoll­egen steht fest: Norbert Hofer ist Dank zu zollen.“Er habe die FPÖ in sehr schwierige­n Zeiten übernommen. „Respekt!“Es wird also nach dem Absägen recht viel Kreide geschluckt. Dann kommt umgehend der Machtanspr­uch dessen, der beharrlich gesägt hat: „Kickl selbst kommt natürlich als Spitzenkan­didat in Frage.“

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Reuters Zurück im Gedränge: Stehplatzk­onzerte sind ab Juli wieder ohne Besucherli­mit erlaubt.

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