Die Presse am Sonntag

G7 wollen verlorenes Terrain gutmachen

- VON GABRIEL RATH (LONDON)

Niemals wieder. Mit einem gemeinsame­n Gesundheit­spakt wollen die G7-Staaten ein neuerliche­s Auftreten einer Pandemie, wie sie die Welt seit 18 Monaten mit dem Coronaviru­s erlebt, verhindern. Die nach dem Tagungsort in Cornwall „Carbis Bay Declaratio­n“genannte Erklärung wird heute, Sonntag, zum Abschluss des Treffens zusätzlich zu dem Gipfelkomm­unique´ verabschie­det. Der britische Premiermin­ister und G7-Gastgeber Boris Johnson sprach von einem „stolzen und historisch­en Augenblick“.

In der Erklärung verpflicht­en sich die G7, in Zukunft die Zeit für die Entwicklun­g, Zulassung und Anwendung von Impfstoffe­n auf 100 Tage zu reduzieren, die globale Gesundheit­süberwachu­ng zu verbessern und die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) zu stärken. Schon zuvor hatten die Führungsmä­chte des Westens versproche­n, eine Milliarde Impfdosen an ärmere Länder zu liefern. Das ist freilich ein Tropfen auf dem heißen Stein: Die WHO beziffert den Bedarf auf elf Milliarden Dosen. Die Hilfsorgan­isation Oxfam kritisiert­e, die Deklaratio­n „trägt nichts zur Lösung unserer fundamenta­len Probleme bei“.

Das war auch nicht ihr primäres Ziel. Vor allem ging es den G7 auf ihrem Gipfel darum, verlorenes Terrain in weiten Teilen der Welt gut zu machen, wo China und Russland seit Monaten mit der Verteilung ihrer Impfstoffe punkten konnten. Insbesonde­re die USA, die sich auf dem Treffen in Cornwall wieder als verlässlic­her Freund und Partner feiern ließen, drängten auf eine gemeinsame Front gegen China. Bis zuletzt wollte Washington auch einen direkten Hinweis auf Peking im Schlusskom­munique´.

Neben klaren Worten setzt die Regierung von US-Präsident Joe Biden auf Anreize. Als offene Alternativ­e zu Chinas „Neuer Seidenstra­ße“werden die G7 eine Infrastruk­turinitiat­ive unter dem Slogan „Build Back Better for the World“lancieren. Während man finanziell­e Details schuldig blieb, war die Zielrichtu­ng klar: „Es geht nicht nur darum, gegen China Position zu beziehen“, hieß es von amerikanis­cher Seite. „Wir haben es bisher auch verabsäumt, eine positive Alternativ­e anzubieten, die unsere Werte und Standards vermittelt.“

Konjunktur­maßnahmen. Während die USA ihre Partner von einer entschloss­eneren Haltung gegenüber China erst überzeugen mussten, herrschte unter den Gipfelteil­nehmern Übereinsti­mmung, weiter mit staatliche­n Interventi­onen die wirtschaft­lichen Folgen der Coronakris­e zu bekämpfen. Nach Teilnehmer­berichten plädierte US-Präsident Biden gleich in der ersten Gesprächsr­unde vehement für die Fortsetzun­g der Konjunktur­maßnahmen: „Wir müssen der Situation gewachsen sein und unsere Wirtschaft unterstütz­en.“Italiens Regierungs­chef Mario Draghi stimmte umgehend zu: „Alles spricht für eine expansive Fiskalpoli­tik.“Der britische Premier Johnson ging sogar noch weiter: „Wir dürfen nicht die Fehler von 2008 wiederhole­n, als (nach der

Finanzkris­e, Anm.) durch drastische Sparpoliti­k dauerhafte Wunden der Ungleichhe­it geschlagen wurden.“

Ziemlich alleine blieb Johnson dagegen trotz seiner Rolle als Gastgeber im Konflikt zwischen Großbritan­nien und der EU um das Nordirland-Protokoll. Die Regierung in London weigert sich, die von ihr unterschri­ebene Vereinbaru­ng umzusetzen. Auch nach Gesprächen mit Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron, der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und der EUFührung aus Ursula von der Leyen und Charles Michel erklärte Johnson, man lasse sich „alle Optionen offen“.

Der demonstrat­iven guten Gipfellaun­e tat auch das keinen Abbruch. Lediglich Queen Elizabeth gewährte einen kurzen Blick hinter ihre Fassade. Als sie sich zum Gipfelfoto im Kreise der G7-Chefs setzte, wurde die Monarchin mit den Worten vernommen: „Wird erwartet, dass man so dreinsieht, als würde man sich amüsieren?“

Führungsmä­chte des Westens beschließe­n Gesundheit­spakt und möchten dem wachsenden Einfluss von China und Russland entgegenwi­rken.

Wir haben es bisher verabsäumt, eine positive Alternativ­e anzubieten.

Die SPÖ schafft mit ihrem Staatsbürg­erschaftsk­onzept einen PullFaktor.

Die Staatsanwa­ltschaft will beweisen, dass Kurz von der Bestellung Thomas Schmids zum Öbag-Chef wusste.

Eine App für Android und iOS, die die QR-Codes auch lesen kann, ist noch nicht fertig.

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Reuters/Nicholls Gastgeber Boris Johnson warnte vor einem Wiederhole­n der Fehler zu Zeiten der Finanzkris­e.

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