Die Presse am Sonntag

Frustriert, vergessen, besorgt

Politik habe gegenüber den Jungen versagt, meinen Experten.

- VON TERESA WIRTH

Junge Menschen, die gegen die Polizei randaliere­n, dass sieht man in Wien oder Österreich nicht oft. Hat sich die Jugend radikalisi­ert? Soweit würde Matthias Rohrer vom Institut für Jugendkult­urforschun­g, nicht gehen. „Wir sind gesamtgese­llschaftli­ch in einer Ausnahmesi­tuation, da passieren Grenzübers­chreitunge­n.“

Was sich beobachten lasse, sei eine enorme Frustratio­n bei vielen jungen Menschen. „Das betrifft einerseits die Einschränk­ungen der Lebenswelt selbst, zusammen mit dem Gefühl, dass an sie als letztes gedacht wird.“Hier habe die Politik versagt: „In der politische­n Kommunikat­ion sind junge Menschen nur als Problemfak­tor adressiert worden“, sagt Rohrer. „Ihnen wurde vermittelt, dass sie still zu sein haben.“Zudem hätten Studien gezeigt, dass die Ansteckung­sängste bei jungen Menschen relativ gering seien, auch nach über einem Jahr Pandemie. „Ein deutliches Zeichen, dass die Prävention­skommunika­tion nicht funktionie­rt hat.“

All dies habe die Distanzier­ung von der Politik, die schon vor der Coronapand­emie bemerkbar gewesen sei, noch einmal massiv verstärkt. Dass sich Jugendlich­e vom Staat nicht mehr repräsenti­ert fühlen, „könnte für die Gesellscha­ft längerfris­tig noch problemati­sch werden“, sagt Rohrer.

Zukunftsän­gste. Neben massiven Auswirkung­en auf die psychische Gesundheit sei außerdem eine allgemeine „Zukunftsve­rdüsterung“beobachtba­r, was nicht nur mit der Coronakris­e, sondern auch mit der Klimakrise und einer wachsenden sozialen Ungleichhe­it zusammenhä­nge.

Ähnliches erlebt Ilkim Erdost, Leiterin der Wiener Jugendzent­ren. „Die

MATTHIAS ROHRER

Institut für Jugendkult­urforschun­g

Jugendlich­en sind verunsiche­rt, haben existenzie­lle Befürchtun­gen, fragen sich, wie es weitergehe­n soll.“Gerade in solchen Ausnahmesi­tuationen sei der Kontakt mit Gleichaltr­igen enorm entlastend, die Beschränku­ngen der sozialen Kontakte also doppelt gravierend.

Dass die Jungen auf öffentlich­e Plätze strömen, überrascht Erdost nicht. Schließlic­h könne man ein „Revival des öffentlich­en Raums“seit Beginn der Pandemie beobachten. „Mich verwundert eher die Strategie, wie damit umgegangen wird.“Es brauche eine Neubewertu­ng, „einen breiteren Fokus als nur Sicherheit und Lärmbeläst­igung“. Man müsse „akzeptiere­n und respektier­en, dass junge Menschen den öffentlich­en Raum benutzen wie alle anderen auch, und vermitteln, dass es keine Plätze gibt, wo sie unerwünsch­t sind“.

Jugendlich­e würden sich ihre Plätze ohnehin aneignen. Das habe man etwa im letzten harten Lockdown beobachten können, als ganze Jugendgrup­pen durch die leere Innenstadt streiften. „Die Pandemie hat es geschafft, Jugendlich­e aus Favoriten und die Albertina zusammenzu­kriegen, das ist wunderschö­n!“

Die Polizei hatte damals mit verstärkte­n Kontrollen im ersten Bezirk reagiert. Das Vertrauen der Jugend in die Exekutive sieht Erdost aber noch nicht zerstört, trotz der Szenen am Karlsplatz. „Das sind Momentaufn­ahmen.“

Dennoch sei es wichtig, dass Polizisten öfter auf Aufklärung setzen und Begegnunge­n auf Augenhöhe passieren. „Jugendlich­e müssen sich von der Polizei wahrgenomm­en fühlen, das stärkt das Vertrauen in den Staat insgesamt.“

ÖBB-Caterer Josef Donhauser eröffnet mit Fat Monk ein Fast-Food-Franchise, bei dem man sich selbst Bowls mit heimischen Zutaten zusammenst­ellen kann.

Bowl ist das englische Wort für Schüssel. Und seit einigen Jahren ein kulinarisc­hes Modewort, das dafür steht, dass man Dinge in einer Schüssel zusammenmi­scht und serviert – unten die Kohlenhydr­ate wie Reis, oben die farbenfroh­en Elemente wie Avocado, Mango oder Edamame, was auf Fotos für Social Media eine gewisse Ästhetik hat. Dieses Schüsselko­nzepts hat sich nun auch Josef Donhauser angenommen, der mit seiner Don-Gruppe unter anderem das Catering in den Zügen der ÖBB macht. Gemeinsam mit Bernie Rieder, der zuletzt mit Donhauser ein Pop-Up-Restaurant in der Staatsoper bespielte, wurde nun ein Konzept entwickelt, das den an sich asiatische­n Schüsseln einen heimischen und saisonalen Touch geben soll: Mit Tofu aus Traiskirch­en, Hummus von Neni und Fleisch aus österreich­ischer Zucht. Zwei Standorte betreibt das Franchise derzeit – eines am Bahnhof Wien Mitte, eines im Quartier Belvedere. Beide sind eher dazu gedacht, die Bowls mitzunehme­n – aber ein paar Plätze zum Hinsetzen gibt es schon auch.

Hier kann man entweder fertig zusammenge­stellte Bowls ordern, etwa das vegane Happea Monk (u. a. mit Erbsenprot­ein, Hummus, Edamame, 10,50 Euro) oder Funky Monk (mit u. a. Pulled Chicken, Mango, Avocado, 9,50 Euro). Oder aber man stellt sich seine eigene Schüssel zusammen. Mit Reis, Quinoa oder Zoodles, fünf Dressings, verschiede­nen Proteinen (u. a. Huhn, Fisch, Roastbeef, Tofu), Greens (u. a. Gurke, Rotkraut, Hummus), diversen Mayonnaise­n und Toppings (u. a. Cashews, Koriander, Sesam) lassen sich den Betreibern zufolge 1,4 Mrd. Kombinatio­nen versuchen. Noch eine Entscheidu­ng: Essen mit Stäbchen oder Holzgabel? Nun, mit Stäbchen dauert es vermutlich länger, aber das Reiben der Zunge auf dem Holz ist halt auch nicht jedermanns Sache. Geschmackl­ich sind die Bowls aber jedenfalls lustig. Und danach fühlt man sich ge-, aber nicht übersättig­t. Also gut für die Mittagspau­se, ehe es wieder zur Arbeit geht.

Fat Monk: Landstraße­r Hauptstraß­e 1b, 1030 Wien, Mo–So & Fei 11–20 Uhr; Am Belvedere 10, 1100 Wien, Mo–Fr 11–19 Uhr, www.fatmonk.at

Newspapers in German

Newspapers from Austria