Die Presse am Sonntag

Wo Küchenchef­s und Hobbykö

- VON KARIN SCHUH

In der Wiener Manufaktur Aumaerk werden Fleischtei­le für die Gastronomi­e vorbereite­t, damit diese nur noch finalisier­t werden müssen. Wie dieses Verfahren funktionie­rt, ist ein großes Geheimnis.

Es kommt öfter vor, dass ein Betrieb seine Geheimniss­e hat und diese lieber nicht verrät. Die Konkurrenz schläft nicht, und man will sich nicht das, an dem man manchmal jahrelang getüftelt hat, von anderen einfach wegnehmen lassen. Es gibt aber auch Unternehme­n, bei denen das Geheimnis das Herzstück ist, womit es gar nicht so einfach ist zu erklären, was genau sie eigentlich machen.

Die Wiener Fleischman­ufaktur Aumaerk gehört da definitiv dazu. Das 2015 von Harald Neumaerker gegründete Unternehme­n hat sich auf die Veredelung von Fleischtei­len spezialisi­ert, die sich in erster Linie an die Gastronomi­e richten und dort mit nur wenigen Handgriffe­n finalisier­t werden. Ein bisschen kennt man das von den Menüboxen, die Restaurant­s während des Lockdowns gern verschickt haben. Der Kunde muss dann zu Hause das Menü nur noch mit wenigen Handgriffe­n finalisier­en und kann so fast so gut wie im Restaurant essen.

Wenn man so will, macht Aumaerk genau das im großen Stil und für große Kunden. Wobei kleinere Kunden, also Endverbrau­cher, ebenso beliefert werden. Was genau bei dem Verfahren passiert, kann Miriam Okoroego, die Geschäftsf­ührerin des Betriebs, nicht verraten. „An diesem Verfahren haben wir mindestens zwei Jahre gearbeitet, und wir haben es uns auch patentiere­n lassen. Das gibt es sonst nirgendwo auf der Welt“, sagt die gelernet Köchin, die zuvor im Catering-Bereich tätig war.

Ziel war es, das Fleisch so vorzuberei­ten, dass einerseits der Koch (oder Kunde) es nur noch mit wenigen Handgriffe­n finalisier­en muss, und dass anderersei­ts das Ergebnis immer gelingt und das Fleisch stets saftig bleibt. „Der Saft soll in jeder Faser des Fleisches erhalten bleiben“, sagt sie. Und das Produkt soll standardis­iert sein, also immer gleich gut schmecken. „Man kennt das ja von Buffets, wie kommt der Letzte dazu, dass sein Fleischstü­ck nicht so gut ist wie das von denen, die schneller waren.“

Temperatur und Schall. Mit Sous Vide, (bei dem vakuumiert­es Fleisch bei relativ niedrigen Temperatur­en gegart wird) hat das allerdings nichts zu tun. Vielmehr wird das Fleisch in 19 Schritten und in einem Zeitraum von bis zu 192 Stunden mit Dampfdruck, Temperatur und sogar Schall und Schwingung­en bearbeitet, damit es vorbereite­t und veredelt wird. Geschmacks­verstärker und Konservier­ungsstoffe kommen dabei nicht zum Einsatz. „Schall klingt vielleicht komisch, wir spielen dem Fleisch jetzt nicht klassische Musik vor, aber da geht es auch um Schwingung­en. Man kann sich das wie in einer Mikrowelle vorstellen, nur eben mit sehr niedriger Frequenz.“

Näher will sie nicht darauf eingehen, nur so viel: Man habe sich bei Aumaerk Methoden aus aller Welt angesehen, wie man Fleisch haltbar machen kann. „Bei der Schall-Geschichte haben wir uns von den Azteken inspiriere­n lassen.“Und auch die Kühlmethod­en der alten Römer haben eine Rolle gespielt. Einen kurzen Einblick in die geheimen Hallen erlaubt Okoroego dann aber doch. Im ersten Raum wird das angeliefer­te und bereits extra zugeschnit­tene Fleisch kontrollie­rt. „Jedes einzelne Stück. Wenn etwas nicht passt, verwenden wir es nicht.“Im nächsten Raum wird dann die Verarbeitu­ng vorgenomme­n. Drei große Edelstahl-Boxen stehen hier aufgereiht. „Hier passiert das Wunder“, sagt

Der Küchenchef muss das Fleisch nur noch mit wenigen Handgriffe­n finalisier­en.

In bis zu 192 Stunden wird das Fleisch vorbereite­t – etwa mit Dampfdruck und Schall.

sie. Die Geräte sind Sonderanfe­rtigungen. Hineinzusc­hauen kommt nicht infrage. Ein kurzer Blick ins Kühlhaus wird gestattet, in dem die fertigen Produkte gelagert werden. Das war es auch schon mit dem Rundgang.

Von der Stelze bis zur Gans. Mittlerwei­le gibt es 19 Produkte im Sortiment: vom Klassiker dem Schweinsbr­aten, oder Pork Royal, wie er hier genannt wird, über Stelze und Schopfbrat­en bis zu Rinderripp­e, Kalbstafel­spitz, Ente oder Maishähnch­enbrust.

Der Gastronom spart sich mit den Produkten viel Zeit und einige Handgriffe. „Er muss das Fleisch nicht selbst einkaufen und keine Preise ver

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