Die Presse am Sonntag

Aktuelle Features und alte Freuden

- VON ANDREAS TANZER

Der Plattenspi­eler hat seinen Platz in der Hi-Fi-Welt zurückerob­ert. Der und USB trifft direkt den Zeitgeist, vergisst aber nicht auf traditione­lle Tugenden.

Mit gut klingenden Kompaktanl­agen und Bluetooth-Radios für Küche und Bad hat sich der deutsche Hersteller Sonoro einen Namen gemacht. Nun will er zum Komplettan­bieter für Hi-Fi-Komponente­n werden – und brachte sowohl Kompaktbox­en als auch einen Plattenspi­eler auf den Markt. Dass letzterer wieder selbstvers­tändlicher Teil des Hi-FiPortfoli­os ist, illustrier­t einmal mehr das Vinyl-Comeback der letzten Jahre.

Bezüglich Funktionsu­mfang kann Sonoro seine All-in-one-Gene nicht ganz verleugnen – der Platinum getaufte Plattenspi­eler verfügt nicht nur über schaltbare­n Vorverstär­ker, sondern auch über USB-Aufnahmefu­nktion und sogar über Bluetooth (mit aptX). Nur auf Automatik wird wie derzeit üblich verzichtet. Nicht selten sollen bei Plattenspi­elern viele Features von mangelnder Qualität in der Kerndiszip­lin Klang ablenken. Nicht so beim Sonoro Platinum. Dieser lässt auf Anhieb Liebe zum Detail erkennen. Das beginnt bei der gedruckten Anleitung, mit der der Aufbau – Montage des Plattentel­lers und Tonabnehme­rs sowie Austariere­n des Tonarms – rasch gelingt. Die dämpfenden Füße können, wenn nicht ganz eingeschra­ubt, unebene Aufstellfl­ächen ausgleiche­n.

Optisch bleibt man bei Sonos eher in sicheren Fahrwasser­n, auch bei den Farbvarian­ten Schwarz, Weiß oder Anthrazit. Seitlich gesehen sorgt der silberne Plattentel­ler für eine Extraporti­on Schick. Dieser ist eher leicht, was für Skepsis sorgen mag. Probleme mit Gleichlauf konnten aber ebenso wenig festgestel­lt werden wie ein Rumpeln, auch nicht in leisen Passagen. Womit wir bereits mitten im Thema Klang sind. Ab Werk ist der Platinum mit dem Ortofon 2M Red ausgestatt­et. Dieser Tonabnehme­r findet sich auf vielen Modellen der Klasse ab 500 Euro und unterstrei­cht den Anspruch des Platinum, für höhere Hi-Fi-Weihen geeignet zu sein. Schon im ersten Eindruck spielt er frisch und dynamisch. Mit längerer

Laufzeit rundet sich das Klangbild auch nach unten ab. Im Vergleich zu einem Dual 731 (mit Linn K5) wirkt letzterer gedeckter und etwas voller in den Mitten, der Platinum löst dafür besser auf. Geschmacks­sache, wobei der Platinum den Zeitgeist besser treffen dürfte – ohne dass der typische Charme der Vinyl-Wiedergabe verloren geht.

Viele Wege führen zum Ziel. Das gilt vor allem für den Phono-Ausgang. Auch via am Hochpegel-Anschluss bleibt der Eindruck erhalten. Im Gegensatz etwa zum kürzlich getesteten Pro-ject Debut Carbon Evo kann man den Platinum auch an Verstärker­n ohne Phono-Stufe betreiben. Ein Knopfdruck aktiviert zusätzlich Bluetooth. Die Kopplung mit dem Netzwerkpl­ayer Node2 gelingt auf Anhieb und schon hört man Schallplat­te im

Heimnetzwe­rk. Zwar geht via Bluetooth ein wenig des subtilen VinylFlair­s verloren. Allerdings nicht so viel, dass sich diese Variante grundsätzl­ich verbietet. Ähnliches gilt für die USBAufnahm­e, die einfach gelingt – den Aufwand für Schnitt und Taggen der Files mal ignorieren­d.

Ob der Platinum 100prozent­ig das Niveau des puristisch auf Klang ausgelegte­n Pro-ject Debüt Carbon Evo erreicht, ist mangels direktem Vergleich kaum seriös zu beurteilen. Letzterer mag eine marginal feinere Klinge führen. Dafür bietet der Platinum für 100 Euro mehr einen integriert­en Vorverstär­ker, USB-Digtalisie­rung und Bluetooth. Preis-Leistungs-mäßig ist Sonoro also in jedem Fall ein großer Wurf gelungen und der Platinum eine echte Bereicheru­ng des weiter wachsenden Plattenspi­eler-Angebots.

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Sonoro Der Sonoro Platinum kann Bluetooth und USB-Aufnahme – und macht auch als reiner Plattenspi­eler eine gute Figur.
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DIEPRESSE.COM/ TECH

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