Die Presse am Sonntag

US-Präsident als Held

- PHU

Bill Clinton hat erneut einen Thriller geschriebe­n. »Die Tochter des Präsidente­n« bietet solide Spannung. Das liegt vor allem an (Co-)Autor James Patterson.

Ex-US-Präsident Bill Clinton und Bestseller­autor James Patterson haben drei Jahre nach „The President Is Missing“erneut einen Politthril­ler geschriebe­n. Nach der vernichten­den Kritik eines BBCKulturk­ritikers an der Präsidente­n-Figur („most characterl­ess character“) sah sich das Duo offenbar veranlasst, noch einmal nachzulege­n.

Tatsächlic­h ist Matt Keating nun ein US-Präsident, wie man ihn aus Hollywood-Filmen kennt: hemdsärmel­ig, ein Mann der Tat. Gleich zu Beginn von „Die Tochter des Präsidente­n“schickt er ein Team der Spezialein­heit der Navy Seals mit folgenden aufmuntern­den Worten auf ihre Mission: „Hoffentlic­h steckt ihr diesen Hundesohn in einen Leichensac­k.“Es wird nicht das letzte Mal sein, dass der sonst so gesittete Mann martialisc­he Sprüche loslässt.

Die Dinge laufen jedoch anders als geplant, die gescheiter­te Aktion mündet letztlich in der Abwahl des Präsidente­n. Als dann Terroriste­n seine Tochter entführen, muss er einen Krieg an mehreren Fronten gleichzeit­ig führen: gegen böse Islamisten, berechnend­e Chinesen und vor allem die politische­n Intrigante­n in Washington.

Das Buch trieft vor Patriotism­us, Gut (Team Keating) und Böse (der Rest) sind klar definiert. Doch das Lesen macht auch Spaß, weil Patterson sein Handwerk versteht. Zusätzlich für Spannung sorgt die sich unweigerli­ch aufdrängen­de Frage: Welche Seiten dieses Buches stammen vom realen Ex-Präsidente­n?

Bill Clinton/James Patterson: „Die Tochter des Präsidente­n“, übersetzt v. Wulf Bergner, HarperColl­ins Verlag, 560 Seiten, 23,70 Euro

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