Ganz groß geheiratet wird erst wieder im kommenden Jahr
Hochzeitsplaner
Für ist auch dieses Jahr, wie das vorige, ein ziemlicher Ausfall. Große, durchinszenierte Hochzeiten sind erst für 2022 wieder geplant – und mitunter haben Heiratspläne die Coronazeit nicht überstanden.
Das Jahr 2020 war für Elisabeth Brandl ein „Totalausfall“– und für diesen Sommer sieht es nicht viel besser aus. In anderen, normaleren Jahren, organisiert die Eventmanagerin und Hochzeitsplanerin zehn bis 15 Hochzeiten, aber die Art Hochzeit, für die eine Planerin engagiert wird, finden fast alle erst 2022 wieder statt. „Es gab auch im Vorjahr einzelne Feste, die ich unterstützt habe, etwa beim Streaming“, sagt Brandl. Wer in der Coronazeit geheiratet hat, hat das aber im kleinen Rahmen gemacht. Große, durchorganisierte Feste, auch internationaler Paare, deren Gäste vielfach eigens anreisen, gibt es aber auch heuer kaum. Manche Paare heiraten heuer klein, holen das Fest kommendes Jahr nach, erzählt Brandl, die ihre Branche auch in der Wirtschaftskammer vertritt.
Wirtschaftsfaktor Heirat. Dabei sind gerade größere Hochzeiten ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor: Nicht nur für Planer, auch für Caterer, Musiker, Ausstatter, Veranstaltungstechniker, Hochzeitslocations usw. war 2020 ein ziemlicher Ausfall. Bei geschätzten bis zu 40.000 Euro Umsatz pro Hochzeit – vom Fest selbst bis zu Geschenken, Übernachtung der Gäste, Ausstattung, Friseur usw. – handelt es sich um einen Milliardenmarkt. Zwar wurden auch im vorigen Jahr in Summe 39.662 Ehen in Österreich geschlossen (2019 waren es 46.034 Eheschließungen), aber die Corona-Hochzeiten sind kleiner ausgefallen. Und das gilt wohl auch für 2021: Schließlich erfordert eine große Hochzeit – Brandl spricht ab 60, 70 Gästen von einer größeren Hochzeit, ab 180, 200 Gästen von einem großen Fest – viel Planung. Meist mit monatelanger Vorlaufzeit oder mehr. Will man eine bestimmte Location zu einem bestimmten Datum, geht es eher um ein, mitunter auch zwei Jahre Vorlaufzeit. Und angesichts der lang herrschenden Unsicherheit, unter welchen Covid-Auflagen Feste heuer möglich sind, haben viele ihre Hochzeit auch für den heurigen Sommer noch auf Eis gelegt. Für viele Paare ist es der dritte Aufschub, erzählt Brandl. Erst vom Frühjahr oder Sommer in den Herbst, dann ins Jahr 2021, mittlerweile wird für 2022 geplant.
„Das ist eine sehr emotionale Sache, das ist für die Paare sehr traurig, aber auch da ist es mein Beruf, bei den Paaren die Freude zu erhalten“, sagt Brandl. Aber nicht bei allen Paaren gelang das. Mitunter wurden Hochzeitspläne in der Coronazeit verworfen. „Es gibt Paare, die jetzt doch nicht heiraten wollen, manche haben gemerkt, dass das doch nicht das Ideale ist. Die Situation in der Coronazeit war sehr besonders, man darf nicht vergessen, mit der Hochzeit kommt eine Ausnahmesituation für Paare dazu“, sagt Brandl.
Aber während die einen Partnerschaft und Heiratsabsichten verworfen haben, gehen andere nach dieser Zeit erst recht eine Ehe ein. „Es läuft wieder an, die Anfragen kommen jetzt so langsam wieder herein“, sagt Brandl. Und da haben sich Ansprüche und Erwartungen in dieser Zeit offenbar verändert: „Es finden sich neue Wege, ich habe den Eindruck, dass Gespräche mit den Paaren tief greifender sind, sie sich mehr Gedanken über Rituale machen, es gibt ja hier mittlerweile so wahnsinnig viele Möglichkeiten“, sagt die Hochzeitsplanerin – die auch selbst das Jahr ohne große Feste für neue Pläne und Einsichten genutzt hat.
Vorfreude auf 2022. „Nach dem Motto, ’If you can’t go outside, go inside’, habe ich die Zeit genutzt, um mir Gedanken zu machen: Wie kann man Hochzeiten neu denken? Wie kann ich Wien noch besser hervorstreichen?“, sagt Brandl – die viel geplant hat, die Website neu gestaltet hat, und zur Erkenntnis kam „es geht immer mehr um das individuelle Miteinander. Um die Frage, was für ein Paar seid ihr?“, so Brandl – der die großen Feste aber trotz allem „furchtbar abgegangen“seien.
„Wenn man das Gefühl hat, genau dafür auf der Welt zu sein, um anderen eine Freude zu machen und das nicht kann, fehlt das natürlich sehr“, sagt sie – die sich nun bemüht, die Vorfreude zu erhalten: Etwa indem sie mit Brautpaaren nach Venetien oder Samos reist, dort Partnerbetriebe, die Locations besucht – und für 2022 wieder die ganz großen Feste plant.
»Seit Corona sind Gespräche tief greifender, Paare denken oft mehr über Rituale nach.«