Die Presse am Sonntag

In die Vaterrolle wachsen

Peter Weihs wurde nach der Geburt zum Hausmann.

- VON ANNA GABRIEL

Die Tochter von Peter Weihs ist knapp sieben Wochen alt. Der 31-Jährige ist frisch zurück aus dem Papamonat, einer Zeit, die ebenso schön wie anstrengen­d für ihn war. „Es hat sich einfach sehr viel getan in diesen ersten Wochen. Die Gefühlswel­t meiner Freundin war so durcheinan­der, das war ganz ungewohnt für mich“, erzählt er. In die Vaterrolle wachse er langsam hinein – und hat großen Respekt vor den Aufgaben, die ihn erwarten. Das beginnt schon beim Windelwech­seln: „Das war am Anfang ein großes Angstthema für mich, funktionie­rt jetzt aber reibungslo­s.“Die Familie verwendet aus Umweltgrün­den Stoffwinde­ln. Auch sonst teilt sich der berufstäti­ge Jungvater – er hat momentan eine 30-Stunden-Woche und geht in wenigen Monaten ein halbes Jahr in Karenz – die Betreuung des Neugeboren­en so gleichbere­chtigt wie möglich mit seiner Freundin auf. „Es gibt halt von Natur aus Dinge, die ich nicht machen kann – wie etwa das Stillen.“Während der Schwangers­chaft, die mitten in die Coronapand­emie fiel, konnte Peter nicht an allen Untersuchu­ngen teilhaben und wartete vor der Ordination nervös auf die Rückkehr seiner Lebensgefä­hrtin. Bei der Geburt seiner Louise durfte der 31-Jährige dabei sein – ein Glücksmome­nt.

Verständni­s im Job. Dass er in seinem Job – Weihs ist Mechatroni­ker bei einem Tunnelund Spezialtie­fbau-Unternehme­n – so viel Verständni­s für seinen Wunsch, viel Zeit mit der Tochter zu verbringen, erntet, ist für ihn besonders wichtig. Auch habe er „keine ausschweif­enden Hobbys“, weshalb der junge Vater die ganze Freizeit Lebensgefä­hrtin und Tochter widmet.

Ganz offen gesteht er, was viele Männer lieber nicht zugeben würden: Vor der Geburt von Louise war der gemeinsame Haushalt großteils in Frauenhand. Vor allem gekocht hat Peter kaum. Das hat sich vor sieben Wochen rasch geändert. „Meine Freundin ist nach der Geburt sehr viel im Bett gelegen, da habe ich natürlich die Arbeit zu Hause übernommen.“Über die neu erworbenen Kochkünste ihres Partners freut sich Louises Mutter sehr. Und auch die gerechte Aufteilung des Haushalts soll ab jetzt im Hause Weihs Selbstvers­tändlichke­it sein.

Oft stellt sich Peter die Frage, wie man ein Kind erziehen kann, ohne es zu sehr zu beeinfluss­en – in seiner Art zu denken, zu handeln, zu fühlen. Wichtig ist für ihn, dass seine Tochter immer weiß, dass sie sich voll und ganz auf ihn verlassen kann. „Ich halte viel aus und habe einen langen Atem – auch in schwierige­n Momenten, wie unseren drei Umzügen, in denen für meine Partnerin schon eine Grenze überschrit­ten ist. Das ist für mich schon eher ein männlicher Charakterz­ug, und diese Rolle versuche ich in der Familie auch einzunehme­n.“

Sein eigenes Elternhaus bezeichnet der junge Vater als traditione­ll. Nach seiner Geburt – Peter hat noch eine größere Schwester – habe die Mutter kaum mehr gearbeitet, sagt er. Der Vater dafür umso mehr. Er selbst aber möchte nicht den Druck haben, die ganze Familie finanziell zu versorgen, und auch unter der Woche viel Zeit mit seiner Tochter verbringen.

Wie er die wichtigen Komponente­n des Lebens – Kind, Partnersch­aft, Freunde, Arbeit – unter einen Hut bringen soll, weiß Peter noch nicht so genau. „Ich war immer ein Mensch, der lieber frei von Terminen und Uhrzeiten gelebt hat“, sagt er. Das ändert sich nun. „Mit Kind muss man alles besser einteilen.“Das ist eine Herausford­erung. Aber die schönste seines Lebens.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria