Wieso Wien der Klimawandel besonders trifft
Wien wird sich mehr erwärmen als andere Großstädte. Schuld daran sind – auch – die Alpen.
passiert nach wie vor sehr kleinteilig“, sagt Detzlhofer, die Projekte kühlen punktuell, was aber fehle, sei ein Masterplan für die gesamte Stadt.
PERSPEKTIVE
Aber immerhin habe sich etabliert, dass es bei der Umgestaltung von Straßen oder Plätzen immer auch um Kühlung geht. Dabei ist es noch keine zwei Jahre her, dass in der Zieglergasse ab Sommer 2019 Wiens erste „kühler Meile“entstand. Mittlerweile gibt es viele nach ähnlichem Modell, derzeit wird etwa die Thaliastraße zum „KlimaBoulevard“, der Praterstern soll nach Plänen von D\D zur „Grünen Oase“werden. Bei den Standards in der Planung habe sich in wenigen Jahren einiges bewegt. „Es hat aber lang genug gedauert. Wir haben vor 30 Jahren auf der Boku schon von diesen Dingen gesprochen, es hat lang gedauert, bis Fußgängerund Begegnungszonen auch außerhalb der Innenstadt ein Thema wurden“, sagt Dessovic. Dabei sei dieser Wandel, die Philosophie weg vom Auto als zentralem Maßstab, an dem sich alles orientiert, jener Aspekt, der in Fragen der Klimaanpassung am meisten bringe, wie sie sagt.
Allerdings, gerade die vielen Bedürfnisse und Anforderungen an das rare Gut öffentlicher Raum machen Neugestaltung oft unendlich kompliziert, wie die Planerinnen in der Neubaugasse skizzieren: Überirdisch mussten Bedürfnisse diversester Nutzer, von der Feuerwehr zu Geschäftsleuten bis spielenden Kindern, berücksichtigt werden, unterirdisch erfordert die Infrastruktur der Stadt, von Leitungssystemen bis zu Kellern, die trotz Bewässerungssystemen für Bäume nicht feucht werden dürfen, „Tausende Stunden“Planung – und viele Gespräche und Verhandlungen, bis der feine Sprühnebel in einer Gasse wie dieser schließlich eine Pause von der Hitze verschafft. Und bis zum „Endausbau“dauert es auch hier noch Jahre. Zehn Jahre brauchen die jungen Bäume wohl etwa, bis sie große, Schatten spendende Kronen ausgebildet haben – und man weiß, wie viel Kühlung die Umgestaltung tatsächlich brachte.
Wenn die Wettermodelle nicht massiv irren, wird auch dieser Sommer ein überdurchschnittlich warmer, der in Wien um ein bis eineinhalb Grad wärmer abschließen dürfte als die Wiener Sommer im 30-jährigen Schnitt.
Und schon die waren wesentlich heißer als die Sommer in den Jahren davor (siehe auch Grafik links unten) Unter den europäischen Großstädten, die generell von steigenden Temperaturen betroffen sind, wird Wien immer wieder als eine jener Städte genannt, die die Erderwärmung besonders treffen wird. Laut einer Studie der ETH Zürich aus 2019 könnte das Klima in Wien im Jahr 2050 in etwas so südländischheiß sein wie aktuell in Skopje in Nordmazedonien. Im Sommer könnte es dann in Wien um 7,6 Grad wärmer sein als derzeit – deutlich heißer als in anderen europäischen Metropolen.
Warum Wien so besonders betroffen ist, „weiß man nicht zu hundert Prozent“, sagt Nikolas Zimmermann,
Meteorologe beim Wetterdienst Ubimet. Generell würden sich Europa und Russland besonders markant erwärmen. In Wien spiele zudem die „spezielle Lage am Alpenostrand eine große Rolle“: Zum einen, weil hier – anders als etwa in Paris – der (kühlende) atlantische Einfluss nicht mehr von Bedeutung sei.
Zum anderen sorgen zwar die Alpen, „die sich im Sommer ihr eigenes Mikroklima machen“, nach wie vor für (mehr) Niederschlag – aber eben nur in den Alpen-nahen Regionen, auf Wien wirkt sich das kaum aus. Gleichzeitig bleiben viele Kaltfronten aus dem Westen salopp formuliert in den Alpen „hängen“– in Wien komme also „viel weniger Niederschlag an“.
Und natürlich wirken sich Hitzetage in Wien als Großstadt ganz anders aus: Denn eine steigende Zahl an Hitzetagen gibt es etwa in Graz und Linz genauso. Tagsüber gebe es da keine Unterschiede. Weil aber diese Städte
NIKOLAS ZIMMERMANN
Meteorologe beim Wetterdienst Ubimet. deutlich kleiner sind, kühlen sie nachts wesentlich besser ab als Wien, wo es besonders im innerstädtischen Bereich „extreme Wärmeinseln“gebe. Am westlichen Stadtrand hilft indes der Wienerwald sehr. Der (viele) Beton heizt sich tagsüber auf und gibt nachts die Hitze wieder ab – „daher kühlt es nicht mehr oder nur sehr langsam ab“. Steuert man hier, so Zimmermann, nicht mit stadtplanerischen Maßnahmen (Begrünung etc.) dagegen, „wird man diese Wärmeinseln kaum mehr los“.
Denn klar sei, dass sich Wien auf immer mehr Hitzetage (mit Temperaturen über 30 Grad) und Tropennächte (in denen es nicht unter 20 Grad abkühlt) einstellen muss. Viel werde natürlich davon abhängen, so Zimmermann, ob das Ziel, die globale Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, erreicht wird oder nicht. Das wird Einfluss darauf haben, „ob sich die Hitzetage in Wien nur verdoppeln oder doch verdreifachen werden“.
» Die Sommer werden eindeutig immer heißer. In Wien nehmen die Hitzetage und Tropennächte zu. «
In der Wipplingerstraße hat mit dem Litte Koya ein kleines japanisches Deli eröffnet, das Sushi, japanisches Curry und Salate anbietet – vorwiegend to go.
Man könnte meinen, die Börse macht hungrig, also die Alte Börse am Ring zumindest. Dort fällt nämlich auf, dass sich die dahinterliegende Wipplingerstraße in den letzten Jahren zu einer inoffiziellen Essmeile gemausert hat. Es gibt hier einige gute Adressen, an denen es sich unkompliziert speisen lässt. Zum Beispiel im Habibi & Hawara oder aber in den etwas jüngeren und mehr auf Essen zum Mitnehmen spezialisierten Lokalen Wiki Wiki Poke oder dem mexikanischen Max & Benito.
Jetzt ist noch ein neues kleines Lokal dazugekommen, dass sich auf das gesunde, schnelle und japanische Mittagessen spezialisiert hat (zumindest im Sommer, da gibt es nämlich verkürzte Öffnungszeiten bis 17 Uhr). Das Litte Koya bietet nicht nur Essen, und das vorzugsweise in der Mitnehmvariante, sondern verkauft auch japanische Keramik oder andere kleine Produkte. Ein Restaurant in dem Sinn ist es nicht, es gibt zwar drinnen zwei kleine Tische und ein paar im Gastgarten. Aber hier setzt man auf Selbstbedienung, die Speisen werden in Wegwerfgeschirr verkauft. Es gibt diverse Salate, etwa mit Shrimp Tempura oder mit Hühnerfilet in Panko-Mehl, ein paar Kleinigkeiten wie Kimchi und Edamame – bei Letzterem wurde gar mit Fleur de Sel gesparrt. Und sehr gute Sushi und Maki, zum Beispiel mit Lachs und eingelegtem Kürbis oder Avocado und Thunfisch (Maki-Variation, 10 Euro). Auch warme Speisen werden angeboten, etwa Koya Chicken mit Hühnerfleisch, Shiitake, Spinat, Ingwer, Frühlingszwiebel und Reis (9,50 Euro) oder japanisches Curry, vegetarisch mit Karotten, Süßkartoffeln, Erdäpfeln, Edamame und Reis (8,80 Euro) oder mit crunchy Hühnerfleisch in Panko-Mehl oben drauf (9,80 Euro), wenn man so will ein dünn geschnittenes japanisches Hühnerschnitzel. Alles sehr fein und wirklich schnell zubereitet. Wer will, kann sich auch gegen Vorbestellung eine BusinessBox mit Sushi, Maki und diversen Rollen bestellen. Ein netter Neuzugang, der die kulinarische Vielfalt in der Straße bereichert.
Litte Koya: Wipplingerstraße 32, 1010 Wien, Sommer-Öffnungszeiten Mo–Fr 11–17 Uhr, 0664/203 76 76, littlekoya.wien