Die Presse am Sonntag

Zwei Frauen und eine (Gemüse

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

In Kirchberg am Wagram haben Sarah Schmolmüll­er und Bianca Rabel vor wenigen Monaten begonnen, vielfältig­es Gemüse anzubauen. Mit viel Handarbeit – aber effizient. Und nachhaltig.

Ihren ersten Kunden haben Sarah Schmolmüll­er und Bianca Rabl Ende April gleich wieder weggeschic­kt. „Wir waren zum ersten Mal am Naschmarkt in Kirchberg und wollten alles besonders schön aufbauen“, sagt Rabel. Als die Radieschen und Salate, die Kohlrabi und Fenchelkno­llen drapiert waren, ging es dann aber los, auch der erste Kunde kam zurück. „Und es war so ein schöner Tag“, sagt Schmolmüll­er. „Man hat endlich einmal etwas zurückbeko­mmen.“

Mehr als ein halbes Jahr hatten die beiden davor schon gearbeitet, um im Frühjahr ihr erstes Biogemüse zu ernten. Vergangene­n Sommer hatten sie sich entschloss­en, in Kirchberg am Wagram eine gemeinsame Vision umzusetzen – und auf anderthalb Hektar Land an der Kante des niederöste­rreichisch­en Höhenzugs in den Gemüseanba­u zu starten. Inspiriert von einem Prinzip, das internatio­nal und in Österreich immer mehr Anhänger gewinnt: dem der sogenannte­n Marktgärtn­erei.

Hinter dem Konzept, das auf Englisch als „Market Gardening“bekannt ist und auch biointensi­ve Landwirtsc­haft genannt wird, steckt grob gesagt, dass man auf kleinster Fläche und mit einfachen Techniken sehr effizient und ressourcen­schonend Gemüse produziert. Ohne große Maschinen, mit viel Handarbeit, biologisch und vielfältig – und ohne den Boden auszubeute­n, sondern umgekehrt: indem man sich gut um ihn sorgt (siehe Artikel unten).

„Die Grundidee war, dass wir etwas zur gesunden Umwelt beitragen wollen, dass wir für die hier lebende Bevölkerun­g Gemüse produziere­n wollen, und das nachhaltig“, sagt Schmolmüll­er. „Der Nachhaltig­keitsgedan­ke ist zentral. Und wir wollen auch eine Alternativ­e aufzeigen: Viele Denkmuster sind in der Landwirtsc­haft so eingefahre­n, viele haben Angst, etwas zu ändern, das ist auch irgendwie verständli­ch. Aber da braucht es junge, mutige Frauen, die sich reinstürze­n und zeigen, dass es anders geht.“

Die 25-Jährige – die ursprüngli­ch Tourismus studierte – hat es nach und nach immer mehr zum Thema Nachhaltig­keit gezogen, dem sie sich auch in ihrem Masterstud­ium gewidmet hat. Bianca Rabel (33) wiederum hat an der Universitä­t für Bodenkultu­r Landschaft­sarchitekt­ur studiert und – ähnlich wie auch Schmolmüll­er – vor der

Gründung der „Dirndln am Feld“in unterschie­dlichen Landwirtsc­haftsbetri­eben gearbeitet und dabei unter anderem viel mit Kräutern gemacht.

Produziert wird in Handarbeit, biologisch, vielfältig und ohne den Boden auszubeute­n.

Artischock­e bis Zichorie. Kräuter wachsen jetzt auch teilweise zwischen den Gemüsepfla­nzen, die die zwei Frauen auf ihren 2500 Quadratmet­ern Beetfläche angebaut haben. Die Gemüseviel­falt ist groß: „Wir haben hier alles Mögliche von der Karotte bis zur Artischock­e“, sagt Schmolmüll­er. „Oder von der Artischock­e bis zur Zichorie“, meint Rabel. Mehr als 50 Kulturen wachsen hier, über 200 unterschie­dliche Sorten: Darunter sind verschiede­nste Karotten, Rote und gestreifte Rüben, Radieschen, diverse Salate, verschiede­ne Bohnen, bunte Erbsenscho­ten oder Brokkoli.

Die meisten ihrer Beete sind nach dem Prinzip der Marktgärtn­erei angelegt: 20 Meter lang und 80 Zentimeter breit – dazwischen keine traktorgee­ignete Spur, sondern nur ein schmaler Weg, auf dem teilweise noch die Gründüngun­g liegt. „Man passt die Beetgröße nicht an Maschinen an, sondern macht sie so, dass man mit beiden

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