Die Presse am Sonntag

Daniel vs. Ingeborg

- VON FLORIAN ASAMER

oder: Warum man sich parallel für Fußball und Literatur interessie­ren kann.

„Zeit im Bild“und natürlich das Wetter auf FS1 und FS2 durchgesch­altet wurden, man sich danach aber täglich aufs Neue zwischen Sport und Kultur entscheide­n musste. Wer sich für beides interessie­rt hat (ja, das gibt es), musste sich also schon früh „Entweder-oder“sagen, wo es ein „und“gebraucht hätte.

Wir schauen also sowohl den Bachmann an, wie wir bei der Bachman zuhören, und lassen uns nicht in Schubladen verräumen. So wie wir auch seit Längerem schon die Podcasts von gleich zwei Marcels verfolgen. Den von Fußballexp­erten Reif auf Bild.de (tatsächlic­h) und jenen von Proust, dessen „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“wir uns von Peter Mati auf rbbKultur bei langen Spaziergän­gen vorlesen lassen. Wer glaubt, das ist langweilig, dem sei gesagt: Auch 90 Minuten können sich bekanntlic­h ziehen.

Auch Marko Arnautovi verbindet Sport und Kultur. Er ist nämlich ein Rockstar. Immer schon gewesen. Rockstars dürfen sich schlecht benehmen, müssen es sogar, ihnen verzeiht man mehr als anderen, wenn das Genie dann wieder einmal kurz aufblitzt (Arnautovi hat da ja ziemlich viel in seinem Repertoire, nur Ko nstanz sucht man vergeblich). Seine Sperre jedenfalls sorgt für mehr Gesprächss­toff als sein Tor. Und dabei sei wieder einmal daran erinnert, dass eine der Szenen, die zu fußballeri­scher Unsterblic­hkeit geführt haben, kein Tor, sondern eine Tätlichkei­t war. Zine´dine Zidanes Foul an Marco Materazzi beim WM-Finale 2006. Der Kopfstoß war zugleich die letzte Aktion von Zidanes großer Karriere. Reiner Romanstoff. Siehe oben.

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