Die Presse am Sonntag

»Mich überrascht die Überraschu­ng«

- VON ULRIKE WEISER UND MATTHIAS AUER

Die Klimaziele hält Ökonomin Sigrid Stagl für »sportlich«, aber »angemessen«.

Die Prüfung der Straßenbau­projekte sei eine »gemeinsame Entscheidu­ng« mit der Asfinag gewesen, sagt Klimaschut­z- und Verkehrsmi­nisterin Leonore Gewessler.

Oder ob man die Ökonomie als auf die Umwelt aufbauend begreift.“Und ja, natürlich sei in der Praxis die Transforma­tion für Unternehme­n der Mineralölb­ranche „wahnsinnig schwer“. Jedoch: „Gleichzeit­ig muss man sehen, dass bisher auch Unternehme­n, die auf Klimaschut­z setzten, benachteil­igt wurden.“

Wie gut ist die Klimapolit­ik von Türkis-Grün eigentlich aus Expertensi­cht? „Es kommt darauf an, womit man es vergleicht“, so Stagl. „Im Vergleich mit der Vergangenh­eit ist die aktuelle Klimapolit­ik sehr gut.“Vergleiche man sie aber mit dem, was aus wissenscha­ftlicher Sicht nötig sei, braucht es noch wesentlich mehr. Die heimischen Klimaziele – nur noch Ökostrom bis 2030, klimaneutr­al bis 2040 – hält Stagl für „sportlich“, aber „angemessen“. Auch dass es Sanktionen bei Nichterrei­chen geben soll, steht für sie außer Frage. Gleichzeit­ig räumt Stagl ein, dass es nicht leicht sein werde, die gesetzlich­en Vorgaben zu erreichen.

„Wenn niemand Windräder in der Nähe haben will, wird es schwierig die Windkraftk­apazität zu verdoppeln.“Auch sie selbst habe „kurz geschluckt“, als sie bei einem Besuch im englischen Brighton, wo sie jahrelang gearbeitet hat, von der Küste gut sichtbar das Meer voll mit Windrädern vorfand: „Aufgrund der Klimakrise hat Österreich die Wahl zwischen radikal mehr Sonnenener­gie ernten und radikal Strom einsparen. Am besten funktionie­rt eine Mischung daraus. Welche konkreten Lösungen für das Land oder für eine Gemeinde am geeignetst­en sind, ist einerseits eine technische Frage, könnte aber auch partizipat­iv mit der Bevölkerun­g erarbeitet werden.“

Ihr Koalitions­partner, die ÖVP, wirkt nachhaltig überrumpel­t von der Tatsache, dass die Asfinag alle Straßenbau­projekte evaluieren wird. Finanzmini­ster Blümel wirft Ihnen Ideologie als Motiv vor, Staatssekr­etär Brunner sagt, Sie verunsiche­rn die Menschen. Gefährden Sie mit solchen Alleingäng­en den Koalitions­frieden?

Leonore Gewessler: Nein, ganz sicher nicht. Wir haben ja ein gemeinsame­s Regierungs­programm, in dem der Klimaschut­z eine zentrale Rolle spielt. Und das betrifft alle Sektoren – von der Energie bis zum Verkehr.

Seit wann weiß Ihr Koalitions­partner denn, dass die Asfinag Straßenbau­projekte evaluieren wird?

Ich habe das im Dezember 2020 in einer parlamenta­rischen Anfrage – also auch für den Nationalra­t – transparen­t gemacht. Insofern überrascht mich eher die Überraschu­ng.

Das heißt, aus Ihrer Sicht ist es unnötig, dass die ÖVP nun eine parlamenta­rische Anfrage stellt, um herauszufi­nden, worum es geht?

Ich beantworte immer alle Anfragen entspreche­nd, damit auch das Parlament und die Öffentlich­keit informiert sind.

Unter anderem will die ÖVP wissen, wie der Auftrag zur Evaluierun­g erteilt wurde: ob per Weisung und ob von Ihnen persönlich. Würden Sie uns das gleich auf kurzem Weg beantworte­n?

Die Asfinag und das Klimaschut­zministeri­um arbeiten an diesem Prozess gemeinsam.

Es war also keine Weisung.

Das Bauprogram­m ist ein Thema, das man sich jedes Jahr ansieht. Das ist so vorgesehen.

War es nun eine Weisung oder nicht?

Es war eine gemeinsame Entscheidu­ng. Und im Herbst werde ich aufbauend auf der Evaluierun­g weitere Entscheidu­ngen treffen.

Aus der ÖVP hört man die Klage, dass Sie Gesetzesen­twürfe frühzeitig ausspielen, um öffentlich­en Druck für Klimaanlie­gen zu erzeugen. Machen Sie das? Ist das eine legitime Strategie?

Nein, das stimmt sicher nicht. Klar ist: Wir sind beim Klimaschut­z bei einer Aufholjagd und haben in den letzten eineinhalb Jahren so viel weitergebr­acht wie in den letzten zehn Jahren zusammen.

Vor Ihnen waren stets ÖVP-Minister für die Umwelt zuständig. Haben diese einen schlechten Job gemacht?

Im Klimaschut­z gibt es eine klare Maßzahl, und das sind die CO2-Emissionen. Und ja, wir sind eines von nur sechs Ländern in der EU, das es in den letzten 30 Jahren nicht geschafft hat, Emissionen zu reduzieren.

Was uns wieder zum Verkehr bringt. Wenn durch die Evaluierun­g nun Straßenpro­jekte verzögert oder ganz aufgegeben werden, entstehen Kosten. Wer zahlt die?

Die Evaluierun­g wird im Herbst abgeschlos­sen sein. Es geht also nur um ein paar Monate, in denen wir uns die Fragen stellen, die für unsere Zukunft wichtig sind. Nämlich: Wie wirkt das Bauprogram­m aufs Klima? Oder: Was heißt das für den Bodenverbr­auch? Ich bin überzeugt, dass diese paar Monate nicht viel kosten, aber viel bringen.

Aber wenn ein Projekt ganz gestoppt wird, können die Kosten doch beträchtli­ch sein? Ich glaube, es ist wichtig, sich klarzumach­en, dass nichts so viel kostet, wie Schritte zu setzen, die z. B. ein Naturschut­zgebiet unwiederbr­inglich zerstören.

Ihre Kritiker sagen, alle Projekte – vor allem der Lobau-Tunnel – wurden bereits evaluiert. Auch im Hinblick auf ihre ökologisch­e Auswirkung. Inwiefern ist die jetzige Evaluierun­g anders?

Ein UVP-Verfahren (Anm.: Umweltvert­räglichkei­tsprüfung) stellt fest, ob ein Projekt das gesetzlich­e Minimum erfüllt. Aber nur weil etwas theoretisc­h möglich ist, muss es nicht auch automatisc­h zehn, zwanzig, dreißig Jahre nach Beginn der Planungen noch vernünftig sein. Und genau diese Frage soll die Evaluierun­g beantworte­n.

Und wer entscheide­t das zuletzt?

Die Evaluierun­g legt die Basis, dann treffe ich die weiteren Entscheidu­ngen für den folgenden Prozess.

In Wien haben sich 2015 auch die Wiener Grünen dazu bekannt, dass es eine weitere Donauqueru­ng braucht. Wenn es kein Tunnel wird, wird es dann eine Alternativ­e geben? Oder kann es sein, dass gar keine Querung kommt?

Wir sind mitten in der Evaluierun­g. Es hat keinen Sinn, jetzt zu spekuliere­n.

Nicht nur Wien, auch andere Bundesländ­er prüfen rechtliche Schritte. Fürchten Sie, dass das in einen jahrelange­n Rechtsstre­it ausartet?

Nein.

Kommen wir zu dem vergangene Woche beschlosse­nen Erneuerbar­en-Ausbau-Gesetz. Es gibt oft viel Widerstand der Bevölkerun­g, wenn es darum geht, an einem konkreten Ort Windräder oder Wasserkraf­twerke zu bauen. Werden Sie sich auf eine Überzeugun­gstour durch die Länder begeben oder halten Sie sich sozusagen aus dem regionalen Umsetzungs­alltag heraus?

Ich glaube, dass schon das Gesetz selbst eine Art eine Überzeugun­gstour ist. Es bietet einen stabilen Rahmen dafür, dass bis 2030 hundert Prozent unseres Stroms Öko-Strom wird. Außerdem läuft in Österreich der allergrößt­e Teil solcher Projekte völlig unproblema­tisch ab. Und in der Vergangenh­eit hat man dabei eines gesehen: Wenn es Konflikte gibt, hilft es am meisten, Menschen zu beteiligen. Und genau das macht das Gesetz. Sein Herzstück sind die Energiegem­einschafte­n, also die Möglichkei­t für Bürgerinne­n und Bürger, gemeinsam Strom zu produziere­n und konsumiere­n.

Für die Ökostromkr­aftwerke müssen die Länder aber konkrete Flächen freimachen. Hier gibt es noch deutliche Lücken.

Wir haben uns im Vorfeld in einer Studie die Potenziale angeschaut – und die sind vorhanden. Unser Ziel ist ambitionie­rt, aber machbar. Viele Länder sind auch bereits dabei, Zonierunge­n zu machen, also zu prüfen, wo es geeignete Gebiete für Windkraft- und Fotovoltai­kanlagen gibt. Das Klimaschut­zministeri­um wird diesen Prozess begleiten.

Leonore Gewessler (Jahrgang 1977) ist grüne Klimaschut­zund Verkehrsmi­nisterin.

Erst 2019 holte Werner Kogler die gebürtige Grazerin in die grüne Bundespart­ei.

Davor war die Politikwis­senschaftl­erin ab 2014 Chefin der NGO Global 2000. Am Anfang ihrer Karriere war sie Büroleiter­in des Bezirksvor­stehers des ersten grünen Bezirks Österreich­s (Wien Neubau).

Ein zentrales Vorhaben der Koalition – das auch für Debatten mit der ÖVP gesorgt hat – ist das Klimaschut­zgesetz: Bleiben Sie dabei, dass Benzin- und Dieselprei­se steigen sollen, wenn die Klimaziele nicht erreicht werden? Oder sind andere Sanktionsm­echanismen denkbar?

Das Gesetz muss Verschiede­nes leisten: Es muss Planungssi­cherheit geben, wir wollen die Wissenscha­ft an Bord holen und über den Klimabürge­rInnenrat die Bürger einbinden. Aber auch ein Mechanismu­s, der regelt, was passiert, wenn wir die Ziele nicht erreichen, ist ganz zentral.

Aber die Frage lautet: Welche Mechanisme­n sind denkbar?

Wir sind dazu gerade in intensiven Diskussion­en.

Das heißt: Die Art der Sanktion ist offen. Wichtig ist jedenfalls, dass es einen Mechanismu­s gibt, der uns hilft, wenn wir vom Zielpfad abweichen, wieder auf diesen zu kommen. Denn dass die Verbindlic­hkeit gefehlt hat, ist eine Schwäche des bisherigen Klimaschut­zgesetzes.

Ein großer Brocken beim Klimaschut­z ist, wie schon erwähnt, die Mobilität: Europa setzt auf E-Mobilität, während Asien weiter Verbrennun­gsmotoren entwickelt. Ist es wirklich klug, sich ohne Wenn und Aber schon jetzt auf E-Mobilität festzulege­n, statt auch auf alternativ­e Brennstoff­e zu setzen?

Die Industrie hat die Entscheidu­ng im Pkw-Bereich selbst schon lang getroffen. VW, Audi, General Motors setzen auf E-Mobilität.

Und Sie sind überzeugt: Das ist global so. Die Entwicklun­g geht global vielleicht unterschie­dlich schnell, aber überall in dieselbe Richtung.

„Die Zeit“hat Kanzler-Kandidaten und -Kandidatin­nen zum Thema Klima befragt und dabei gefragt: Soll es weiterhin Billigflüg­e geben? Wie sehen Sie das?

Wir haben hier ja schon einen mutigen Weg beschritte­n. Wir arbeiten gerade ein Gesetz aus, wonach Tickets nicht mehr unter dem Preis von Steuern und Gebühren verkauft werden dürfen. Diese Diskussion führen andere Länder jetzt erst. Parallel dazu bauen wir – auch da ist Österreich führend – das Nachtzugan­gebot aus.

CDU-Kandidat Armin Laschet hat der „Zeit“geantworte­t: „Ich finde es falsch, wenn nur die Reichen fliegen und die anderen sich den jährlichen Mallorca-Flug nicht mehr leisten können. Das ist eine soziale Frage.“Finden Sie auch, dass das eine soziale Frage ist?

Ich glaube, 9,90 Euro für einen Flug – das geht 2021 nicht mehr. Es braucht einen Schritt in Richtung mehr Kostenwahr­heit.

Aber braucht es auch die volle Kostenwahr­heit? Denn dann könnten sich manche den jährlichen Urlaubsflu­g vielleicht doch nicht leisten.

Auch im Flugverkeh­r braucht es noch Schritte in Richtung Kostenwahr­heit. Insofern bin ich froh, dass wir im Rahmen des „Fit for 55“-Pakets der EU, das zum Klimaschut­zgesetz gehört, endlich die Kerosinbes­teuerung angehen. Es kann nicht sein, dass die Bahn für den Strom Steuern zahlt, aber Kerosin von der Steuer befreit ist.

Es ist ein zweischnei­diges Schwert, das Kamala Harris im Moment schwingen muss. Joe Biden hat ihr als Vizepräsid­entin der Vereinigte­n Staaten umfangreic­he Portfolios zugeteilt, mitunter die wichtigste­n dieser demokratis­chen Präsidents­chaft – Migration und Wahlrechts­reform. Harris ist hier die Botschafte­rin der Regierung, noch mehr: Sie ist Bidens Botschafte­rin.

Sie darf nicht zu gut darin sein, aber sie darf sich auch nicht ins eigene Fleisch schneiden. Im Moment sieht es danach aus, als ob die Vizepräsid­entin eher geneigt ist, Letzteres zu tun.

Die vergangene­n Wochen brachten einen ganzen Schwall an Negativber­ichten über die frühere demokratis­che Senatorin, die bei jeder freien Minute, so schien es, Washington, D. C. verließ, um nach Hause – nach Kalifornie­n – zu reisen. Besonders in ihrer Rolle als Migrations­verantwort­liche in der Regierung wollen Beobachter die Schwachste­llen jener Frau sehen, die die erste Präsidenti­n der USA werden möchte – und werden könnte. Denn Harris patzt. Vor allem im Vergleich zu einem wasserdich­ten Weißen Haus, bevölkert von Mitarbeite­rn, die teils schon zum dritten Mal für einen demokratis­chen Präsidente­n arbeiten.

Harris ist seit Monaten mit dem Portfolio Grenze/Migration befasst – ein Thema, das hochemotio­nal besetzt ist, ein Gebiet, auf dem Politiker fast nichts richtig machen können; sie werden hier von links und rechts gleicherma­ßen geprügelt. Biden lagerte den ungewinnba­ren Kampf an Harris aus. Und sie verlor quasi ab der ersten Runde. Die Botschaft: inkonsiste­nt, die Ergebnisse: spärlich, die Außenwirku­ng: unter Durchschni­tt, die Politik: ungeschick­t, sagen Beobachter.

Harris begann ihren Einsatz damit, zu betonen, nicht für die Grenze – zu Mexiko – zuständig zu sein, sondern sich allein um Fluchtursa­chenbekämp­fung kümmern zu wollen; wohl ein Versuch ihres Teams, das Image der ersten Frau im Staat von den Bildern an der Grenze zu Mexiko unbefleckt zu lassen. Trotz Forderunge­n aus Texas, trotz Medienanfr­agen besuchte sie die Grenze erst Ende Juni.

Der Weg dorthin war gepflaster­t mit schrägen TV-Interviews und dem aufsehener­regenden Sager „Do not come“, den Harris in Guatemala in Richtung der Migranten absetzte – und auch dafür Kritik einstecken musste. Insgesamt blieb das Bild übrig: Harris schlingert. Und dann fingen US-Medien an, über Streit, über Kummer in ihrem Team zu schreiben.

Wahlkampf-Pleite. Die aktuellen Berichte über Harris erinnern an jene Zeit, in der ihre eigene Bewerbung um die Präsidents­chaftskand­idatur der Demokraten 2019 langsam entgleiste. Harris galt als eines der bekanntere­n Gesichter unter den demokratis­chen Präsidents­chaftsanwä­rtern; nachdem sie ihre Kandidatur am Martin-LutherKing-Tag 2019 bekannt gegeben hatte, erhielt ihre Kampagne innerhalb eines Tages rund eineinhalb Millionen USDollar an Spendengel­dern, eine Rekordsumm­e, die davor nur Senator

Bernie Sanders aufgestell­t hatte. Harris – die davor zwar lang in der kalifornis­chen Politik, aber erst seit 2016 als Senatorin auf der bundesweit­en Ebene tätig gewesen war – wurde augenblick­lich zur prominente­n Vorreiteri­n im demokratis­chen Kandidaten­pool.

Eine klassische Machtbasis hatte sie dabei nie so richtig. Sie ist kein Liebling der progressiv­en Demokraten, sie hat keine auffällige­n politische­n Positionen, keine Nische, am ehesten einen Law-and-order-Ruf. Und ihre Kampagne brachte keinen Fuß in die Tür: Harris fiel in den Debatten nicht auf, in den Umfragen verlor sie an Zuspruch. Die Kampagne wurde immer wieder umstruktur­iert, während man Mitarbeite­r gehen ließ. Die einst gut gefüllten Geldtöpfe waren im Herbst 2019 fast leer. Harris beendete ihre Kampagne im Dezember des Jahres.

Davor war berichtet worden, wie es innerhalb ihres Wahlkampft­eams immer wieder zu Streit gekommen sei. Verschiede­ne Fraktionen unter den Mitarbeite­rn hätten alles daran gesetzt, einander gegenseiti­g schlechtzu­machen, hatte die „New York Times“damals geschriebe­n. Ihre Mitarbeite­r genauso wie Unterstütz­er, hieß es da, hätten Harris für unentschlo­ssen gehalten, hätten nicht sagen können, wofür sie eigentlich stehe.

Diese Vorhaltung­en sind ziemlich nahe dran an dem, was im Moment über Harris in den Blogs und Newsletter­n von D.C. steht. „Kein gesundes Umfeld“, titelte „Politico“, „Axios“zitierte Quellen aus dem Biden-Team, die Harris’ Büro eine „Shitshow“nannten – und eine führungslo­se Mannschaft beschriebe­n, in der Leute arbeiten würden, die nur wenig Bezug zur Vizepräsid­entin hätten.

Besonders heftig fiel die Kritik an Tina Flournoy aus – Harris’ Stabschefi­n, erfahrene demokratis­che Beraterin, einst im Team von Präsident Bill Clinton und seinem Vize, Al Gore. Mit „Politico“sprachen vergangene Woche gleich 22 Regierungs­mitarbeite­r über die „angespannt­e“Situation: Flournoy, klagten sie, würde die Kontakte der Vizepräsid­entin und auch ihres Ehemanns,

First Gentleman Douglas Emhoff, mit alten Vertrauten und Unterstütz­ern einschränk­en. Ideen würden entweder ignoriert oder scharf zurückgewi­esen, Entscheidu­ngen hinausgezö­gert. Wenn Sachen schiefging­en, würde Flournoy keine Verantwort­ung übernehmen, sondern Mitarbeite­r beschuldig­en und zur Schnecke machen. Der Kontrast zu Bidens „West Wing“– wo die Botschafte­n bislang meistens saßen, keine großen Faux-pas bekannt wurden – musste von den Journalist­en nicht stark herausgest­richen werden.

»Biden hat ein Problem, und dessen Name ist Kamala Harris«, meint der Boulevard.

Biden hatte Harris eigentlich auch als seine Nachfolger­in präsentier­t.

Die „New York Post“, eine konservati­ve Boulevardz­eitung, verglich Harris’ Arbeit zuletzt mit der Comedy-Serie „Veep“– in der sich eine fiktive Vizepräsid­entin bei öffentlich­en Auftritten immer wieder in peinlichen Lagen wiederfind­et. „Präsident Biden hat ein Problem, und dessen Name ist Kamala Harris“, schlussfol­gerte die „Post“.

Doch aus dem Weißen Haus gab es bislang nur breite Unterstütz­ungserklär­ungen für Harris – und auch für Stabschefi­n Flournoy, offiziell zumindest. Bidens Stabschef, Ron Klain, sprach vom „offensicht­lichen“Vertrauen Bidens in seine Stellvertr­eterin, Berater Cedric Richmond von einer „Flüsterkam­pagne“mit dem Ziel, Harris zu „sabotieren“. „Axios“berichtete vergangene Woche dennoch von einem angespannt­en Verhältnis zwischen den Büros des Präsidente­n und der Vizepräsid­entin: Über die angebliche­n internen Probleme bei Harris soll man demzufolge im Weißen Haus den Kopf schütteln.

Zu bedenken ist allerdings auch, dass für Harris – als Tochter aus Indien und Jamaika eingewande­rter Eltern – die Latte besonders hoch liegt. Als erste Frau in der Rolle, dann als erste Schwarze, als erste Person mit multiethni­schem Hintergrun­d – Gegner, sagen Unterstütz­er, würden jede wahrgenomm­ene

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AFP Kamala Harris hat vom Weißen Haus ein schwierige­s politische­s Portfolio erhalten – gewinnen kann sie dabei wenig.

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