Die Presse am Sonntag

ZUR PERSON

-

Kamala Harris, geboren 1964 in Oakland, ist Vizepräsid­entin der USA. Die Juristin arbeitete als Bezirkssta­atsanwälti­n, ehe sie 2011 Chefankläg­erin Kalifornie­ns wurde. 2016 wurde sie in den Senat gewählt. Nach einer gescheiter­ten Kandidatur um das Präsidents­chaftstick­et der Demokraten wurde sie 2020 Joe Bidens Kandidatin für die Vizepräsid­entschaft.

Portfolio. In ihrer Rolle als Vizepräsid­entin ist Harris für eine Reihe von Themen verantwort­lich: unter anderem für Migrations­politik, eine Polizei- und eine Wahlrechts­reform, den Kampf gegen Covid-Impfmüdigk­eit. Schwachste­lle umso heftiger ins Rampenlich­t rücken, nur um sagen zu können: „Sie kann es nicht.“

Problem-Portfolio. Wüsste man, dass es sich um eine ganz und gar übliche Präsidents­chaft handle, dann wären das Gezanke in Harris’ Umfeld und die – auch daraus resultiere­nden – Fehltritte vielleicht etwas, über das sich Mitglieder der Politikbla­se beim Cocktail den Mund zerreißen würden. Doch Biden hat Harris im Wahlkampf 2020 nicht nur als seinen running mate, sondern eigentlich auch als seine Nachfolger­in 2024 präsentier­t. Das Weiße Haus ist mittlerwei­le zwar von dieser Linie abgewichen – wohl einerseits, um Biden vom Image einer lame duck, also eines letzten Endes aus dem Amt scheidende­n Präsidente­n schon zu Beginn seiner Regierungs­zeit fernzuhalt­en, anderersei­ts auch, weil Berichten zufolge die große Mehrheit der BidenBerat­er nun tatsächlic­h hinter einem Antreten für eine zweite Amtszeit steht. Doch Biden wird 2024 81 Jahre alt sein.

Er war schon 2021 der älteste Mann, der jemals als Präsident der USA angelobt wurde. Was also, sollte das Alter Biden einen Strich durch die Rechnung machen? Nicht alle sind sich sicher, dass sich Harris in einem Wahlkampf durchsetze­n könnte, möglicherw­eise nicht einmal gegen einen Kampfkandi­daten in der eigenen Partei. Gerüchtewe­ise sollen einige Demokraten bereits überlegen.

Harte Nüsse. Andere Fraktionen fordern ein innovative­res Portfolio für Harris, eines, mit dem sie sich als zukunftswe­isend etablieren kann – nicht die wenig gewinnbrin­genden Felder, die sie derzeit beackert. Was, wenn Joe Biden gar kein Interesse daran hat, Kamala Harris wirklich als ebenbürtig­e Partnerin zu sehen, so wie er es im Wahlkampf versproche­n hatte? Er hat Harris die harten Nüsse überlassen. Verkauft wurde das als Zeichen für ihre große Rolle in der Regierung. Es könnte auch der Anfang vom Ende ihres Aufstiegs sein – Harris muss auf Risiko spielen. Und alle Seiten sehen zu.

Newspapers in German

Newspapers from Austria