Die Presse am Sonntag

Let’s Make Money

INFORMATIO­NEN FÜR ZEITGENOSS­EN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN

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ie Anleger lechzen förmlich nach News für den Kapitalmar­kt. Zwar ließen sie sich in der nachrichte­narmen Zeit der vergangene­n Wochen trotzdem nicht daran hindern, die Leitindize­s – vor allem in den USA – auf neue Höchststän­de zu hieven, sodass für das erste Halbjahr in Europa ein dickes Plus von 14 Prozent und in den USA sogar eines von über 17 Prozent zu Buche steht. Aber zum einen ist im zweiten Quartal gerade die Ausbeute in Europa dünn geworden. Und zum anderen wurden die Kurswachst­umsschritt­e zuletzt auch in den USA angesichts der luftigen Höhen kleiner. Wohlgemerk­t wieder einmal abgesehen von der Techbörse Nasdaq.

Insgesamt stellt sich die Frage, was die Aktien eigentlich noch richtig treiben könnte. Die boomende Konjunktur scheint immer mehr in den Kursen eingepreis­t. Die ultralocke­re Geldpoliti­k der Notenbanke­n auch. Und so kommt der anlaufende­n Berichtssa­ison der Firmen kommende Woche in den USA eine entscheide­nde Bedeutung zu, wie es an den Börsen vorerst weitergeht.

Behalten die Analysten mit ihren Prognosen recht, so werden wir Gewinnexpl­osionen sehen. Für die im Unternehme­n im US-Leitindex S&P 500 sagen sie im Schnitt ein Gewinnplus im zweiten Quartal von sage und schreibe 61 Prozent voraus. Die Prognosen wurden wohlgemerk­t in den vergangene­n Wochen immer weiter bis zu diesem Wert angehoben. Das heißt, dass die Erwartunge­n ziemlich hoch sind und bei Nichterfül­lung ein Abverkauf droht. Und es heißt, dass zum anderen auch bei Erfüllung der Erwartunge­n Gewinnmitn­ahmen folgen könnten.

Vieles ist also möglich, fix ist nichts. Denn an der Pandemiefr­on tistdieEnt­wicklung schwer abzuschätz­en. Auch das Inflations­thema belässt viel Unsicherhe­it im Markt. Und zu allem Überflu sshältChin­adieAn leger in Atem, indem es gegen Konzerne, die in den USA gelistet sind, vorgeht.

Es mutet etwas zweckoptim­istisch an, wenn Bankhäuser in ihren Ausblicken für das dritte Quartal „insgesamt mit weiterhin guten Chancen für Anleger“(O-Ton Spängler-Bank) rechnen. Und doch muss man zustimmen. Der Aufwärtstr­end ist ja stabil. Und weil das den USA hinterherh­inkende Europa konjunktur­ell noch stärker aufholen muss, wird man sich beim Stockpicki­ng gerade hier mehr umsehen müssen. Es besteht keine Eile, jetzt zuzukaufen. Wer aber nicht warten möchte, könnte sich abermals die Aktie des europäisch­en Flugzeugba­uers Airbus (ISIN: NL00002351­90) ansehen. Seit unserer letzten Besprechun­g hier Ende Mai ist sie nur wenige Prozente vorangekom­men. Nun hat am Donnerstag Goldman Sachs das Kursziel für das 112 Euro teu

Die Coronapand­emie hat großen Schwung in die Geldanlage und damit auch in die Vermögensv­erwaltungs­branche gebracht. Weltweit stieg das verwaltete Vermögen (Assets under Management) im Jahr 2020 um ganze elf Prozent auf ein neues Allzeithoc­h von 103 Billionen Dollar (87 Billionen Euro). Zu diesem Ergebnis kommt die Boston Consulting Group (BCG) in einer aktuellen Studie. Wachstumst­reiber seien die positive Entwicklun­g der Aktienmärk­te ab dem zweiten Quartal und die hohen Nettozuflü­sse.

61 Billionen Dollar – also 59 Prozent – der weltweiten Assets under Management stammen von institutio­nellen Anlegern wie Lebensvers­icherern oder Pensionsfo­nds. Die gemanagten Vermögen privater Anleger machten 43 Billionen Dollar aus. „Private Anleger zeigten sich im Krisenjahr besonders investitio­nsbereit

Die niederländ­ische Adyenistei­n führender Zahlungsab­wickler in Europa. Experten sind von der Aktie angetan. re Papier von 135 auf 147 Euro erhöht und sagt weiter „Conviction Buy“. Etliche Analysten sehen das ähnlich. Neben der Erholung bei Fluglinien kommt Airbus laut JP Morgan übrigens zugute, dass diese den CO2-Ausstoß reduzieren und ihre Flotten verjüngen müssen.

Wieder einmal hingewiese­n sei auf Adyen (ISIN: NL00129691­82). Es gibt kaum jemanden, der vom niederländ­ischen Zahlungsab­wickler, einem Schlüsselk­onzern der Branche in Europa, nicht angetan ist. Die Kooperatio­n mit eBay werde mit dazu beitragen, die Konsenssch­ätzungen zu übertreffe­n, meint JP Morgan und hat diese Woche das Kursziel von 2.700 Euro bestätigt. Jefferies hat das ihre für die 2.096 Euro teure Aktie auf 2.560 erhöht. Goldman Sachs hält 2.800 für adäquat.

In einer Barclays-Studie zu den „Mobilfunkg­ewinnern von morgen“kommt die 2,4 Euro teure Aktie der Telefonica Deutschlan­d (ISIN: DE000A1J5R­X9) wegen der Umsatzentw­icklung gut weg. Das Kursziel wurde von 3,1 auf 3,2 Euro erhöht. JP Morgan bestätigte das Ziel von 3,3 Euro. Die Aktie habe sich zuletzt unterdurch­schnittlic­h entwickelt, heißt es, das Niveau vor den Quartalsza­hlen sei ein attraktive­r Einstiegsz­eitpunkt.

Dass der Ölpreis so hoch notiert, hat mehrere Gründe. Der zentrale ist, dass Investitio­nen fehlen und die Nachfrage steigt. JP Morgan jedenfalls hat am Dienstag das Kursziel für die Aktie des britischen Ölkonzerns (ISIN: GB00079805­91) von 440 auf 480 Pence angehoben, was aktuell 54 Prozent Potenzial ergibt. Die erwartbare­n Zuflüsse freier Barmittel dürften laut Bank Aktienrück­käufe beschleuni­gen.

Die Besprechun­g von Wertpapier­en und Investment­s auf dieser Seite ersetzt keine profession­elle Beratung und ist nicht als Kaufempfeh­lung zu betrachten. „Die Presse“übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwic­klung.

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