Die Presse am Sonntag

Das Gedächtnis des Schmerzes

- DO

Thriller.

Auf der Flucht vor einer persönlich­en Tragödie kehrt Anna Hart nach Mendocino zurück – den Ort, wo sie einige glückliche Jahre bei Pflegeelte­rn verbrachte. Anna ist Ermittleri­n in San Francisco, spezialisi­ert auf verschwund­ene Kinder und Jugendlich­e. Als auch in Mendocino Mädchen entführt werden, muss Anna tief in ihre eigene Geschichte eintauchen. Paula McLain hat mit „Nacht ohne Sterne“eine packende Mischung aus Thriller, Coming-of-Age- und Familienro­man geschriebe­n. Dafür hat die Autorin auch auf ihr eigenes Leben zurückgegr­iffen. Spannendes Lesefutter, das tiefer gräbt als bei Thrillern üblich.

Paula McLain: „Nacht ohne Sterne“, übers. von Yasemin Din¸cer, Rütten & Loening, 440 S., 18,50 Euro

wünscht. Außerdem wird durch das Surfen die Haut braun, und damit lassen sich Frauen schlechter verheirate­n.

Beim Wettkampf, an dem Aneesha teilnimmt, werden die Frauen genau dann rausgeschi­ckt, wenn die Bedingunge­n am schlechtes­ten sind. Bei der Siegerehru­ng wird nur bei den Männern musiziert.

In Südafrika trifft Eickelberg auf Suthu, eine der wenigen schwarzen Surferinne­n, die ausgezeich­net surft. „In den Augen der Black Community verleugne ich meine Wurzeln, weil ich diesem ,weißen Sport’ nachgehe. Einige fühlen sich dadurch provoziert“, erzählt sie. In einem bekannten Surffilm hätte Suthu eine Nebenrolle spielen sollen. Sie wurde von einer weißen Schauspiel­erin, die nicht surfen konnte, ersetzt. Die Surfszenen wurden mit ein emmännlich en Double gedreht.

Surfen bis sie volljährig ist. Sogar in Gaza wird Eickelberg fündig. Dort bringt ein Vater seinen Töchtern surfen bei. Allerdings müssen sie aufhören, wenn sie volljährig sind. Eickelberg hält Sabahs so gut wie letzen Ritt fest. In England trifft sie auf Gwyn, 72 Jahre alt, die zeit ihres Lebens gesurft ist – und es noch immer tut. Sie bringt sie mit Christine aus Frankreich, ebenfalls schon über 70, zusammen. Christine zählt zu den Surfpionie­rinnen in Frankreich. Sie war in den 60ern sechsfache Meisterin, qualifizie­rte sich sogar für die Weltmeiste­rschaft in Puerto Rico.

Doch sie nahm nie daran teil, weil ihr Flugticket zu den Weltmeiste­rschaften stattdesse­n einem jungen Mann gegeben wurde, der in Puerto Rico lernen sollte, wie man Surfbrette­r baut. „Da habe ich gesagt: Das war’s, Jungs. Ich habe mit allem und allen gebrochen.“Sie erzählt, wie auch damals Frauen zu den schlechtes­ten Bedingunge­n rausgeschi­ckt wurden, die Trikots mussten sie nass von den Männern übernehmen, trotzdem hat sie diese Zeit geliebt. Und sie sagt den vielleicht wichtigste­n Satz im Buch: „Sie haben immer nur Fotos von den Männern gemacht, nie von uns. Deshalb siehst du in den Geschichts­büchern kaum Frauen. Auf Surfbrette­rn. (...) Dabei waren wir da – und sind es immer noch. Wir werden immer noch nicht wahrgenomm­en.“

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